HIStory: Wettermanipulation? Geoengineering? Gibt es schon lange?

HIStory: Wettermanipulation? Geoengineering? Gibt es schon lange?

28 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Das Thema heute: Wettermanipulation? Geoengineering? Gibt es schon
lange. In der heutigen Folge von History wollen wir uns mit der
Geschichte der Wettermanipulation beschäftigen. Sie haben richtig
gehört: Schon seit vielen Jahrzehnten wird unser Wetter auf
Veranlassung von Politikern, Militärs, Landwirten und cleveren
Geschäftsleuten auf technischem und chemischem Wege massiv
beeinflusst. Schauen wir aber zuerst nach China. Die
Sommerolympiade 2008 in Peking begann am 8.8.2008 um acht Uhr
abends. Die magische Zahl 8 verheißt den Chinesen Wohlstand und
Zuversicht. Die vierstündige Eröffnungsfeier ließ an Wohlstand und
Zuversicht nichts zu wünschen übrig. 91.000 Zuschauer sahen 14.000
Akteuren zu. Astronauten und niedliche kleine Mädchen flogen
elegant durch die Arena. China ist wieder wer: Heerscharen zeigten,
was kluge Chinesen alles erfunden haben: das Papier, die Raketen,
und, nicht zu vergessen: das Feuerwerk. Eine besondere Freude für
jeden Chinesen, wenn es in der Luft ordentlich böllert und blitzt.
Die Pyrotechniker in Peking haben unvergessliche
Feuerwerksformationen gezaubert. Man stelle sich einmal vor, es
hätte in Strömen geregnet, und statt feurigen Strahlenzaubers hätte
nur der Schwefel vor sich hin gekokelt. Wenn hunderte von Millionen
Dollar Produktionskosten im himmlischen Wasserschwall verdampft
wären. Doch keine Sorge! Die Planer des chinesischen
Mega-Sport-Ereignisses überließen nichts dem Zufall. Auch das
launische Wetter hatte sich den chinesischen Technokraten zu fügen.
Um dem Schietwetter die rote Karte zu zeigen, haben die Chinesen
schon vor längerer Zeit eigene regionale Wetterbehörden
eingerichtet. Man begnügt sich nicht mit möglichst akkuraten
Wettervorhersagen. Allein im Bezirk Peking sollen laut Wikipedia
35.000 Beamte damit beauftragt sein, Regen auf Wunsch an einem
bestimmten Ort zu einer genau bestimmten Zeit fallen zu lassen. Die
Chinesen können zwar aus strahlend blauem Himmel keine tobenden
grauen Regenwolken zaubern. Aber sie können eine dunkle Regenfront,
die auf Peking zusteuert, bereits vor der ehrwürdigen Hauptstadt
zum Abregnen bringen. Auf diese Weise kam kein Regen beim
Freiluftspektakel im Olympiastadion an. Die Bewohner der Vororte
von Peking waren sicher nicht erbost, als der Regen auf ihre Dächer
pladderte. Denn sie konnten ja im Fernsehen die regenfreie Pracht
und Herrlichkeit ihrer Nation bei dieser prunkvollen
Sommerolympiade bestaunen. Die Chinesen sind stolz auf ihre
Fähigkeit, Regen zu zaubern. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua
veröffentlichte exakte Zahlen: die Wetterstreitmacht verfügt über
6.781 Artilleriegeschütze und 4.110 Raketenabschussrampen. Vom
Boden aus schießen die Wetterkrieger die chemische Substanz
Silberjodid in die Wolken. Die Atmosphäre ist voller kleiner
Teilchen. Um diese Teilchen herum kondensiert Wasser. Und wenn
dieses Wasser vereist, sind die Klümpchen schwerer als Luft und
fallen zu Boden. Das ist, etwas vereinfacht gesagt, nichts anderes
als Regen. Und Silberjodid fördert Kondensation um die Partikel
herum. Man kann aber auch mit Flugzeugen in die Wolken aufsteigen,
und in die Wolken aus feinen Düsen Silberjodid sprühen. Laut Xinhua
sind von 1995 bis 2003 exakt 4.231mal Flugzeuge in die Wolken
eingetaucht, um Silberjodid zu sprühen. Das ergab in dem von Dürren
nicht gerade verschonten Reich der Mitte ein Plus von 210
Milliarden Kubikmetern Regenwasser. Manchmal jedoch unterlaufen
auch den chinesischen Wetter-Zauberern peinliche Missgeschicke. Ein
Jahr nach der großen Olympia-Schau, in der Nacht vom 31. Oktober
zum 1. November 2009, schossen die Wetterbeamten gigantische Mengen
von Chemikalien in die Wolken. Es galt, eine Dürre im Umkreis von
Peking zu beenden. Statt satten Regens versank die Hauptstadt für
Stunden im Schnee. Die Leute froren in ihren Häusern. 200 Starts
vom Flughafen waren verspätet oder wurden annulliert. PKWs blieben
im Schnee stecken. Aber auch in der Sowjetunion war es gängige
Praxis, Regen mit Chemikalien aus den Wolken zu wringen. Während
die Chinesen ungeniert mit ihren Wettermanipulationen angeben, und
die Amerikaner mit Regenzauber viel Geld verdienen, das Ganze aber
nicht an die große Glocke hängen, haben Sowjet-Kommunisten ihre
chemischen Wolkenimpfungen vollkommen geheim gehalten. Fanden
Truppenparaden in Moskau statt, so entließen die präparierten
Wolken ihr Wasser zuverlässig vor den Toren der Hauptstadt. Im
Jahre 2006 lud die russische Regierung tapfere Piloten, die 1986 in
Tschernobyl Rettungseinsätze rund um den explodierten Atommeiler
geflogen hatten, zu einer Feier in Moskau ein. Ausgezeichnet wurden
jene Piloten, die in Tschernobyl Silberjodid in die Wolken gesprüht
hatten. Die Wolken über der verstrahlten Kraftwerksruine hätten
radioaktiv verseuchtes Wasser mit dem Wind bis nach Moskau und in
andere russische Großstädte transportieren können. Die mit
Silberjodid geimpften Wolken regneten ihre tödliche Fracht nunmehr
in der Umgebung des geplatzten Atomkraftwerks ab. Millionen
Menschenleben in größerer Entfernung sind gerettet worden – auf
Kosten der Menschen in Weißrussland, besonders rund um die Stadt
Gormel. Zeugen berichten von schwarzen Streifen, die aus den
russischen Flugzeugen kamen. Die Bewohner in Weißrussland bekamen
eine radioaktive Dosis verpasst, die das Dreißigfache der normalen
Werte enthielt. Niemand wurde gewarnt. Doch die Wiege der
Wettermanipulation steht unstreitig in den Vereinigten Staaten von
Amerika! Die ersten Regenmacher zeigten ihre Künste neben Gauklern
und Quacksalbern auf Messen und Jahrmärkten. Einer von ihnen war
Charles Mallory Hatfield, im Hauptberuf Vertreter für Nähmaschinen.
Seit 1902 trat Hatfield in verschiedenen Städten der USA auf, unter
anderem in Los Angeles, wo nach seinem Einsatz ein lange ersehnter
Regen losbrach. Hatfield pflegte bei seinen Auftritten ein großes
weißes Zelt aufzubauen, in dem er seine chemischen Mischungen
ansetzte, während sein Bruder Paul wie Zerberus vor dem Zelt stand
und aufpasste, dass niemand Charlie zugucken konnte. Dann begab
sich Hatfield auf eine Art von Hochsitz, goss seine Mixturen in
eine Wanne. Die Brühe sollte nun in der Atmosphäre verdunsten.
Hatfield ging durchaus wissenschaftlich vor. Er studierte die
Wetterkarten, hatte sich ein Wissen über Wetterverläufe angeeignet,
und trat immer dann auf, wenn eine Dürre schon sehr lange
angehalten hatte, und ein Wetterumschwung bevorstand. 1916 wurde
Hatfield von den Stadtvätern im kalifornischen San Diego für 10.000
Dollar angeheuert. Ein Süßwasserstaudamm war nur noch zu einem
Drittel voll, und Hatfield sollte den Regen herbeizaubern, damit
das Becken wieder gefüllt wird. Tatsächlich kam auch Regen nach
Hatfields Intervention. Aber: die Geister, die ich rief! Der Regen
hörte gar nicht mehr auf, und die allgemeine Erleichterung schlug
recht schnell in Unruhe und schließlich in blankes Entsetzen um.
Der Damm brach, San Diego ertrank in den Fluten. Schließlich waren
Dutzende von Toten zu beklagen. Als Hatfield trotzdem ungerührt
seine Gage bei den Stadtvätern einstreichen wollte, sagten sie zu
ihm: gut, wir können Dir die 10.000 Dollar geben. Aber damit treten
wir dann auch alle Schadenersatzklagen an Dich ab! Hatfield
verzichtete lieber und verlagerte seine Aktivitäten nach Kanada und
Italien. Doch bald beschäftigten sich auch anerkannte
Wissenschaftler mit den Potentialen der Wettermanipulation. Mit
Henry Garrett Houghton trat jetzt ein anerkannter Meteorologe des
noch anerkannteren Massachusetts Institute of Technology ins
Rampenlicht. Systematisch inventarisierte Houghton die Optionen,
Nebel aufzulösen: physikalisch kann man mit Ventilatoren,
Dampfsperren, hochintensiven Klangwellen oder Stromfeldern
vorgehen. Thermisch könnte man einfach Öl abfackeln oder
Infrarotstrahlen einsetzen. Die Chemie hält Kalziumchlorid,
Silikongel, Schwefelsäure, starke Alkalien oder Kalziumoxid bereit.
Die meisten dieser Optionen sind aber in der Praxis unbrauchbar, da
zu teuer oder zu giftig. Houghton entschied sich bei seinen
Experimenten für Kalziumchlorid. Auf dem Grundstück des
exzentrischen Millionenerben Edward Howland Robinson Green, direkt
an der Atlantikküste, errichtete er einen „Nebelbesen“; ein Gerüst
mit lauter feinen Düsen zum Aussprühen der Chemikalie. Als dann
eine fette Nebelbank vom Atlantik die Klippe hoch kroch, empfing
Houghton sie mit seinem Besen. Erstaunt registrierte ein Reporter
des Time-Magazins, wie der Besen einen Tunnel der Klarsicht durch
die Nebelbank schnitt: „wie dereinst bei Moses und den
Israeliten“.(...) Weiterlesen: Alle Quellen und Bildquellen: KenFM
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