631-Die Heiligkeit der Worte-Buddhismus-Buddhismus im Alltag - von shaolin-rainer.de
6 Minuten
Beschreibung
vor 1 Jahr
Die meisten Religionen begründen ihren
Anspruch aus Worten, die vor langer Zeit gesprochen wurden, deren
Heiligkeit über die Jahrhunderte anwuchs, bis sie zu
unerschütterlichen Dogmen wurden, die nicht angezweifelt werden
dürfen.
Der Buddhismus (ganz besonders
der Chan) hat einen völlig anderen Ansatz,
hier sind Worte und Texte nicht im Zentrum der Lehre, sondern die
Wiedergabe von "Herz zu Herz", also von einem Lehrer an einen
Schüler, direkt und ohne Vorbehalte.
So wird die buddhistische Lehre relativ unverfälscht
weitergetragen, da sich keine Stimme über die andere erheben
kann, die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt
im Einklang mit dem Universum.
Hier geht es um den Geist des Buddhas, um
seine Lehre, seine Intentionen, die natürlich über die
Jahrtausende anders interpretiert werden, aber ihrem Sinngehalt
nach erhalten bleiben können. Im modernen Leben ist die Sprache
das Medium, welches uns helfen kann, uns aber auch häufig zu
beeinflussen sucht. Egal ob im Fernsehen, in der Zeitung oder im
Netz, die Basis jeder
Kommunikation ist das gesprochene Wort.
Nach der Lehre Buddhas ist der Geist
als der Empfänger aller Sinnesempfindungen, der Ort, der die
Eindrücke zu einer gefühlten Realität zusammensetzt. Diese
Zusammensetzung erfolgt anhand der
gebildeten Filter, die wir uns über die
Jahre angewöhnt haben.
So kann beim einen Zuhörer die Lehre anders ankommen wie bei
einem anderen, Interpretationen bilden
Abwandlungen, unterschiedliches Verständnis ergeben
verschiedene Perspektiven.
Selbst in der Meditation empfindet nicht ein Mensch wie der
andere, aber die jeweiligen Egos, die sind
fast identisch.
Die Heiligkeit der Worte, die gibt es im
Buddhismus nicht, hier steht kein schriftliches Werk im
Mittelpunkt, das unumstößlich und für die nächsten tausend Jahre
die Handlungen der Menschen vorgeben will.
Ganz im Gegenteil erlaubt besonders der Buddhismus als
Weltanschauung (die Lehre Buddhas ist eben keine Religion) auf
die Erfordernisse der Zeit einzugehen, da der Übertragende ja
gerade ebenfalls ein "Kind der Zeit" ist, also zeitgemäß spricht,
denkt und handelt (vergleichbar mit meinem Blog, der als Motto
"Buddhismus im Alltag" führt, nicht Texte aus längst vergangenen
Tagen aufzeigt (und wenn ja, dann in neuem "Gewand")).
Die Übertragung des Dharmas ist nicht
wirklich einfach, haben sich doch unterschiedliche buddhistische
Anschauungen ausgeprägt, die Lehre selbst zu vermitteln ist sehr
schwer.
Gesichert sind die vier edlen Wahrheiten und der edle
achtfache Pfad des Buddhas, die die
Grundlagen der Lehre darstellen, doch darüber hinaus ist der
Vermittler gefordert, die passenden Worte zu finden, um mit dem
Medium der Sprache die Menschen zu erreichen.
Lasst uns zusammen in die Bedeutung der Lehre des
Lehrers aller Lehrers eintauchen, die Heiligkeit
des Kontexts fühlen, ohne Worte zu benötigen.
Der Weg ist das Ziel!
Reich sein an Wahrheit, Fleiß, tugendhafter Beherrschung, dabei
gute Worte führen, das bringt höchstes Heil
- Buddha -
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