Digitales Abbild der Krypta des Markusdoms [forsch 2023/01]
4 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Projekt der Christlichen Archäologie und des Bonn Center for
Digital Humanities
Mal eben nach Venedig, um sich in der Krypta des Markusdoms
umzusehen? Für Studierende und Forschende wird dies bald möglich
– per Mausklick.
Gelesen von Miriam Kalliwoda
Prof. Dr. Sabine Feist von der Christlichen Archäologie und Dr.
Matthias Lang vom Bonn Center for Digital Humanities planen eine
virtuelle Aufbereitung. Beide waren im letzten Herbst in Venedig
und haben mit Kameras einen dreidimensionalen Scan der Krypta
aufgenommen, der derzeit bearbeitet wird.
„Das venezianische Beispiel eignet sich in besonderem Maße für
eine virtuelle Aufbereitung“, sagt Prof. Feist. Die Krypta des
Markusdoms gewährt Einblick in eine Vielzahl zentraler Aspekte
der Christlichen Archäologie, die durch das Studium herkömmlicher
Karten, aber auch bei einem Besuch vor Ort verborgen bleiben. Die
Krypta des Markusdoms bildet das architektonische und sakrale
Zentrum des Gotteshauses: Dort wird das Grab des namensgebenden
Patrons verehrt. Exakt oberhalb der Grabstätte befindet sich der
Altar der oberirdischen Kirche.
In welchem Maße Krypta und Kirche aufeinander bezogen sind, kann
aber nur bedingt anhand von Grund- und Aufrissen vermittelt
werden. „Auch der ohnehin nur in Ausnahmefällen und mit
besonderer Genehmigung mögliche Besuch der unterirdisch gelegenen
Anlage vermag es wegen der strikten Abgrenzung einzelner Bereiche
nicht, diese enge Verbundenheit und die damit einhergehende
Bauidee vor Augen zu führen“, sagt die Archäologin, die Mitglied
im Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery
Studies und im Transdisziplinären Forschungsbereich „Present
Pasts“ ist.
Die digitale Visualisierung der Krypta des Markusdoms, die den
Studierenden dreidimensionale Einsichten und virtuelle Besuche
ermöglicht, sei eine optimale Bereicherung für die Lehre, ist
Sabine Feist überzeugt. Anhand der Virtual
Collaboration-Fallstudie können wesentliche Aspekte der
Christlichen Archäologie, wie etwa die Bedeutung von Heiligen und
deren Gräbern oder Reliquien, für die christliche
Sakralarchitektur anschaulich vermittelt werden. Und dies ohne
Reisekosten und unvorhersehbare Risiken wie das Hochwasser, das
die Lagunenstadt regelmäßig überflutet und den Markusdom samt
Krypta unzugänglich macht.
Ohne nasse Füße zu bekommen und bei Schonung ihres Geldbeutels
können Studierende aktuelle Forschungsfragen diskutieren: Gehörte
die Krypta schon zur ersten Markuskirche des 9. Jahrhunderts oder
entstand sie erst zeitgleich mit dem heutigen Markusdom im 11.
Jahrhundert? Wo genau befinden sich Grab oder Reliquien des
Heiligen Markus? Feist: „Zwar scheint die zweistöckige
Säulenarchitektur im Zentrum der Krypta für eine Grablege
konzipiert, doch ist eine solche an dieser Stelle nicht
vorhanden.“
Das ist erst der Anfang: „Das Projekt kann ohne größeren
personellen wie finanziellen Aufwand erweitert werden“, sagt die
Archäologin. Möglich wäre zunächst eine Untersuchung der Krypta
von San Liberale in Treviso (Venetien), die als Kopie der Krypta
des Markusdoms gilt. Der Aufbau einer Datenbank für 3D-Modelle
wäre nach Ansicht der Wissenschaftlerin für den Lehrbetrieb der
Christlichen Archäologie ein Meilenstein, mit dem methodisch
veraltete Apparate kurzfristig ergänzt und langfristig abgelöst
werden könnten.
Johannes Seiler
Mehr:
https://www.uni-bonn.de/de/universitaet/presse-kommunikation/publikationen/forsch/forsch-2023-01/artikel/digitales-abbild-der-krypta-des-markusdoms
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