OrgAvantgarde: Folge 4 Kollektive hermeneutische Dysfunktionsforschung als radikal neuer Ansatz
Systemdenken I und Systemdenken II
54 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Systemdenken I
Intuitiv / heuristisch: Das Denken funktioniert automatisch und
schnell, weitgehend mühelos und ohne willentliche Steuerung. Wir
wollen dieses Denken nicht nur bei Individuen verorten, sondern
sehen hier auch eine Grundlage für die kooperative Organisation
im Prozess des Organisierens. Hier entstehen die Routinen, Denk-
und Handlungsmuster bis hin zum pfadabhängigen Denken über große
Zeiträume. So läuft die Organisation auch dann, wenn das
pfadabhängige Denken zu massiven Störungen und Dysfunktionen
führt. Der Zustand des Lock-in ist erreicht, wenn der Denkpfad
nicht hinterfragt wird, sondern die Gründe in einem mehr oder
weniger zu suchen sind, gerne verbunden mit Personalisierungen
und mehr vom Gleichen.
Systemdenken I ist im Prozess des Organisierens unabdingbar
schafft jedoch automatisch den blinden Fleck der nicht
beabsichtigten Dysfunktionen.
Systemdenken II:
Reflexiv / hermeneutisch: Wir haben dazu schon einiges
gesagt. Hier geht es um Nachdenken, und zwar auch hier wiederum
nicht als Einzelleistung, sondern größeren Einheiten wie Gruppen,
Bereiche, Organisationen insgesamt.
Diese Art des Denkens dient dazu den blinden Flecken des
Systemdenkens I auf die Spur zu kommen. Diese Art des Denkens ist
anstrengend, weil sie die Aufmerksamkeit auf mentale Aktivitäten
zur Erfassung komplexer Zusammenhänge zirkuläre Wirkungen
(wicked problems) und konkrete Berechnungen (Kennzahlen)
richtet. Systemdenken wird getragen vom subjektiven Erleben
von Handlungsmacht (locus of control), Entscheidungsfreiheit und
engagierter Konzentration.
Systemdenken II ist kein einmaliger Vorgang, sondern kontextuell
wie inhaltlich sorgfältig zu gestalten. Hier spielt das
angewandte Design mit speziellen Instrumenten eine wesentliche
Rolle. Die Frage ist dabei, wer zu welchen Themen mit welchem
angestrebten Ergebnistyp in welcher Zeit zusammenkommt. Natürlich
darf es auch freie Reflexionskontexte geben, jedoch dürfen diese
keinesfalls die Regel sein.
Systemdenken II ist radikal, weil die hermeneutische
Vorgehensweise an die Wurzel der bisherigen Überzeugungen
(Muster, mentale Modelle, Pfade) geht, die in diesem
Forschungsprozess in Frage gestellt werden. Ein Lock-in ist ohne
externe Unterstützung nur schwerlich möglich, weil intern daran
nicht gerührt werden darf. Ein sehr zuverlässiger Indikator ist
dabei, die Aufregung und Ablehnung von externer Unterstützung,
wenn kollektive Abwehrroutinen ausgelöst werden.
Kollektive Dysfunktionsforschung, also Systemdenken II, aktiviert
Abwehrroutinen der Organisation. Für die Ausprägungen dieser
Abwehrroutinen hatten wir bereits typische Kategorien definiert:
1. Erkenntnis Ignoranz
2. Gegenwartsverlängerung
3. Verantwortungsverschiebung
4. Tool-Beschwörung
So werden relevante, oft auch gravierende Probleme
kollektiv invisibilisiert. …
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