Folge 1268: ZONE OF INTEREST - Im Paradies stört das Dröhnen der Verbrennungsöfen nicht
Der erste Eindruck direkt nach dem Kino
13 Minuten
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Beschreibung
vor 8 Monaten
Was mir am stärksten aufgefallen ist in Jonathan Glazers THE ZONE
OF INTEREST: Die Illusion, dass wir gar kein inzeniertes Bild
sehen, die Illusion, das das Gezeigte „real“, bzw. „original“
ist. Besonders im ersten Drittel des Films vermitteln die Farben
und Perspektiven den Eindruck, als würden wir Material sehen,
dass 1943 vor Ort gedreht wurde. Diese Form der visuellen
Inszenierung verstärkt enorm die Aussage des Films: Dass die
Integration massenvernichtender Menschenverachtung in den eigenen
Alltag diese Verbrechen erst ermöglicht. Die sonnige
Gartenidylle, die Rudolf Höß‘ Ehefrau Hedwig auf der Außenseite
des Vernichtungslagers Auschwitz, ist ein ebenso paradiesischer
wie perverser Selbstbetrug – immer wieder hörbar durch das
ständige, dunkle Brummen der Ringöfen und sichtbar durch Feuer
und Rauch aus den Schornsteinen.
Es ist eine gute Entscheidung von Jonathan Glazer, dass wir als
Zuschauer:innen die eigentlichen Verbrechen nicht sehen, denn so
bleibt der Fokus ganz auf den Menschen, die die Verbrechen der
Täter mittragen, befürworten und unterstützen. Im Podcast spreche
ich mit Heidi und mit Gisela, deren Perspektive als Kriegskind
(Jahrgang 1937) besonders interessant ist. Wir diskutieren die
pathosfreie Darstellung der Nazis, den „Wannseekonferenz-Moment“,
Sandra Hüllers großartige und furchterregende Darstellung der
Hedwig Höß, über dunkelgraue Leinwände, den ungewöhnlichen Score
und über unsere eigene Erinnerungen an den Besuch der
Gedenkstätte in Auschwitz.
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