Steffen Rothammel: "Das Gefühl ist der Auslöser" – Mit Empathie und Intuition zu besseren Bildern
Technisch perfekte Bilder gibt es genug. Sie zu machen ist kein
Hexenwerk. Oft wirken sie aber auch klinisch und kalt. Wie also
gelingen Bilder, die unter die Haut gehen?
1 Stunde 31 Minuten
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Beschreibung
vor 4 Jahren
Was ist das Schlüssel zu ausdrucksstarken Bildern?
Empathie und Intuition, sagt Steffen Rothammel. In seinem Buch
„Das Gefühl ist der Auslöser“ zeigt er, wie man seiner Fotografie
mehr Tiefe und Seele verleiht.
Steffen Rothammel sagt: „Nur wenn Sie Ihr
Innerstes nach außen kehren, können Sie richtig gut sein. Denn
dann verschwenden Sie keine Zeit an eine Maske.“
Das Thema Technik ist schnell abgehakt.
Nur auf den ersten Seiten seines Buches „Das Gefühl ist der
Auslöser“* geht Steffen Rothammel auf das Werkzeug des Fotografen
– sprich die Kamera – ein. Er erklärt den Zusammenhang zwischen
Blende, Belichtungszeit und ISO.
Letztlich betont er aber, dass die technische Beherrschung des
Instruments vor allem wichtig ist, damit man das Wissen später in
den Hintergrund rücken kann. Dazu passend zitiert er ein
japanisches Sprichwort: „Wer schön schreiben kann, schreibt auch
mit einem schlechten Pinsel schön.“
Der Schlüssel zu packenden Bildern liegt aber nicht in
technischer Perfektion, sondern in den Gefühlen, die man in ihnen
transportiert. Empathie und Intuition sind entscheidend, so
Rothammel.
Was das konkret bedeutet, das erklärt der Münchener Fotograf
anhand von zahlreichen Beispielen. Er taucht dafür tief in sein
eigenes Archiv. Anhand von Momenten und Erlebnissen während
seiner Reisen rund um den Globus führt er ebenso anschaulich wie
unterhaltsam durch das Buch.
Es geht darum, wie man auf Reisen nicht nur als Tourist an der
Oberfläche kratzt, sondern tief in fremde Kulturen eintaucht, um
Land und Leute frei von Klischees und Vorurteilen wirklich
kennenzulernen. Die Kamera und die Fotografie sind dabei wichtige
Werkzeuge.
Die Kamera ist für Rothammel nicht nur ein Werkzeug, um Motive
festzuhalten und Erinnerungen zu schaffen. Vielmehr sieht er in
ihr auch ein Vehikel zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Um
Menschen unterwegs im Alltagsleben fotografieren zu können, muss
man Kontakt zu ihnen aufbauen. Mit den rüden Methoden eines
Paparazzi kommt man nicht weit. Vielmehr geht es darum, so
genannte „soft skills“ zu entwickeln. Neben Einfühlungsvermögen
zählen auch Kommunikation und Mut dazu.
Auf fremde Menschen zuzugehen, stellt für viele Hobbyfotografen
eine große Hürde dar. Vor allem, wenn auch noch Sprachbarrieren
hinzukommen. Die Fotografie kann dabei helfen, Ängsten und
Schüchternheit zu überwinden.
Rothammel argumentiert, dass der kreative Prozess alle Sinne mit
einbezieht. Fesselnde Fotografie setzt Erfahrung, Erlebnisse und
Fantasie voraus. Vor jedem Drücken auf den Auflöser sollte man
sich fragen: Was möchte ich mit dem Bild ausdrücken? Aus der
Antwort auf die Frage leiten sich dann die Wahl der Mittel ab –
zum Beispiel Brennweite, Kameraeinstellungen oder Bildausschnitt.
Rothammel: „Die Umsetzung einer gelernten Technik in ein Artefakt
bedarf einer Idee.“
Mit seinem Ansatz steht Rothammel in der Tradition von Autoren
wie David DuChemin („Die Seele der Kamera“*) oder Ibarionex
Perello („Mein Foto: Mit Leidenschaft und Planung zum eigenen
fotografischen Workflow“*), die sich ebenfalls mit der Seele der
Fotografie beschäftigen. Er ermuntert dazu, ausgetretene Pfade zu
verlassen und stattdessen der eigenen Stimme zu folgen. Nur so
gelange man zu Bildern, die sich von der Masse abheben: „Nur wenn
Sie Ihr Innerstes nach außen kehren, können Sie richtig gut sein.
Denn dann verschwenden Sie keine Zeit an eine Maske.“
Rothammel plädiert dafür, seinen eigenen Weg in der Fotografie zu
finden und diesen konsequent zu verfolgen – auch wenn das
bedeutet, gängige Regeln zu brechen: „Versuchen Sie von Anfang
an, sich in Ihren Aufnahmen und in Ihrer Fotografie selbst zu
suchen.“
Das Buch gibt einen wunderbaren Blick in den Werkzeugkasten eines
Fotografen. Die Stilmittel wie zum Beispiel Perspektiven, Licht,
Farben, Geometrie, Textur oder Kontraste werden schlüssig
erklärt. Je nach Situation hilft der geübte Umgang mit ihnen, die
gewünschte Bildwirkung zu erzielen – „die Kunst, das zu nutzen,
was Ihnen zu Verfügung steht, macht den Kern der Fotografie aus.
Sehnen Sie sich nicht nach etwas, was gerade nicht da ist“.
Garniert mit Zitaten von Meisterfotografen wie Henri
Cartier-Bresson, Richard Avedon, Elliot Erwitt ist das Buch eine
gelungene Einleitung, dafür wie man mit Gefühl bessere Bilder
macht.
Weitere Informationen zu dieser Episode unter:
https://gatesieben.de/empathie-und-intuition-in-der-fotografie/
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