Antiziganismus: Radoslav Ganev (RomAnity) im Gespräch bei Allgäu rechtsaußen
... im Gespräch bei Allgäu rechtsaußen
1 Stunde 14 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Wie haben sich antiziganistische Einstellungen von
der Vernichtungspolitik der Nazis bis heute entwickelt? Gibt es
sie auch im Allgäu und wie gefährlich ist die Situation für
Betroffene? Darüber spricht Allgäu rechtsaußen im auf Mittwoch,
den 24. November ab 20 Uhr verschobenen Livestream mit Radoslav
Ganev.
Seit über 600 Jahren sind Sinti und Roma in Europa angesiedelt.
Über mehrere Jahrhunderte wanderten sie vermutlich aus Indien
über das Osmanische Reich bis nach Zentraleuropa. Hier wurde die
Volksgruppe zunehmend ausgegrenzt und diskriminiert bis sie im
Nationalsozialismus beinahe ausgerottet wurde. Doch der Holocaust
an den Sinti und Roma wurde nach der Befreiung vom
Nationalsozialismus jahrzehntelang aus dem historischen
Gedächtnis und der öffentlichen Erinnerung verdrängt. In der neu
gegründeten Bundesrepublik Deutschland fand weder eine politische
noch eine juristische Aufarbeitung dieses Völkermords statt.
Im Gegenteil: Die meisten der ehemaligen Täter konnten in
Behörden oder in der Wirtschaft ungehindert Karriere machen. Den
wenigen Überlebenden, körperlich und seelisch gezeichnet von
Verfolgung und KZ-Haft, verweigerte der deutsche Staat die
moralische und rechtliche Anerkennung ebenso wie eine materielle
Entschädigung. Der Völkermord an den Sinti und Roma wurde nicht
nur in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft ignoriert, auch an
den historischen Orten der Verfolgung, den Mahn- und
Gedenkstätten, fand lange Zeit keine Auseinandersetzung mit
diesem Verbrechen statt. Das galt auch für Gedenkveranstaltungen
in Auschwitz und anderen Orten der Vernichtung. Erst in den
letzten Jahrzehnten ändert sich das langsam.
Wie verbreitet ist Antiziganismus heute?
Doch bis heute haben Roma und Sinti mit Antiziganismus zu
kämpfen. Laut Studien können sich beispielsweise über 60 Prozent
der Menschen in Deutschland nicht vorstellen, Menschen mit
Romnohintergrund als Nachbarn zu haben, obwohl sie nahezu nichts
über die sie wissen. Dennoch glauben über 50 Prozent zu wissen,
Roma und Sinti neigten zu Kriminalität und mehr als ein Drittel
will sie aus den Innenstädten verbannt sehen. Erst im März 2020
kam es in der Nähe von Ulm zu einem
antiziganistischen Brandanschlag auf drei Wohnwagen
einer Zirkustruppe, zu der auch Sinti gehören. Im Februar
diesen Jahres misshandelten Polizisten in Singen ein elfjähriges
Kind, das sie zuvor antiziganistisch beleidigten und mit dem Tod
bedrohten.
Doch wie verbreitet ist Antiziganismus heute wirklich, gibt es
ihn auch im Allgäu? Was bedeutet es, als Nachkomme der wenigen
überlebenden Sinti und Roma im postnazistischen Deutschland
aufzuwachsen? Wie groß ist die Bedrohung durch Neonazis und
andere Bevölkerungsteile? Und was fordern Interessenverbände von
der deutschen Mehrheitsgesellschaft? Darüber spricht Allgäu
rechtsaußen im auf Mittwoch, den 24. November ab 20 Uhr
verschobenen Livestream mit Radoslav Ganev vom RomAnity e.V.
Radoslav Ganev / RomAnity e.V.
Radoslav Ganev ist Politologe und Konfliktmanager mit den
Schwerpunkten Repräsentation ethnischer Minderheiten und
Partizipation. Als Gründer, Ideengeber und Netzwerkbeauftragter
ist er beim RomAnity e.V. zuständig für Inhalte und Projekte. Der
Münchner Verein ist ein gemeinnütziges Projekt, das Vorurteile
abbauen, die Verfolgung und beinahe Vernichtung im
Nationalsozialismus und historisch bedingte Ausgrenzung
aufarbeiten sowie die Entstehung und Manifestierung von
Antiziganismus näher beleuchten möchte.
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