Beschreibung

vor 1 Jahr

In buddhistischen Tempeln erzählt man
sich gerne Geschichten, da meist Handys, Laptops oder Tablets
nicht gestattet sind.


Besonders schön finde ich die Erzählung von
der Suche nach "der Wahrheit".


Es war einmal ein mächtiger König, der
schon alt geworden war. Er hatte eine wunderschöne Tochter, die
sich vor Angeboten kaum erwehren konnte, aber er beschloss, sie
nur dem Mann zur Frau zu geben, der
"die Wahrheit" finden würde. Als er
dies verkünden ließ strömten die jungen Männer aus seinem
Königreich aus, jeder wollte "die Wahrheit" finden und mit der
schönen Prinzessin leben.


Die Heiratswilligen reisten in alle
Tempel, in alle Provinzen, zu jedem weisen Mann, von dem schon
einmal irgendwo berichtet wurde, überall fragten sie nach "der
Wahrheit", wo man die denn finden könnte.


Auf abgeschiedenen Bergen, in entfernten Tälern, in Städten und
in Dörfern, überall brach die
kollektive Suche nach "der Wahrheit"
aus.


"Die Wahrheit" selbst war ebenfalls in die
Jahre gekommen, zu manchen Zeiten stand sie hoch im Kurs, zu
anderen Gelegenheiten musste sie sich verstecken. Von der Suche
nach ihr erfuhr sie schnell, die Vögel brachten ihr die Kunde,
trotzdem verließ sie ihre Höhle in den Bergen nicht, zu viel
hatte "die Wahrheit" über die Jahrhunderte erdulden müssen. Sie
war eine alte Frau geworden, die Haare hingen ihr wirr im
Gesicht, die Falten waren tief, sie hatte keine Zähne mehr, viel
hatte sie schon gesehen, "die Wahrheit" hatte über die Jahre
schwer gelitten.


Da stand auf einmal ein junger
Krieger im Eingang zur Höhle, er war nass und
zittrig, aber er fragte bestimmt: "Bist du "die Wahrheit", ich
suche schon überall nach dir?"


"Ja, ich bin 'die Wahrheit', ich lebe hier abgeschieden, denn die
meisten Menschen wollen "die Wahrheit" eben nicht
hören, schöne Lügen gefallen ihnen
besser, ich bin es leid mit ihrer Dummheit zu leben, da verstecke
ich mich besser hier, aber du komm herein und leiste mir
Gesellschaft."


Die beiden ungleichen Menschen fingen an zu reden, einen ganzen
Tag und eine ganze Nacht lang, ohne Pause. Der junge Krieger
erfuhr Antworten auf alle seine Fragen, er
wurde in kurzer Zeit ein weiser und gebildeter Mann. Er erklärte
"der Wahrheit", warum er überhaupt hier sei, "die Wahrheit" fing
an zu schmunzeln, und sagte: "ja ja, die Liebe".


Der junge Krieger wollte zurück zur schönen Prinzessin,
die Vorfreude übermannte ihn. Da
fragte er, wie er denn beweisen könne, dass er "die Wahrheit"
gefunden habe, und weiterhin, was er über "die Wahrheit" erzählen
solle.


"Die Wahrheit" antwortete ihm weise: "Sag, dass ich jung und
unglaublich hübsch sei,
der Rest ergibt sich von ganz alleine.
Aber sag niemandem, wo du mich gefunden hast."


 


Zweifel an allem. Finde dein eigenes Licht


- Buddha - Ehrenname des indischen Philosophiestifters
Siddhartha Gautama - 560 bis 480 vor dem Jahr Null





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