13. Folge Schlanksein als Statussymbol - und was das mit uns macht

13. Folge Schlanksein als Statussymbol - und was das mit uns macht

Schlanksein als Statussymbol - und was das mit uns macht
29 Minuten
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Beschreibung

vor 3 Jahren

Von Schlanksein als Status-Symbol


Vorweg, die ein oder andere darf das Wort „schlank“ gerne mit dem
Terminus „gesund“ austauschen. Auch wenn es natürlich zwei
komplett voneinander getrennte Dinge sind, denken viele Menschen
immer noch, dass Krankheit durch Körpergewicht verursacht wird.
Das stimmt so faktisch nicht - aber das soll heute nicht mein
Thema sein. 





Ich möchte jetzt über Status reden. 


Dem Status schlank zu sein. 


Es gibt eine Menge Dinge, die sichern unser Ansehen dazu gehört
Geld, gutes Aussehen, Bildung, Hautfarbe. In den letzten Jahren
sind Worte wie weißes Privilege oder White Supremacy
(Vormachtstellung) dazu gekommen. 


Statussymbole sind Rangsymbole, sie sollen zeigen, wer man ist.
Sie sollen dokumentieren welche Position wir in der Gesellschaft
einnehmen und das wollen nicht nur die Eliten wie der Adel,
sondern alle quer durch die Schichten. Sind die einen Stolz
darauf, Sektkorken knallen zu lassen, sind andere erst zufrieden,
wenn sie die neuste Hermes Tasche mit Champagner begießen. Die
Idee ist immer die gleiche: wir wollen wer sein und unseren Wert
von Außen anerkennen lassen. 


Gerade bei Körpern und das Aussehen geht es heute nicht mehr nur
um schön oder nicht schön (das liegt eh im Auge des Betrachters),
es geht um Status „wer ist die Dünnste, wer hatte die
aufwendigste Gesichtsbehandlung“? Selbst bei
Schönheitsoperationen geht es nicht, darum jung auszusehen,
sondern darum „reich“ auszusehen wissen Experten zu berichten.


Rangzeichen sind Machtzeichen:
Ich will gar nicht darüber sprechen ob das gut oder schlecht ist.
Ob man das darf, soll, nicht soll oder was auch immer. jeder darf
und soll machen was er will. Ich finde es aber wichtig für sich
zu gucken auf wie vielen Machtspielplätzen man wirklich dabei
sein möchte. Machtsignale verursachen Angst und die Bereitschaft
sich unterzuordnen. Normalerweise denken wir wenig über
Statusverhalten nach. Wir haben vielleicht Mitgefühl mit Menschen
die unserem Status nicht entsprechen und empfinden Neid, bei
denen deren Status wir nicht erreicht haben. Wir denken aber das
ist eben so und akzeptieren es. Unser Statusverhalten entspringt
aber den Minderwertigkeitsgefühlen und dem Geltungsbedürfnis von
Menschen. Das Streben nach Anerkennung und Bedeutung ist in uns
stark ausgeprägt. Wir lernen in der guten alten Mittelklasse
früh, dass es ohne Abitur heute schwierig ist.
Wer sich minderwertig fühlt, versucht mit unterschiedlichen
Kompensationsmechanismen, Überlegenheit zu gewinnen und die
Minderwertigkeitsgefühle zur Ruhe zu zwingen. Menschen ohne
Minderwertigkeitsgefühle brauchen keine Statussymbole zur
Aufwertung ihrer Geltung, sie nehmen sich so an, wie sie sind.
Leider gibt es nicht viele Menschen die dies mitbekommen haben,
denn die Selbstsicherheit, die manche kleine Kinder noch haben,
wird schnell durch eine unterdrückende, autoritäre Erziehung
gebremst. Wir werden meist schon früh in der Entfaltung unsere
Persönlichkeit , in der Entfaltung unserer Sexualität und unserer
Fähigkeiten gebremst. Die Mehrheit der Menschen ist deshalb so
empfänglich für Statussymbole um wertvoller, ranghöher, und
moralisch besser dazustehen. 


Das blöde daran ist:


Jeder wird auf diese Weise des anderen Feind. Wir erleben uns als
Konkurrenten und nicht als Partner in Crime oder Freundinnen. Es
geht, darum die andere zu überflügeln, in dem, was uns möglich
ist. Ob ich dir dünnere bin (wäre schon gut) oder die bessere
Mutter, die bessere Köchin, Ehefrau, Geschäftsfrau, mehr Geld
verdienen oder den reicheren Ehemann habe. Alles spielt in den
Status-Topf mit hinein. Meist treffen sich Frauen auf einer
vergleichbaren Hierarchiestufe. 


Dieses Statusverhalten wird von den allermeisten Menschen
akzeptiert, es ist anerkannt und für gut empfunden worden (meist
ohne dass wir uns darüber Gedanken gemacht haben). Wer also in
einem größeren Körper steckt, soll sich bitte weiter bemühen, das
Übel zu beseitigen. Tun wir das nicht, werfen wir die Regeln der
Status-Gesellschaft über Bord und rebellieren gegen ein
anerkanntes System. 


Ist der Status erreicht, also wir sind endlich in einer Größe XY,
hören wir aber nicht auf mit unseren Bemühungen. Erstens müssen
wir das abgenommene Gewicht erst einmal halten können und
außerdem können wir "nicht dünn und nicht reich genug sein"- wie
Kate Moss uns gelehrt hat. Aus dem Golf kann jetzt ein Porsche
werden und aus dem Reihenhaus die Villa am Stadtrand. 


Dieses System hat die meisten von uns fest im Griff - wir sind
nie schlank genug, gebildet genug, schön genug, reich genug. Wir
fühlen uns nicht wahrgenommen und gesehen. Wie auch wir laufen
wie die Lemminge dem Goldenen Kalb hinterher. 





Besonders dann, wenn wir viel Abwertung von anderen erfahren
haben, diskriminiert wurden aufgrund unseres Körpers oder unserer
fehlenden Leistungsbereitschaft zu leiden, beginnt das
Geltungsbedürfnis mit seinen verschiedenen Kompensationsformen
neurotisch zu werden. 


Ich kenne viele sehr erfolgreiche Frauen, die diverse Sprachen
sprechen, perfekte Gastgeberinnen sind, aufopfernde und
liebevolle Mütter und immer noch gegen ihren Körper kämpfen - um
ihren Wert als Frau, als Mensch zu bestimmen. 


Dieser Kampf um das Überleben und die Überlegenheit ist in der
Natur nicht ganz unlogisch gewesen. Oder in früheren Zeiten, wo
die schönste Frau den reichsten Mann und somit den besten
Versorgen ihrer Nachkommen erbeutet hat. Aber uns hat dieser
Kampf die Solidarität untereinander gekostet: Die geschiedene
Freundin, wird nicht mehr zur Party eingeladen. Sie hat so
abgenommen und könnte mir jetzt den Mann wegschnappen. Der
reichere geschiedene Mann sucht sich die jüngst und schönste aus
und macht sie zu seiner Frau. Ein Klischee? Auf jeden Fall. Durch
die gegeneinander gerichtete Haltung (oh meine Nachbarin hat
abgenommen, jetzt muss ich auch wieder loslegen) geraten wir
immer mehr in Konkurrenzkämpfe und somit auch immer weiter in die
Isolation. Niemand vertraut mehr dem anderen. Spätestens, wenn
die eigenen Mutter sagt „so dick wie du bist, bekommst du nie
einen Mann“, wissen wir, wie der Hase läuft.





Aber was macht das mit uns?


Wir verlieren das sichere Gefühl von Gemeinschaft - zumindest das
von wahrer Zugehörigkeit. Natürlich kann ich auch in meiner
Weight Watcher Gruppen auf nette Gleichgesinnte treffen, aber wir
ahben alle das Ziel endlich dem Status zu entsprechen, dem wir
uns zugehörig fühlen. . Damit hat WW sich eine ewig treue
Anhängerschaft gebastelt - die weiter denkt, in ihrem Kampf „die
Dicken gegen die Dünnen“, verbunden zu sein. 


Aber ist das nicht genau das Problem? Unser Statusdenken trennt
uns von einander. Wir sind in Konkurrenz, wir feiern Siege. Über
was eigentlich? Über die Überlegenheit in der Gruppe. Und das
kann zur Hölle werden. 


Der Mensch leidet Zunehmens unter psychischem Stress wie
Versagensangst und Misstrauen. Unsere Minderwertigkeitsgefühle
werden geschürt durch Werbung, Medienformate wie MOM (Missy oder
MILF), durch GNTM und alle, die uns glauben machen wollen, dass
wir anders sein und aussehen müssten, um den Zenit der
Anerkennung durch andere erreichen zu können. 


Aber mal ernsthaft, wie finden wir denn die perfekten Frauen? Die
Sylvie Meis dieser Welt? Sie sieht perfekt aus, moderiert
souverän TV Formate, ist erfolgreiche Geschäftsfrau und makellos
schön. 


Ich denke, sie wird vorsichtig sein in der Wahl ihrer
Freundinnen. Der Kampf um Überlegenheit führt zu einer
unnatürlichen Isolation. Sie macht uns einsam und unzufrieden und
trennt uns von der Welt. Sie gibt uns das Gefühl nicht sicher und
beschützt zu sein. Nicht bedingungslos geliebt zu sein - wie
auch, wir selbst hängen unseren Selbstwert an einen Status.
Isolation ist ein Übel das viele Krankheiten mit sich bringt,
seelisch und körperlich. Wir fühlen uns getrennt - von uns,
unserem Körper. Wir wissen nicht mehr, wer wir sind, was uns
ausmacht (ohne die Leistungen.)


Und alles, was Staus ist, ist vergänglich. Mit zunehmendem Alter
verliere ich als Frau an Wert. Ich werde unsichtbarer, finde in
den Medien und der Werbung nur noch als Großmutter statt - aber
nicht als attraktive Frau.


Ich entferne mich immer mehr von meinen körpereignen und
emotionalen/ seelischen Bedürfnissen, denn wenn ich auf meinen
Körper höre, kann es sein, dass ich zunehme. Ein Tag in der Sonne
vertieft die Falten, ein Tag ohne Sport lässt das Gewebe und die
Muskeln erschlaffen - also kämpfe ich gegen den Hunger, gegen das
Verlangen, das Bedürfnis nach Ruhe und Regeneration, gegen die
Wahrnehmung mich selbst zu spüren. Gegen den Wunsch der
bedingungslosen Liebe - denn die würde sagen: 


Lass endlich los, du bist gut, wie du bist. Du bist wertvoll,
liebenswert und genug. Du bist schön, einfach weil du bist. Nimm
dich endlich an und verbinde dich mit der Welt. 


Die Verbindung zu dir selbst und anderen - besonders anderen
Frauen - wird dich heil machen und dich erfüllen von Liebe.

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