#12 "Vergiss das Handbuch. Das läuft hier anders." Über ungeschriebene Gesetze in Organisationen.
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vor 4 Jahren
Es gibt Regeln in Organisationen, die gelten, ohne dass
irgendjemand sie beschlossen hat. Sie ergeben sich schleichend,
durch Gewohnheit, oder allein durch die Annahme, dass sie
existieren könnten und man mindestens einen schiefen Blick fürs
Nichteinhalten befürchtet. Wer welchen Platz am Tisch im
Sitzungszimmer einnimmt, kann so geregelt werden, oder auch, welche
Menge an Kuchen bei Geburtstagen zu spendieren ist. Aber auch
weniger harmlose Aspekte des Alltags haben ihr Recht durch
Gewohnheit: Etwa Verzicht auf Schutzkleidung, damit die
Arbeit schneller geht. Oder dass Emails aus einer gewissen
Abteilung leider sehr oft verloren gehen - weil die Leute dort halt
furchtbar nerven. Selbst sich im Alltagsgeschäft gegenseitig wüst
zu beschimpfen und über andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu
lästern, kann ungeschriebenes Gesetz werden in einer Organisation,
wenn gilt: "Es machen ja alle." In der Systemtheorie wird dieser
Bereich der ungeschriebenen Gesetze umfasst mit dem Begriff
"Organisationskultur". Besonders spannend ist an der
Organisationskultur, dass man sie als Entscheiderin oder
Entscheider nicht direkt beeinflussen kann. Um ein zerrüttetes
Betriebsklima wieder zu normalisieren, ist es weder eine gute Idee,
den Beschluss auszugeben, dass alle Mitglieder der Organisation
jetzt nett zueinander sein müssen. Und es hilft genauso wenig,
Workshops abzuhalten und ein Selbstverständnis zu postulieren, dass
an ein neues Miteinander verkündet. "Wer die Kultur in einer
Organisation ändern will, der muss an ihre Struktur ran", sagt
Stefan Kühl, Organisationssoziologe der Universität Bielefeld.
irgendjemand sie beschlossen hat. Sie ergeben sich schleichend,
durch Gewohnheit, oder allein durch die Annahme, dass sie
existieren könnten und man mindestens einen schiefen Blick fürs
Nichteinhalten befürchtet. Wer welchen Platz am Tisch im
Sitzungszimmer einnimmt, kann so geregelt werden, oder auch, welche
Menge an Kuchen bei Geburtstagen zu spendieren ist. Aber auch
weniger harmlose Aspekte des Alltags haben ihr Recht durch
Gewohnheit: Etwa Verzicht auf Schutzkleidung, damit die
Arbeit schneller geht. Oder dass Emails aus einer gewissen
Abteilung leider sehr oft verloren gehen - weil die Leute dort halt
furchtbar nerven. Selbst sich im Alltagsgeschäft gegenseitig wüst
zu beschimpfen und über andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu
lästern, kann ungeschriebenes Gesetz werden in einer Organisation,
wenn gilt: "Es machen ja alle." In der Systemtheorie wird dieser
Bereich der ungeschriebenen Gesetze umfasst mit dem Begriff
"Organisationskultur". Besonders spannend ist an der
Organisationskultur, dass man sie als Entscheiderin oder
Entscheider nicht direkt beeinflussen kann. Um ein zerrüttetes
Betriebsklima wieder zu normalisieren, ist es weder eine gute Idee,
den Beschluss auszugeben, dass alle Mitglieder der Organisation
jetzt nett zueinander sein müssen. Und es hilft genauso wenig,
Workshops abzuhalten und ein Selbstverständnis zu postulieren, dass
an ein neues Miteinander verkündet. "Wer die Kultur in einer
Organisation ändern will, der muss an ihre Struktur ran", sagt
Stefan Kühl, Organisationssoziologe der Universität Bielefeld.
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