Wie denkt eine Psychiaterin über neue Technologien? Esther Pauchard

Wie denkt eine Psychiaterin über neue Technologien? Esther Pauchard

29 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Esther Pauchard ist Psychiaterin und Krimiautorin. Wir sprechen
über neue Technologien in der Psychotherapie, wie Fortschritt und
Sucht zusammenhängen, gesellschaftlich konditionierten Narzissmus
und warum wir mehr über unsere Werte nachdenken sollten.  


Kernaussagen dieser Episode:


Psychotherapie ist noch nicht gross verändert durch Technologie.
Therapie-Apps sind noch Science Fiction. Thema ist die Frage der
Fern-Psychotherapie, das wäre möglich, doch als Psychiaterin
brauche ich direkten Kontakt für die Diagnose, per Email bleiben
nur noch die Worte, und das ist eine Verarmung.


Eine Psychologie-App kann nicht die Psychotherapie ersetzen,
damit könnte der Eindruck entstehen, dass wir gar kein Personal
mehr brauchen. Die negativen Effekte merkt man erst später. 


Es sollte kein Wettlauf sein: wer ist die bessere Maschine, der
Mensch oder der Computer? Stell dir vor, du hättest im Leben noch
nie Fehler gemacht, dann würde man nichts lernen. Es geht nicht
darum im Leben, möglichst effizient zu sein. 


Neue Technologien können Sucht auslösen, vielleicht sogar auch
Substanzensucht. Einige Substanzen sind wie Doping, und das passt
zu einer Welt, in der immer alles schneller sein muss. Aber reden
wir da von Sucht oder einfach nur von Leistungssteigerung? Die
Grenze ist fliessend zwischen Krankheit und Lifestyle.


Biotech treibt die Grundannahme weiter, dass Sterben ein
Kunstfehler ist. Diese Richtung finde ich nicht gut. Das Leben
ist endlich. Es gibt Leute, die nicht mehr leben können aus Angst
vor dem Sterben. Wir leben nicht besser, wenn wir keinen
natürlichen Zugang mehr haben zu den Zyklen des Lebens.


Wir hören die Geschichten von neuen Technologien immer wieder und
glauben dann, sie ist wahr. Das Credo vom stetigen Wachstum geht
einfach nicht auf. Was braucht es, dass wir es endlich lernen?
Das was uns von Maschinen unterscheidet macht uns Menschlich.


Was hat einen Wert? In der heutigen Zeit leider vor allem Geld
und Effizienz. Doch wozu? Wir suchen nach dem "Genug", doch es
kommt nie. Wir sollten back to the roots gehen, doch diese
Entwicklung sehe ich leider nicht. Wir plappern einfach nach und
überlegen uns zu wenig. Alles geht so schnell, da wird das
Nachdenken gar nicht gefördert.


Viele Staatsführer und berühmte Unternehmer heutzutage haben
mindestens eine psychiatrische Diagnose. In der westlichen
Gesellschaft lohnt es sich ein Narzisst zu sein und manisch
gerade auch noch, das sind Werte, die belohnt werden bei uns. Wer
auffällig und etwas seltsam ist, wird gewählt. Das ist ein Fehler
im System. 


---


Im Deep Technology Podcast sprechen Menschen in der Schweiz über
die Rolle neuer Technologien in ihrer Arbeit und ihrem Leben.


Projekt- und Medienpartner dieser Episode: Digitale Gesellschaft
(www.digiges.ch) und nau.ch (www.nau.ch). Dieser Podcast ist
möglich dank Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz, der
Ernst Göhner Stiftung und Kultur Wetzikon. Konzept und
Produktion: 8GR8 Story-Driven Science, Manuel Stagars. Mehr Infos
zum Projekt und neue Episoden sind abrufbar auf
www.deeptechnology.ch.

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