Wie denkt ein Food Architect über neue Technologien? Tilo Hühn
37 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Tilo Hühn ist Leiter des Zentrums für Lebensmittelkomposition und
-prozessdesign an der Zürcher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften (ZHAW) und Food Architect. Wir sprechen über den
Zusammenhang zwischen Technologie und Lebensmitteln, Trends in
der Lebensmittelkomposition, und warum es ein neues Bewusstsein
für Lebensmittel braucht.
Kernaussagen dieser Episode:
Der Preisdruck auf Lebensmittel hat dazu geführt, dass unnötige
Zusatzstoffe eingesetzt werden. Die Produktion von Lebensmitteln
befindet sich in einer Abwärtsspirale. Ökologische Systeme sind
ausgebeutet, man muss sich um die Bodengesundheit Sorgen machen.
Es gibt heute Lebensmittel, die in einem Tank wachsen können,
sogenannte Zellkulturtechnik oder Cellular Agriculture. Mit Wein
geht das beispielsweise, und auch mit Schokolade, die aus dem
Tank kommt. In 28 Tagen kann man eine Zelle ernten, und daraus
Produkte herstellen. Das hat viele Vorteile, unter anderen auch
eine kontinuierliche Produktion, nicht nur zweimal pro Jahr eine
Ernte. Die Zellen selbst sind natürlich und werden einfach durch
eine bestimmte Kultivierung vermehrt in einem Bioreaktor. Es
braucht keine Transporte, keine Pflanzenschutzmittel, es ist
keine Feldarbeit nötig. Unsere Vorstellung ist eine sogenannte
Kulturei, wie eine Brauerei, in deren Tanks Zellkulturen für
Lebensmittel wachsen.
Food Waste ist eines der grössten Probleme für die weltweiten
Emissionen. Wir sollten Lebensmittelrohstoffe immer zu
Lebensmitteln verarbeiten, die von Menschen konsumiert werden
können. dafür setzen wir Technologie ein. Lebensmittel müssen
aber auch schmecken, sonst haben sie keinen Erfolg im Markt.
Das Fliessband kommt nicht aus der Automobilindustrie, sondern
aus der Lebensmittelherstellung, der Fleischverarbeit.
Automatisierung und Digitalisierung sind sehr wichtig für ein
nachhaltiges Nahrungssystem. Neue Drohnen, die
Quadratzentimeter-genau Felder dokumentieren, selbstfahrende
Schlepper, die mechanisch Unkraut entfernen, Roboter,
Pflanzenschutztechnik: sehr viel Computertechnologie und Robotik
fliesst ein in die Lebensmittelverarbeitung.
Lebensmittel sind heute auch Mittel zur Identifikation und
Selbstinszenierung. Das war schon immer so; Luxusgüter, wie Wein
oder Schokolade waren früher etwas besonderes, aber heute sind
sie massentauglich.
Selber Denken macht schlau, und man muss sich auch über seinen
eigenen Bias bewusst sein. Wir sind in einer sehr guten Position
und haben so viele Möglichkeiten, auch mit Lebensmitteln, doch
man kann sich in diesem Dschungel regelmässig verlaufen. Es
braucht Feedback von Freunden und aus der Gesellschaft, dass man
sich seiner blinden Flecken bewusst wird.
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Im Deep Technology Podcast sprechen Menschen in der Schweiz über
die Rolle neuer Technologien in ihrer Arbeit und ihrem Leben.
Projekt- und Medienpartner dieser Episode: Digitale Gesellschaft
(www.digiges.ch) und nau.ch (www.nau.ch). Dieser Podcast ist
möglich dank Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz, der
Ernst Göhner Stiftung und Kultur Wetzikon. Konzept und
Produktion: 8GR8 Story-Driven Science, Manuel Stagars. Mehr Infos
zum Projekt und neue Episoden sind abrufbar auf
www.deeptechnology.ch.
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