Ersatz des Schultergelenkes durch eine anatomische Schulterendoprothese

Ersatz des Schultergelenkes durch eine anatomische Schulterendoprothese

Beschreibung

vor 15 Jahren
Die vorliegende prospektive Studie stellt eine Zusammenfassung der
Ergebnisse der Schulterendoprothetik am Universitätsklinikum
München Großhadern dar. Während eines Beobachtungszeitraumes von 11
Jahren (1994–2005) wurden 102 Patienten mit einem anatomischen
Schulterprothesendesign der dritten Generation vom Typ Aequalis
versorgt. 64-mal wurde eine Hemiprothese implantiert, bei 38
Patienten wurde auch das Glenoid ersetzt. Das durchschnittliche
Alter der Studienteilnehmer betrug 65,8 Jahre. Die
Prothesenstandzeit belief sich im Mittel auf 44,5 Monate, bei einem
Follow-up von 1,3 bis 126,8 Monaten. Alle Indikationen, die zu
einem Gelenkersatz der Schulter führen können, wurden
berücksichtigt. 42-mal wurde die Diagnose einer Omarthrose
gestellt, 24 Patienten litten an der Folge einer alten
Oberarmkopffraktur. Die Ätiologie einer Humeruskopfnekrose trat in
10 Fällen auf. 8-mal wurde eine Rheumatoide Arthritis
diagnostiziert. 7 Patienten erlitten ein akutes Trauma des
Humeruskopfes. Der Befund einer Instabilitätsarthropathie lag bei 4
Studienteilnehmern vor, die Sparte der Rotatorenmanschetten-
Defektarthropathie war einmal besetzt. Insgesamt wurden 6
Revisionsoperationen durchgeführt. Die Patienten wurden sowohl
klinisch als auch radiologisch nachuntersucht und mit den
etablierten Scores nach Constant und Wülker bewertet. Es konnte bei
allen Studienteilnehmern eine signifikante Verbesserung in den
Score-Wertungen und im Bewegungsausmaß bewiesen werden. Im Adjusted
Score nach Constant bedeutet dies einen Anstieg von 50,7 % auf 88,4
%. 134 Eine Gegenüberstellung der Hemi- und der Totalendoprothesen
zeigte bei einem Glenoidersatz die besseren Ergebnisse. Im
Constant-Score erlangten die Patienten mit Totalprothese 68,6
Punkte, die mit einer Hemiprothese versorgten Patienten 61,2
Punkte. Im Adjusted Constant- Score bedeutet dies einen Unterschied
von 92,9 % für die TEP-Gruppe und 85,7 % für die Gruppe mit
Teilimplantat. Es konnte zudem bei den Studienteilnehmern ohne
Glenoidersatz die Ausbildung einer sekundären Glenoidarthrose
beobachtet werden. Mit Auftreten dieses Pfannendefektes nahm auch
die Wertung in den Scores und im Bewegungsausmaß zum Teil
signifikant ab (Wülker-Score, Abduktion). Diese Resultate führen zu
dem Schluss, die Indikation einer Totalendoprothese künftig
großzügiger zu stellen, wenn auch die Implantation des
Glenoidersatzes derzeit die größte Herausforderung darzustellen
scheint. Beim direkten Vergleich der Patientengruppen mit akut
erlittenem Trauma und veralteter Fraktur des Humeruskopfes schnitt
die Kategorie der frischen Verletzung in allen Rubriken besser ab.
Sie erreichte im Adjusted Constant-Score im Mittel Werte von über
100 %, also eine altersgerechte Funktion. Die Erstversorgung einer
Humeruskopffraktur mit einer anatomischen Schulterprothese scheint
nach diesen Erkenntnissen eine gute Option. Die Unterteilung der
Patientengruppe mit veraltetem Trauma zeigte ein deutlich besseres
Abschneiden derjenigen Patienten, die eine niedrige Kategorie nach
Boileau belegten. Eine vorangegangene Malposition der Tuberkula
oder eine Pseudarthrose führen demnach zu weniger guten Resultaten
im Bewegungsausmaß und in den Score-Wertungen als bei Patienten,
die präoperativ weniger anatomische Fehlstellungen aufweisen. In
den Gruppen ohne traumatische Genese berechneten sich vor allem für
die Omarthrose und die Humeruskopfnekrose sehr gute Resultate. Aber
auch die Patientengruppe mit Polyarthritis konnte sich im Vergleich
mit den präoperativ erreichten Wertungen signifikant verbessern.
Für das Outcome der Patienten mit nichttraumatischer
Indikationsstellung ist eine zufriedenstellende präoperative
Funktion ausschlaggebend. 135 Bei der Behandlung von Erkrankungen
des Schultergelenkes ist an eine frühe Implantation einer Prothese
zu denken, um die Lebensqualität längstmöglich zu erhalten.
Radiologisch diagnostizierte Lysezonen und Subluxationsstellungen
blieben bis auf einen Fall einer Glenoidlockerung ohne klinische
Konsequenz. Ein Einfluss der Prothesenstandzeit konnte ebenso wenig
nachgewiesen werden wie ein Einfluss des Patientenalters zum
Zeitpunkt der Operation. Die eingangs gestellten Fragen wurden mit
der vorliegenden Arbeit umfassend untersucht und beantwortet. Im
Allgemeinen decken sich die guten Resultate der hier vorgestellten
Studie mit den Erfahrungen und Veröffentlichungen anderer Autoren.
Insgesamt konnte auch in dieser Untersuchung eine sehr große
Patientenzufriedenheit bestätigt werden, was in Zukunft auf eine
erhöhte Akzeptanz des Schulterersatzes in der Bevölkerung wie auch
in der Ärzteschaft hoffen lässt. Nach Erörterung der oben
gestellten Fragen lässt sich schlussfolgern, dass die moderne
Schulterendoprothetik bei einem berechenbaren Komplikationsrisiko
eine erfolgreiche Intervention in der Versorgung von traumatischen
wie auch nicht verletzungsbedingten Schultergelenksveränderungen
darstellt und mit einer deutlichen Verbesserung der
Schultergelenksfunktion bei allen Indikationen einhergeht.

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