Beschreibung

vor 1 Jahr

Engel ohne Flügel





Du schwebst über den Boden meines stets polierten Ballsaals


und hinterlässt dabei Spuren wie niemand zuvor, unverwischbar


Mit schier brachialer Anmut hast Du mein Heiligtum betreten


und das Refugium meiner zurückgezogenen Seele im Sturm erobert





Jetzt stehst Du mittendrin im Ballsaal meiner Einsamkeit


unsicher, zierlich zerbrechlich, sensibel, verletzlich und doch


unbeirrbar, unumstößlich, felsenfest in unverrückbarer Stabilität


Du bist der Halt, der Anker, der Orientierungspunkt meines Seins








Du bist der Engel der keine Flügel braucht, weil er schweben kann


und der mit einem einzigen Handstreich meinen dunkeln Ballsaal


in ein rauschendes Meer aus schier unerschöpflichen Licht zaubert


und mich in einen nie erahnten Rausch geballten Lebens entführt





Und ich sehe Dich lächeln, und umfasse Deine zarten Hände


Nichts sehnlicher wünschend, als dass ich sie immer halten darf


Doch das einzige was auch Dir durch die Finger gleitet, ist die
Zeit


Und deshalb ist unsere Begegnung endlich, Du Engel ohne Flügel





Denn mein Ballsaal ist in seinem letzten Herbst angekommen


und wird unwiderruflich den nächsten Frühling nicht mehr erleben


Es ist nicht mehr so lange hin, bis das letzte Blatt meines
Daseins fällt


und mein letzter Atemzug mich vom diesseits ins Jenseits
begleiten wird





Doch bis dahin streiche meinen Ballsaal bitte noch kunterbunt


Ich möchte im Rausch Deiner voll Liebe versprühten Farben gehen


bevor unsere Hände sich für immer voneinander lösen müssen


Und Du, mein Engel ohne Flügel, ohne mich weiter schweben musst





Schlockback

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