Wie denkt eine Medienwissenschaftlerin über neue Technologien? Sarah Genner

Wie denkt eine Medienwissenschaftlerin über neue Technologien? Sarah Genner

33 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Sarah Genner ist Medienwissenschaftlerin, Dozentin und
Digitalexpertin. Wir sprechen über Forschungsresultate und
Volksweisheiten zum Einfluss digitaler Technologien auf die
Menschen, Life-Domain-Balance, das Big-Brother-Szenario,
Internetsucht, und darüber, dass es parallele Zukünfte geben
wird.


Kernaussagen:


Es braucht viel Neugier und eine hohe Frustrationstoleranz mit
neuen Technologien. Es gibt ein Produktivitätsparadox mit
digitalen Technologien: Manchmal ist der Aufwand grösser als der
Effizienzgewinn.


Wie können wir uns gesund halten in diesem digitalen Überfluss,
wie halten wir eine gute Life-Domain-Balance? Es ist schwieriger
geworden, konsequent Ferien zu machen, weil man immer erreichbar
ist. Das Abschalten von Technologie muss man lernen.


Menschen können erst ab etwa dem zwanzigsten Lebensjahr
verantwortungsvoll mit digitalen Technologien umgehen, weil erst
dann das Gehirn voll ausgebildet ist. Die Volksweisheit, dass die
Digital Natives kompetent sind mit neuen Technologien ist ein
Klischee. Es braucht Schulung und persönliche Reife, damit gut
umzugehen.


Es braucht viel, bis man sagen kann, dass man eine Internet- und
Handysucht hat. Viele Firmen fördern zwar eine intensive Nutzung
ihrer Technologie oder ihres sozialen Netzwerks, weil sie damit
Geld verdienen, aber das ist nicht unbedingt eine Sucht.


Technologien sind Werkzeuge, die man gut oder schlecht einsetzen
kann. Verbote finde ich nicht gut, weil sie den Fortschritt
hemmen. Dann wird es einfach in einem anderen Land gemacht. Die
globale Diskussion ist sehr wichtig.


Das Big Brother-Szenario finde ich übertrieben, denn die Angst
vor neuen Technologien war schon immer da und ist unbegründet.
Roboter und Künstliche Intelligenz übernehmen Arbeitsplätze aber
es werden viel mehr neue geschaffen. Ich sehe keine Anzeichen,
dass Roboter bald alle Arbeit machen werden.


Wir driften in eine technologisierte und digitale Zukunft. Man
kann sie nicht aufhalten, aber wenn man eine bestimmte Zukunft
will, dann muss man sich dafür engagieren.


Wir sind abhängig von Technologiefirmen. Sollte Microsoft den
Laden dicht machen, würde die Schweiz zusammenbrechen, weil fast
alle ihre Produkte benutzen.


Es gibt auch eine Gegenbewegung: Leute ohne Smartphone, Ruhe in
der Natur, der Retrotrend. Es gibt parallele Zukünfte. Man sollte
Technologie nach seinen persönlichen Prioritäten einsetzen. Wir
sollten die Zukunft aktiv gestalten und die Risiken und
Nebenwirkungen möglichst gering halten.


---


Deep Technology ist ein Podcast, in dem Menschen in der Schweiz
über Technologien wie künstliche Intelligenz, Apps, virtuelle
Welten, selbstfahrende Autos, Robotik, Drohnen, Cleantech oder
Biotech sprechen. Im Podcast kommt ein Querschnitt der
Bevölkerung zu Wort: Schüler*innen, Lehrpersonen, Auszubildende,
Menschen im Berufsleben, Unternehmer*innen, Politiker*innen und
Künstler*innen. Sie teilen ihre Ansichten, Hoffnungen und Zweifel
am Einfluss von Technologie auf den Alltag.


Medienpartner dieser Episode: watson. Dieser Podcast ist möglich
dank Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz. Konzept und
Produktion: 8GR8 Story-Driven Science, Manuel Stagars.


Mehr Infos zum Projekt und neue Episoden sind abrufbar auf
https://www.deeptechnology.ch.

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