Folge 1260: Yasujiro Ozu DIE REISE NACH TOKIO (Tokyo monogatari) #Japanuary2024
Der erste Eindruck direkt nach dem Film
21 Minuten
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Beschreibung
vor 10 Monaten
Der zweite Film, den wir für den Japanuary 2024
geschaut haben, ist Ozus DIE REISE NACH TOKIO. Ein kanonisierter
Film, auch in Europa und in den USA hoch verehrt und DER typische
Ozu-Film schlechthin: Die niedrige Kamera auf der Höhe eines
sitzenden Beobachters, die langen, ruhigen Szenen, die unbewegte
Kamera, die einfachen Sets und nicht zuletzt die Besetzung mit
Chishu Ryu (Vater), Chieko Higashiyama (Mutter) und vor allem mit
der charismatischen Setsuko Hara als Schwiegertochter und Witwe
Noriko. Hier stehen die altgewordenen Eltern im Mittelpunkt: Sie
besuchen ihre Kinder, die aber kaum Interesse an ihnen haben. Im
boomenden Nachkriegs-Tokio ist kein Platz und keine Zeit für das
alte Paar vom Land – nur die warmherzige Schwiegertochter Noriko
ist wirklich gastfreundlich.
Wir werden Zeuge von Gesprächen voller Nichtigkeiten, um
Konflikte und Wahrheiten nicht zur Sprache zu bringen. Erst
Alkohol und Trauer bringen später die Gefühle an die Oberfläche:
Die Schmerzen und Enttäuschungen eines ungelebten Lebens.
Angedeutet werden die Veränderungen in der Gesellschaft und die
Narben, die der Krieg in den Menschen hinterlassen hat. Die
emotionale Reise erzählt Ozu in leisen Tönen und hat damit unsere
ganze Aufmerksamkeit. Er verzichtet auf Irritationen, sein ebenso
langsam wie behutsam inszenierter Film erscheint uns pur und
makellos. Ein Film, dessen Handlung und dessen Figuren wir uns 80
Jahre nach seiner Entstehung verbunden fühlen. Am Mikrofon direkt
nach dem Film: Hendrik, Tom und Thomas.
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