008 – Michele Nunn: Kooperation statt Konkurrenz

008 – Michele Nunn: Kooperation statt Konkurrenz

Michele Nunn hat ihren Bürostuhl gegen das Gemüsefeld und einen Dorfladen getauscht. Gemeinsam mit ihrem australischen Mann investiert sie in kunterbunte Gemüsesorten. In dieser Vielfalt sehe sie die Versicherung für eine nachhaltige Zukunft.
58 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Michele Nunn ist schon mehrmals einen anderen Weg gegangen.
Sichtbar wird das in ihrem Lebenslauf und spätestens beim Blick auf
ihr „individuelles Studium“ der Umweltsystemwissenschaften mit
Schwerpunkt Geografie und Raumforschung. Sie stammt aus Leoben,
wuchs in Graz auf und hat dort auch studiert. Im Studentenviertel
lernte sie ihren heutigen Ehemann Jason kennen. Der Australier ist
gelernter Flugzeugtechniker und war eigentlich nur auf der
Durchreise im schönen Alpenland. Seine Weltreise finanzierte er
sich mit Gelegenheitsjobs und um sein Reisebudget aufzuladen,
jobbte er in einer Bar in Graz. Am letzten Tag vor seiner Abreise
traf er Michele und ist sofort dageblieben. „Das ist die
unromantische Wahrheit“ lacht Michele mit uns im Gespräch. Der
eigentliche Plan der beiden war, gemeinsam nach Australien zu
gehen. Das Studium dauerte länger als gedacht, die
Deutschkenntnisse von Jason wurden besser, das Leben nahm seinen
Lauf und so blieben sie erst mal in Graz. Es folgten einige Jahre
als eingefleischte mit viel Arbeit, Ausgehen mit Freunden, Essen
gehen und Geld verdienen. Bis der Wunsch nach Veränderung und die
Sehnsucht ins Grüne zu ziehen immer größer wurde. Die
Familiengründung beschleunigte diesen Schritt und führte die beiden
zuerst nach Weinitzen und dann weiter nach St. Radegund am Fuße des
Schöckels. Nachdem fast alle Australier bei der Feuerwehr sind,
hatten die beiden keine Anschluss-Schwierigkeiten in Dorfleben.
Selbst ihre drei Kinder und Micheles Eltern haben sich wunderbar
integriert und gemeinsam beleben sie eine alte Buschenschank mit
großem Gemüsegarten. Der Umzug aufs Land, die Kinder und auch die
konträre Arbeit mit wachsenden Lebensmitteln stellte sie vor die
Entscheidung:“ Ganz oder gar nicht, was halbes wollten wir nicht“
begründet Michele ihre Entscheidung, ihre beiden „sicheren“ Jobs zu
kündigen und komplett neu zu starten. Doch zu Beginn, stellte sich
die Frage nach dem „womit neu starten“. Gemeinsam wurde
recherchiert, überlegt und viel besichtigt. Besonders im
Weinviertel wurden die beiden fündig und kamen mit vielen neuen
Ideen und Inspirationen zurück. Michele und Jason hatte immer schon
Freude mit ihrem Gemüsegarten und als ihr Nachbar ihnen ein Feld
zur Pacht anbot, fiel die Entscheidung wie von alleine. Ein paar
Monate später standen sie mit ein paar Karotten, einem Krautkopf
und einigen Kartoffeln in der Nachbargemeinde am Bauernmarkt. Heute
betreiben sie „Gundis Dorfladen“ und kooperieren mit vielen
Kleinstbauern und regionalen Betrieben aus der Region. Die beiden
Anpacker bezeichnen sich nicht als Bauern sondern als
Gemüsegärtner. Sie haben sich alles selbst beigebracht und Michele
denkt, dass es manchmal das Beste ist, nicht zuviel zu wissen und
quer einzusteigen. Sie produzieren ihre Lebensmittel biologisch –
zwar ohne Bio-Zertifikat, aber jeder der sich von der Qualität
überzeugen möchte ist auf ihrer „Farm“ herzlich willkommen. Dort
steht die Türe gerne für jedermann*frau offen, dass dafür nicht
immer alles in Reih und Glied stehen muss, hat sich Michele von
Jasons australischer Lebensart abgeschaut. Wie das Zusammenleben
mit den eigenen Eltern klappen kann, wovon die beiden noch Träumen
und was wir alles gelernt haben in der Vielfaltsgärtnerei
„Colourful Greens“ könnt ihr euch in dieser Folge anhören.

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