Der Ausweg aus der Klimakrise führt durch die Stadt
Umwelt-Ökonom Gernot Wagner über effiziente Städte und Speckgürtel
als Klimasünder
44 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Sie sind die Wachstumsmagneten der Zukunft: Laut den Vereinten
Nationen werden bis 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung in
Städten leben, im Vergleich zu etwas mehr als die Hälfte aktuell.
Schon jetzt gibt es mehr als 63 Städte mit über drei Millionen
Einwohnern. Hunderttausende Quadratkilometer mehr an Fläche wird
das Städtewachstum in den nächsten Jahrzehnten verschlingen. Städte
haben meist keinen besonders guten Ruf: Sie sind oft laut,
schmutzig, eng und bieten meist wenig Platz für Natur und
Erholungsräume. Anziehend wirken sie meist auch nicht wegen ihrer
hohen Lebensqualität, sondern aufgrund der Arbeitsmöglichkeiten,
die sie bieten. Tatsächlich sollten wir aber mit dem negativen
Image von Städten aufräumen, sagt Gernot Wagner, Umwelt-Ökonom an
der New York University. Wagner ist in Amstetten in
Niederösterreich geboren, lebt aber seit einiger Zeit in den USA
und aktuell in New York. In wenigen Tagen wird er sein Buch "Stadt,
Land, Klima: Warum wir nur mit einem urbanen Leben die Erde
retten", veröffentlichen, in dem er das Klimaschutzpotenzial von
Städten aufzeigen will. "Stadt ist dort, wo das Leben kompakt,
effizient, reich an Möglichkeiten und zugleich CO2-arm ist", sagt
Wagner. Das "effiziente Stadtleben" sei für ihn jenes, bei dem
alles in unmittelbarer Nähe anzufinden ist. Das tägliche Leben
spielt sich im 15-Minuten Radius ab – zu Fuß oder mit dem Fahrrad,
versteht sich – innerhalb dessen sich Arbeit, Cafes, Spielplätze,
Supermärkte und Parks befinden. Die Wohnungen sind im Verhältnis zu
den Einfamilienhäusern am Stadtrand eher klein – Wagner selbst habe
sich entschieden, zusammen mit seiner Familie in eine rund 70
Quadratmeter Wohnung zu ziehen – und deshalb CO2-sparsamer.
Abstriche brauche man deshalb keine zu machen, sofern man den
eigenen Lebensstil an die Wohnsituation anpassen kann, so Wagner.
Die Vororte und Speckgürtel sind für den Experten die größten
Klimasünder. Dort, wo die Häuser groß, die Wege in die Arbeit lang
sind und die meisten Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden. Als
Negativbeispiel führt der Experte das Tullnerfeld in
Niederösterreich an: Dort habe man mit dem Bahnhof bewusst Anreize
für die starke Verbauung der Landschaft durch Einfamilienhäuser
geschaffen. Und was ist mit dem Land? Das soll wieder mehr Platz
für die Natur bekommen, so Wagner. "Überspitzt formuliert" werden
am Ende größtenteils nur mehr die Landwirte wirklich am Land leben
und dort die Lebensmittelproduktion sicherstellen. Eine Erklärung,
wie ein gutes und erfülltes Leben dann auch für diese Bewohner
aussehen kann, bleibt der Experte aber schuldig. Von
Lebensmodellen, am Land ein umweltbewusstes Leben führen zu können,
hält Wagner wenig – zumindest, wenn es um eine Lösung für den
Großteil der Weltbevölkerung geht. Im Gespräch wird auch klar, dass
es dem Experten vorrangig um die westlichen Bevölkerungen geht, wo
Probleme wie Luftverschmutzung, große Slums und fehlende
Verkehrsinfrastruktur eine vergleichsweise geringere Rolle spielen
wie in so manchen Entwicklungsländern. Aber klar ist auch: Damit
Städte wirklich zum weltweit lebenswertesten Wohnort der Zukunft
werden, haben sie noch einen steilen Weg vor sich.
Nationen werden bis 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung in
Städten leben, im Vergleich zu etwas mehr als die Hälfte aktuell.
Schon jetzt gibt es mehr als 63 Städte mit über drei Millionen
Einwohnern. Hunderttausende Quadratkilometer mehr an Fläche wird
das Städtewachstum in den nächsten Jahrzehnten verschlingen. Städte
haben meist keinen besonders guten Ruf: Sie sind oft laut,
schmutzig, eng und bieten meist wenig Platz für Natur und
Erholungsräume. Anziehend wirken sie meist auch nicht wegen ihrer
hohen Lebensqualität, sondern aufgrund der Arbeitsmöglichkeiten,
die sie bieten. Tatsächlich sollten wir aber mit dem negativen
Image von Städten aufräumen, sagt Gernot Wagner, Umwelt-Ökonom an
der New York University. Wagner ist in Amstetten in
Niederösterreich geboren, lebt aber seit einiger Zeit in den USA
und aktuell in New York. In wenigen Tagen wird er sein Buch "Stadt,
Land, Klima: Warum wir nur mit einem urbanen Leben die Erde
retten", veröffentlichen, in dem er das Klimaschutzpotenzial von
Städten aufzeigen will. "Stadt ist dort, wo das Leben kompakt,
effizient, reich an Möglichkeiten und zugleich CO2-arm ist", sagt
Wagner. Das "effiziente Stadtleben" sei für ihn jenes, bei dem
alles in unmittelbarer Nähe anzufinden ist. Das tägliche Leben
spielt sich im 15-Minuten Radius ab – zu Fuß oder mit dem Fahrrad,
versteht sich – innerhalb dessen sich Arbeit, Cafes, Spielplätze,
Supermärkte und Parks befinden. Die Wohnungen sind im Verhältnis zu
den Einfamilienhäusern am Stadtrand eher klein – Wagner selbst habe
sich entschieden, zusammen mit seiner Familie in eine rund 70
Quadratmeter Wohnung zu ziehen – und deshalb CO2-sparsamer.
Abstriche brauche man deshalb keine zu machen, sofern man den
eigenen Lebensstil an die Wohnsituation anpassen kann, so Wagner.
Die Vororte und Speckgürtel sind für den Experten die größten
Klimasünder. Dort, wo die Häuser groß, die Wege in die Arbeit lang
sind und die meisten Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden. Als
Negativbeispiel führt der Experte das Tullnerfeld in
Niederösterreich an: Dort habe man mit dem Bahnhof bewusst Anreize
für die starke Verbauung der Landschaft durch Einfamilienhäuser
geschaffen. Und was ist mit dem Land? Das soll wieder mehr Platz
für die Natur bekommen, so Wagner. "Überspitzt formuliert" werden
am Ende größtenteils nur mehr die Landwirte wirklich am Land leben
und dort die Lebensmittelproduktion sicherstellen. Eine Erklärung,
wie ein gutes und erfülltes Leben dann auch für diese Bewohner
aussehen kann, bleibt der Experte aber schuldig. Von
Lebensmodellen, am Land ein umweltbewusstes Leben führen zu können,
hält Wagner wenig – zumindest, wenn es um eine Lösung für den
Großteil der Weltbevölkerung geht. Im Gespräch wird auch klar, dass
es dem Experten vorrangig um die westlichen Bevölkerungen geht, wo
Probleme wie Luftverschmutzung, große Slums und fehlende
Verkehrsinfrastruktur eine vergleichsweise geringere Rolle spielen
wie in so manchen Entwicklungsländern. Aber klar ist auch: Damit
Städte wirklich zum weltweit lebenswertesten Wohnort der Zukunft
werden, haben sie noch einen steilen Weg vor sich.
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