BR-Intendantin Katja Wildermuth über Vielfalt, Spardruck und mobiles Arbeiten.

BR-Intendantin Katja Wildermuth über Vielfalt, Spardruck und mobiles Arbeiten.

18 Minuten
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Beschreibung

vor 2 Jahren
"Das Wichtigste ist, dass die Kolleginnen und Kollegen innerhalb
des Senders Vielfalt nicht als eine Pflichtübung verstehen, sondern
als Bereicherung", sagt BR-Intendantin Katja Wildermuth im
Interview bei turi2.tv und im turi2 Podcast. Seit einem Jahr steht
sie als erste Frau an der Spitze des Bayerischen Rundfunks und
räumt ein: "Wir haben viele Jahre vergleichsweise homogen
rekrutiert". Förderprogramme wie Puls Talente sollen den BR
diverser machen, 40 Redaktionen im Haus beteiligen sich an der von
der BBC initiierten 50:50-Challenge. Sie hat das Ziel, Männer und
Frauen gleicher­maßen als Gesprächs­partnerinnen ins Programm
Programm zu holen. Vielfalt versteht Wildermuth nicht nur im
Hinblick auf Geschlecht oder kulturelle Herkunft, sondern auch auf
soziale Herkunft, Haltung, Bildungs­wege und Lebense­ntwürfe. Die
Vielfalt der Gesellschaft könne der BR im Programm nur abbilden,
"wenn wir die Poly­perspektivität auch bei uns haben". Diversität
nach Quote hält sie nur für die "Ultima Ratio". Im Gespräch in
ihrem Büro im 15. Stock des Münchner Funkhauses erzählt Katja
Wildermuth auch, wie sich Corona auf die Arbeit im BR auswirkt.
"Ich arbeite wahnsinnig mobil, ich habe meinen Laptop oder mein
iPad dabei. Sie können mich überall hinsetzen", sagt sie. Zu Hause
am Küchen­tisch arbeite sie selbst jedoch eher selten. Ginge es
nach Wildermuth, hätte sie mobiles Arbeiten oder Home-Office ohne
tägliche Präsenz im Sender schon viel früher eingeführt:
"Eigen­verantwortung ist der Schlüssel für das Überleben im 21.
Jahrhundert. Ich bin mir sicher, die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter können am besten einschätzen, wie sie ihre Arbeit gut
erledigen." Dabei sei es Aufgabe der Führungs­kräfte, darauf zu
achten, dass Beschäftigte "im Home-Office nicht vereinsamen", die
Grenze zwischen Arbeit und Privat­leben nicht verschwimmt und die
Teams "auch mal Spaß miteinander haben", was in
ergebnis­orientierten Video­konferenzen oft zu kurz komme. Wie die
gesamte ARD steht auch der BR unter Spardruck – obwohl der
Rundfunkbeitrag 2021 gestiegen ist. Vorbei seien die Zeiten, in
denen ein Programm für alle reicht: "Jeder möchte am liebsten auf
ihn zugeschnittenes Programm", sagt Wildermuth. "Wir müssen
aufpassen, dass wir nicht nur innerhalb des Bestehenden sparen",
irgendwann habe das Prinzip "Schnall den Gürtel enger" seine
Grenzen. Dann stelle sich die Frage: "Welche Inhalte, welche
Programme sind uns wirklich wichtig?" Diese müsse der BR dann
finanziell so ausstatten, dass Macherinnen und Produktionsfirmen
"davon auch wirklich leben können". Es gehe darum, "nicht mit dem
Rasenmäher zu sparen, sondern strategisch". Weitere Themen im
Interview sind u.a. der Umgang mit geschlechter­gerechter Sprache,
die federführende Rolle des BR innerhalb der ARD bei Wissenschaft
und Bildung, Dokus und ökologischer Nachhaltig­keit sowie die
Bedeutung von unabhängigem, professionellen Journalismus in Zeiten,
in denen jeder und jede Inhalte erstellen und verbreiten kann.

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