Lehrer werden Begleiter, Schüler werden Gestalter – Über das Projekt „aula“ mit Marina Weisband
„Demokratie muss man nicht nur wollen, man muss sie auch können“
48 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Marina Weisband ist Psychologin und Beteiligungspädagogin. Die
ehemalige politische Geschäftsführerin der Piratenpartei engagiert
sich heute bei den Grünen in den Bereichen Digitalisierung und
Bildung. Seit 2014 leitet sie das Projekt „aula“ - ein
Beteiligungskonzept, das Jugendlichen aktive Mitbestimmung an den
Regeln und Angelegenheiten ihrer Schule oder einer außerschulischen
Organisation ermöglicht. Im Podcast „School must go on“ spricht
Marina Weisband über die Ideen und Ziele hinter dem Projekt sowie
das Rollenverständnis der Lehrkräfte. – Die drei Teile von „aula“ –
Das Projekt besteht aus drei Teilen: 1. Eine Open-Source-Software,
die leicht zu bedienen sei und die Jugendlichen dabei begleite,
einen Beteiligungsprozess zu strukturieren, protokollieren,
diskutieren und zu verbessern. 2. Ein Unterrichtskonzept, also die
didaktische Begleitung des Prozesses, das Lehrer/-innen beibringt,
das Projekt sinnvoll zu begleiten. 3. Ein verbindlicher Vertrag,
mit dem sich die Schule freiwillig verpflichtet, alle Ideen von
„aula“ in einem bestimmten Rahmen mitzutragen. „Die Idee entstand
in meiner Zeit bei den Piraten. Wir waren lauter junge Leute und
wir stellten fest, dass das einzige, was die meisten von uns über
unsere Demokratie gelernt hatten, das Organigramm war. Ich kam dann
zu der Erkenntnis: Demokratie muss man nicht nur wollen, man muss
sie auch können“, erklärt Marina Weisband. – Das Rollenverständnis
der Lehrkräfte – Es gebe immer wieder Skepsis unter den
Lehrkräften, bevor „aula“ an einer Schule eingeführt wird. „Des
Öfteren hören wir von Lehrkräften die Angst ‚Schüler können etwas
beschließen, was wir gar nicht wollen‘“, so die Diplom-Psychologin.
Das Rollenverständnis der Lehrer/-innen sei deshalb bei der
Einführung von „aula“ sehr wichtig. Was ist eine Lehrkraft? Welche
Aufgaben hat sie? Woraus speist sich Autorität und wie kann ich mit
dem Kontrollverlust umgehen? Das seien nur einige der Fragen, die
im Rahmen dessen aufkommen. „Wir arbeiten eigentlich an ganz
intimen Themen der Organisationsentwicklung“, fasst Marina Weisband
zusammen. „Im besten Fall verändern wir durch die Einführung von
„aula“ die Rolle der Lehrkräfte von Autoritäten hin zu Begleitern
und die der Schüler/-innen von Konsumenten hin zu Gestaltern.“ –
Mehr Macht für die Schüler – „Wir haben schon oft die Bedenken von
Schüler/-innen gehört: ‚Warum sollen wir uns denn beteiligen, die
Lehrer/-innen machen doch eh, was sie wollen‘. Das ist da, wo
dieses ‚Die da oben machen doch eh, was sie wollen‘ anfängt und das
ist der Einstieg in Populismus“, sagt die Beteiligungspädagogin.
Das oberste Ziel von „aula“ sei daher das empowern der
Schüler/-innen und das Erleben von Selbstwirksamkeit und einer
eigenen Rolle in der Gesellschaft, die als aktive Rolle verstanden
wird. So wurde beispielsweise schon ein Smartphone-Tag an einer
Schule beschlossen, an dem alle Lehrkräfte ihren Unterricht
mithilfe des Smartphones machen müssen. Oder Lehrkräfte wurden
mithilfe eines Crowdfundings auf eine Fortbildung zum Thema
„Smartboards“ geschickt. „‚aula‘ bringt die Schüler/-innen in das
verbindliche Umsetzen ihrer eigenen Visionen.“ Außerdem spricht
Marina Weisband über das Problem der Finanzierung, die Auswirkungen
der coronabedingten Schulschließungen auf das Projekt,
Schulentwicklung in Deutschland, Datenschutz bei der Wahl der
Software und den Digitalpakt.
ehemalige politische Geschäftsführerin der Piratenpartei engagiert
sich heute bei den Grünen in den Bereichen Digitalisierung und
Bildung. Seit 2014 leitet sie das Projekt „aula“ - ein
Beteiligungskonzept, das Jugendlichen aktive Mitbestimmung an den
Regeln und Angelegenheiten ihrer Schule oder einer außerschulischen
Organisation ermöglicht. Im Podcast „School must go on“ spricht
Marina Weisband über die Ideen und Ziele hinter dem Projekt sowie
das Rollenverständnis der Lehrkräfte. – Die drei Teile von „aula“ –
Das Projekt besteht aus drei Teilen: 1. Eine Open-Source-Software,
die leicht zu bedienen sei und die Jugendlichen dabei begleite,
einen Beteiligungsprozess zu strukturieren, protokollieren,
diskutieren und zu verbessern. 2. Ein Unterrichtskonzept, also die
didaktische Begleitung des Prozesses, das Lehrer/-innen beibringt,
das Projekt sinnvoll zu begleiten. 3. Ein verbindlicher Vertrag,
mit dem sich die Schule freiwillig verpflichtet, alle Ideen von
„aula“ in einem bestimmten Rahmen mitzutragen. „Die Idee entstand
in meiner Zeit bei den Piraten. Wir waren lauter junge Leute und
wir stellten fest, dass das einzige, was die meisten von uns über
unsere Demokratie gelernt hatten, das Organigramm war. Ich kam dann
zu der Erkenntnis: Demokratie muss man nicht nur wollen, man muss
sie auch können“, erklärt Marina Weisband. – Das Rollenverständnis
der Lehrkräfte – Es gebe immer wieder Skepsis unter den
Lehrkräften, bevor „aula“ an einer Schule eingeführt wird. „Des
Öfteren hören wir von Lehrkräften die Angst ‚Schüler können etwas
beschließen, was wir gar nicht wollen‘“, so die Diplom-Psychologin.
Das Rollenverständnis der Lehrer/-innen sei deshalb bei der
Einführung von „aula“ sehr wichtig. Was ist eine Lehrkraft? Welche
Aufgaben hat sie? Woraus speist sich Autorität und wie kann ich mit
dem Kontrollverlust umgehen? Das seien nur einige der Fragen, die
im Rahmen dessen aufkommen. „Wir arbeiten eigentlich an ganz
intimen Themen der Organisationsentwicklung“, fasst Marina Weisband
zusammen. „Im besten Fall verändern wir durch die Einführung von
„aula“ die Rolle der Lehrkräfte von Autoritäten hin zu Begleitern
und die der Schüler/-innen von Konsumenten hin zu Gestaltern.“ –
Mehr Macht für die Schüler – „Wir haben schon oft die Bedenken von
Schüler/-innen gehört: ‚Warum sollen wir uns denn beteiligen, die
Lehrer/-innen machen doch eh, was sie wollen‘. Das ist da, wo
dieses ‚Die da oben machen doch eh, was sie wollen‘ anfängt und das
ist der Einstieg in Populismus“, sagt die Beteiligungspädagogin.
Das oberste Ziel von „aula“ sei daher das empowern der
Schüler/-innen und das Erleben von Selbstwirksamkeit und einer
eigenen Rolle in der Gesellschaft, die als aktive Rolle verstanden
wird. So wurde beispielsweise schon ein Smartphone-Tag an einer
Schule beschlossen, an dem alle Lehrkräfte ihren Unterricht
mithilfe des Smartphones machen müssen. Oder Lehrkräfte wurden
mithilfe eines Crowdfundings auf eine Fortbildung zum Thema
„Smartboards“ geschickt. „‚aula‘ bringt die Schüler/-innen in das
verbindliche Umsetzen ihrer eigenen Visionen.“ Außerdem spricht
Marina Weisband über das Problem der Finanzierung, die Auswirkungen
der coronabedingten Schulschließungen auf das Projekt,
Schulentwicklung in Deutschland, Datenschutz bei der Wahl der
Software und den Digitalpakt.
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