137 Wie entstehen Ängste

137 Wie entstehen Ängste

Die Entstehung von unbewussten Mustern und Prägungen
17 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Heute sprechen wir über Prägungen, also unbewusste Muster, welche
uns lenken und der Frage, wie viele eigenen solche Prägungen hat
das Baby und was kommt von den Eltern.


Bevor wir diese Frage beantworten können, schauen wir an, wie
Muster im Unterbewusstsein überhaupt gebildet werden.


Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten,  wie sich im UBS
ein Muster abspeichert.


Durch Wiederholung

Durch Emotionalität



Doch darauf kommen wir gleich zurück.


Nun, stell dir dein Unterbewusstsein als Schneelandschaft an. Bei
einem Neugeborenen ist das eine Schneelandschaft, wo nur frischer
Schnee als dicke Decke liegt, eine einheitliche, weisse Ebene.


Nun bekommst du ein Bedürfnis, ein Ziel, welches du gerne
erreichen möchtest. Dieses kannst du dir in deiner
Schneelandschaft z.B. als Baum weit hinten am Horizont
vorstellen.



Nun gehst du auf diesen Baum zu. Im Unterbewusstsein startest du
dafür anfangs immer an derselben Stelle.


Nun watest du durch diesen hohen Schnee, kämpfst dich voran, bis
du dein Ziel, also den Baum, erreicht hast. Hinter dir im Schnee
sieht man nun deine Fussabdrücke. Diese bleiben stehen und immer
sichtbar.


Wenn du nun dieses Bedürfnis spürst, also du dieses Ziel ein
zweites Mal erreichen möchtest, dann startest du dafür wieder in
der Mitte auf der Schneeebene und du wählst von dort aus deinen
Weg.


Vor dir siehst du die Fussabdrücke als Weg. Dein Unterbewusstsein
ist bestrebt nach Einfachheit und sucht diese stets im Bekannten.
Also, alles was bereits schon mal erlebt wurde, empfindest du im
Unterbewusstsein als einfach, weil es eben bekannt ist und das
Unterbewusstsein lenkt dich automatisch in diese Richtung.

Also gehst du nochmals denselben Weg zu deinem Ziel und die Spur,
die du hinterlässt, wird grösser.

Und du siehst schon, auf was es herausläuft. Jedes Mal, wenn
dieser Weg begangen wird, wird er grösser, tiefer und
gefestigt.
Schon bald überlegt dein Unterbewusstsein gar nicht mehr, WIE es
dieses Ziel erreichen soll, sondern startet immer denselben Weg,
sobald dieses Bedürfnis erkannt wird.


Und genau so verhält es sich mit den unbewussten Prägungen und
Muster. Jede Erfahrung, die gemacht wird, trägt dazu bei, dass
solche Trampelpfade gelegt werden.


 


Und nun kommen wir zurück zu den zwei Entstehungsmechanismen.
Durch Wiederholung

Hier verhält es sich genau so, wie wir bereits beschrieben haben.


Je öfters der selbe Weg, sprich, die gleiche Entscheidung
getroffen wurde, gleich Reagiert wurde, gleich Gehandelt wurde,
umso stärker wird dies als Programm gespeichert und in Zukunft
wird immer so gehandelt.


 
Durch Emotionalität

Wir eine Erfahrung gemacht, welche sehr emotional ist, dann
festigt dies den Weg bereits bei einmaligem Durchschreiten tief
und bleibt so als Prägung bestehen.



Ich gebe dir hier gerne ein Beispiel dazu:
Du gehst als Kind zum ersten Mal mit deiner Familie in der Nacht
im Dunkeln im Wald spazieren.
Nun macht sich dein grösserer Bruder einen Spass daraus, dich zu
erschrecken und springt vor dir hinter einem Baum hervor. Du
erschrickst dich ganz stark, hast Angst und weinst ganz
fürchterlich.


 


Nun hat sich dies als tiefen Weg eingetreten, in deinem
Unterbewusstsein aus Schnee. Und du hast das Ereignis so
abgespeichert: dass Spazieren im dunkeln Wald Angst bereitet.


Jedes Mal, wenn du nun im Dunkeln draussen bist (das muss nicht
mal mehr unbedingt im Wald sein), geht dein Unterbewusstsein den
Weg der Angst.


 


Ein anderes Beispiel dazu wäre eine liebe Freundin, welche immer
die falschen Typen daten. Nämlich die, die ihr nicht gut tun und
bei welchen es früher oder später im Drama endet.



Warum ist das so?


Ihr Unterbewusstsein fühlt sich bei diesen Typen wohl – WEIL es
ihr bekannter Weg ist. Das heisst nicht, dass es der richtig Weg
ist. Dass es ihr Herzensweg ist. Nein! Es ist einfach der
bekannte Weg, und das löst in ihr ein Gefühl der Vertrautheit
aus, welches sie, zum Beispiel beim ersten Date, auf den Mann
projiziert.


 


Würde sie einen, für sie vielleicht perfekt passenden, Mann
daten, welcher gar nicht ihrem üblichen Beuteschema entspricht,
fühlt sich etwas im Unterbewusstsein stark verunsichert, weil das
so ganz unbekannt ist. Die inneren Alarmglocken läuten, weil auf
keine Erfahrung zurückgegriffen werden kann.


 


Wenn sie gelernt hat, auf ihr Bauchgefühl zu achten, dann nimmt
sie nun diese Verunsicherung wahr und entscheidet sich gegen
diesen Mann, und endet wieder in einer Beziehung aus ihrem alten
Muster.


Würde sie jedoch einmal diesen neuen Weg gehen, wäre ihr
Unterbewusstsein fähig, diesen Weg immer mehr und häufiger zu
Beschreiten. Also könnte sie immer mehr gute Dates mit guten
Männern erleben. So oft, bis dies ihr neuer Pfad im Schnee wird.


 


Was bringt dir nun dieses Wissen im Bezug auf das Zusammenleben
mit Kindern?


Das Baby bekommt bei seiner Geburt (oder auch schon etwas
vorher), einiges an Wegen im Schnee von seinen Eltern mit. Alle
essentiellen Wege, welche als Baby gegangen werden, sind bereits
vorgelegt. Das hat mit dem Drang nach Überleben zu tun, welcher
wir Menschen in uns tragen. Das Baby hat diese lebensnotwendigen
Pfade in sich. Z.b. bei Hunger den Weg des Weinens, um zu Nahrung
zu kommen. Das muss es nicht erst neu herausfinden, das ist
bereits als Lösungsweg so verankert.


 


Doch es geht noch weiter.


Auch die Angst vor gefährlichen Tieren, Feuer, dem freien Fall,
lauten Geräuschen, ist so als Pfad im Unterbewusstsein gegeben.


Hat nun die Mutter eine Spinnen-Phobie und reagiert mit panischer
Angst auf die Spinne, dann ist es gut möglich, dass diese
Reaktion genau so im Kind verankert wurde, noch BEVOR das Kind
zum ersten Mal eine Spinne gesehen hat.
Dann kommt das Krabbelalter und das Kind entdeckt eine Spinne und
bekommt Panik.


Erst, nachdem das Kind seine eigenen Erfahrungen mit Spinnen
machen konnte, ist es in der Lage, diesen übernommenen Weg zu
ändern. Das kann viel Zeit und eine grosse Menge an
Wiederholungen benötigen, je nach dem, wie tief diese erste
Prägung war.


Was es für euer Zusammenleben bedeutet, wenn das Kind anfängt,
seine eigenen Wege zu bahnen, dass schauen wir uns nächste Woche
an. Dann geht es um das Thema "Trotzphase".

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