Single in Europa 1: Der Bauchentscheid

Single in Europa 1: Der Bauchentscheid

Die Schweiz und die EU – das ist wie in einer Beziehung, in der sich zwei Menschen auseinanderleben, bis sie sich nicht mehr verstehen. Dabei hatte alles so gut angefangen, mit einer Art Verlobungsantrag, damals im Mai 1992. Aus heutiger Sicht war es ...
32 Minuten
Podcast
Podcaster

Beschreibung

vor 2 Jahren
Die Schweiz und die EU – das ist wie in einer Beziehung, in der
sich zwei Menschen auseinanderleben, bis sie sich nicht mehr
verstehen. Dabei hatte alles so gut angefangen, mit einer Art
Verlobungsantrag, damals im Mai 1992. Aus heutiger Sicht war es
eher der Anfang eines langsamen Abschieds. Es sei ein
«Bauchentscheid» gewesen, erinnert sich Arnold Koller. Der damalige
Justizminister ist heute 89-jährig. Er war einer von drei
Bundesräten, die damals Nein sagten zum Entscheid, in Brüssel ein
Gesuch für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen einzureichen.
Adolf Ogi, der damalige Verkehrsminister, war einer der vier, die
dafür waren. Er findet noch heute: «Das war der richtige
Entscheid.» Die beiden SRF-Bundeshausjournalisten Curdin Vincenz
und Oliver Washington lassen in dieser vierteiligen Podcast-Serie
das Beziehungsdrama der Schweiz und der EU Revue passieren. Sie
haben mit vielen Ex-Bundesräten und einer Ex-Bundesrätin geredet
und mit Schlüsselfiguren von heute. Die Mehrheit im Bundesrat fand
damals, im Mai 1992: Verhandeln über einen Beitritt kann man ja
mal. Der Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), über den
das Schweizer Stimmvolk wenige Monate später abstimmte, sollte nur
ein erster Schritt dazu sein. Heute wäre ein solcher Entscheid der
Schweizer Regierung undenkbar. Aber damals befand man sich in einer
Zeit, in der Europa neu geordnet wurde. Die Mauer in Berlin war
zusammengebrochen, die Sowjetunion ebenso, und in Europa wurde der
Grundstein gelegt für einen freien Binnenmarkt, der den ganzen
Kontinent umspannte. Aus Sicht des Bundesrats galt es zu vermeiden,
dass die Schweiz den Anschluss an diese rasanten historischen
Umwälzungen verpasste. Die Mehrheit der Stimmbevölkerung sah das
aber anders. Sie misstraute dem Bundesrat und fürchtete um die
Eigenständigkeit des Landes. So kam es, dass Christoph Blocher mit
seiner Kampagne gegen den EWR massiv Auftrieb erhielt und das Volk
schliesslich am 6. Dezember 1992 mit hauchdünner Mehrheit Nein
sagte zum EWR. Und so befanden sich die Schweiz und die EU in einer
tiefen Beziehungskrise – nur ein halbes Jahr nach dem
Verlobungsantrag. Schreibt uns auf hotspot@srf.ch Das ist ein
Podcast von SRF. Inhalt: Curdin Vincenz und Oliver Washington,
Produktion: Marco Morell, Sounddesign: Mirjam Emmenegger, Musik:
Jérôme Brunner, Mitarbeit: Recherche & Archive SRF Folge 2
unserer Serie gibts ab Mittwoch 21.9.22

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: