(Engl.) Live-Unterricht via Google, Zoom und Co. – Über Bildung in Polen mit Joanna Juszczyk
„Kinder brauchen diesen Kontakt, wenn auch nur online.“
55 Minuten
Podcast
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Beschreibung
vor 3 Jahren
(***englisches Interview***) Joanna Juszczyk ist seit 18 Jahren
Englischlehrerin in Polen. Davon war sie die meiste Zeit an einer
Mittelschule tätig. Seit drei Jahren arbeitet sie als Lehrerin an
einer Grundschule. Vergangenes Jahr gewann sie den polnischen
Wettbewerb „Brainly Educator of the Year 2020“ in der Kategorie
Geisteswissenschaften. Im Podcast „School must go on“ spricht
Joanna Juszczyk über das Schulsystem in Polen, wie dort derzeit der
Unterricht stattfindet und über Tests. – Schulreform in Polen – Vor
vier Jahren habe es in Polen eine große Bildungsreform gegeben.
Zuvor seien Kinder zunächst auf eine Grundschule, dann auf eine
Mittelschule und letztlich auf eine Oberschule gegangen. Im Rahmen
der Reform wurde die Mittelschule jedoch abgeschafft und die Kinder
verbringen nun acht Jahre auf der Grundschule. „Es ist nun genauso
wie damals, als ich zur Schule gegangen bin, aber das ist halt mehr
als 20 Jahre her“, merkt Joanna Juszczyk an. Es sei für die Reform
nichts geplant gewesen, sodass die Grundschulen nun zu wenig
Klassenräume und somit zu große Klassen haben. „Die Reform war
nicht vorbereitet und sie wurde zu schnell eingeführt“, appelliert
die Lehrerin. „Ich habe das Gefühl als Lehrerin, dass es sich nicht
zum Guten für die Schüler/-innen verändert hat.“ – Über das
ständige Testen und Benoten – Im polnischen Bildungssystem sei das
Benoten der Kinder ein großer Bestandteil. Dadurch gebe es auch
immer wieder und in allen Fächern Tests. „Die Lehrer/-innen können
sich nicht vorstellen, Kinder zu unterrichten, ohne ihnen Tests zu
geben“, erklärt Joanna Juszczyk. Der ganze Unterricht sei darauf
ausgelegt, die Kinder auf die vielen Tests vorzubereiten und es
bleibe keine Zeit für Konversationen oder Projekte. „Insbesondere
in Englisch brauchen sie die Fähigkeit für ihr Leben, nicht für
Tests. Sie müssen sprechen und die Sprache benutzen und nicht Tests
schreiben“, erklärt die Grundschullehrerin. – Live-Unterricht
während Corona – In Polen werde der Lehrplan und alles den
Unterricht Betreffende durch das dortige Bildungsministerium
vorgegeben. „Es gibt einen Lehrplan für das gesamte Land“, so die
Pädagogin. Die lokalen Verwaltungen seien lediglich für
organisatorische Aufgaben, wie das Renovieren von Schulgebäuden
oder die Beschaffung von Computern zuständig. Anlässlich der ersten
Schulschließungen im Frühjahr 2020 habe das Ministerium dann viel
Autonomie und damit auch Verantwortung an die Schulen abgegeben.
„Das war einerseits gut, weil es pragmatisch ist. Andererseits ging
damit die ganze Verantwortung für die Dinge, die passieren und
vielleicht auch nicht gut laufen, auf die Direktoren über“, erklärt
Joanna Juszczyk. Nachdem der Unterricht während der ersten
Schulschließungen noch viel aus dem Zusenden von Materialien
bestanden habe, sei es mittlerweile üblich, den normalen
Stundenplan als Live-Unterricht über Google, Zoom oder Microsoft
abzuhalten und seine Schüler/-innen täglich zu sehen. „Die
Direktoren haben über den Sommer gute Arbeit geleistet, was das
Vorbereiten der Lehrkräfte und Organisieren des Unterrichts
angeht“, lobt die Englischlehrerin. „Ich habe beobachtet, dass
Kinder diesen Kontakt, wenn auch nur online, wirklich brauchen!“
Außerdem spricht Joanna Juszczyk über den Lehrkräftemangel in
Polen, ihre Meinung zu Schulbüchern und was ihre Wünsche an das
Bildungsministerium sind.
Englischlehrerin in Polen. Davon war sie die meiste Zeit an einer
Mittelschule tätig. Seit drei Jahren arbeitet sie als Lehrerin an
einer Grundschule. Vergangenes Jahr gewann sie den polnischen
Wettbewerb „Brainly Educator of the Year 2020“ in der Kategorie
Geisteswissenschaften. Im Podcast „School must go on“ spricht
Joanna Juszczyk über das Schulsystem in Polen, wie dort derzeit der
Unterricht stattfindet und über Tests. – Schulreform in Polen – Vor
vier Jahren habe es in Polen eine große Bildungsreform gegeben.
Zuvor seien Kinder zunächst auf eine Grundschule, dann auf eine
Mittelschule und letztlich auf eine Oberschule gegangen. Im Rahmen
der Reform wurde die Mittelschule jedoch abgeschafft und die Kinder
verbringen nun acht Jahre auf der Grundschule. „Es ist nun genauso
wie damals, als ich zur Schule gegangen bin, aber das ist halt mehr
als 20 Jahre her“, merkt Joanna Juszczyk an. Es sei für die Reform
nichts geplant gewesen, sodass die Grundschulen nun zu wenig
Klassenräume und somit zu große Klassen haben. „Die Reform war
nicht vorbereitet und sie wurde zu schnell eingeführt“, appelliert
die Lehrerin. „Ich habe das Gefühl als Lehrerin, dass es sich nicht
zum Guten für die Schüler/-innen verändert hat.“ – Über das
ständige Testen und Benoten – Im polnischen Bildungssystem sei das
Benoten der Kinder ein großer Bestandteil. Dadurch gebe es auch
immer wieder und in allen Fächern Tests. „Die Lehrer/-innen können
sich nicht vorstellen, Kinder zu unterrichten, ohne ihnen Tests zu
geben“, erklärt Joanna Juszczyk. Der ganze Unterricht sei darauf
ausgelegt, die Kinder auf die vielen Tests vorzubereiten und es
bleibe keine Zeit für Konversationen oder Projekte. „Insbesondere
in Englisch brauchen sie die Fähigkeit für ihr Leben, nicht für
Tests. Sie müssen sprechen und die Sprache benutzen und nicht Tests
schreiben“, erklärt die Grundschullehrerin. – Live-Unterricht
während Corona – In Polen werde der Lehrplan und alles den
Unterricht Betreffende durch das dortige Bildungsministerium
vorgegeben. „Es gibt einen Lehrplan für das gesamte Land“, so die
Pädagogin. Die lokalen Verwaltungen seien lediglich für
organisatorische Aufgaben, wie das Renovieren von Schulgebäuden
oder die Beschaffung von Computern zuständig. Anlässlich der ersten
Schulschließungen im Frühjahr 2020 habe das Ministerium dann viel
Autonomie und damit auch Verantwortung an die Schulen abgegeben.
„Das war einerseits gut, weil es pragmatisch ist. Andererseits ging
damit die ganze Verantwortung für die Dinge, die passieren und
vielleicht auch nicht gut laufen, auf die Direktoren über“, erklärt
Joanna Juszczyk. Nachdem der Unterricht während der ersten
Schulschließungen noch viel aus dem Zusenden von Materialien
bestanden habe, sei es mittlerweile üblich, den normalen
Stundenplan als Live-Unterricht über Google, Zoom oder Microsoft
abzuhalten und seine Schüler/-innen täglich zu sehen. „Die
Direktoren haben über den Sommer gute Arbeit geleistet, was das
Vorbereiten der Lehrkräfte und Organisieren des Unterrichts
angeht“, lobt die Englischlehrerin. „Ich habe beobachtet, dass
Kinder diesen Kontakt, wenn auch nur online, wirklich brauchen!“
Außerdem spricht Joanna Juszczyk über den Lehrkräftemangel in
Polen, ihre Meinung zu Schulbüchern und was ihre Wünsche an das
Bildungsministerium sind.
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