Jubiläumsfolge 1250: KILLERS OF THE FLOWER MOON - Das Geld fließt in die weißen Hände
Der erste Eindruck direkt nach dem Kino
17 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Mein Problem mit diesem Film ist, dass sich Scrosese für etwas
anders interessiert als ich: Scrosese interessiert sich
ausschließlich für zwei weiße Kriminelle: Einen älteren,
zynischen Intriganten, der Freundschaft heuchelt zu Menschen, für
die er schon Mordaufträge gegeben hat und einen jüngeren,
manipulierbaren Idioten, der die Familie, in die er geheiratet
hat, ans Messer liefert. Dabei handelt es sich um die wahre
Geschichte von Osage County – hier waren die Ureinwohner in ihrem
unwirtlichen Reservat auf Öl gestoßen und enorm reich geworden.
Der Reichtum lockte Scharen von falschen Freunden, Betrügern und
Killern an. Sehr viele reiche Osage sterben, auch in der Familie
von Molly, die Ernest, den Neffen des einflußreichen William Hale
heiratet. Scorsese verpasst die Chance, die Geschichte aus Mollys
Perspektive – und damit aus Sicht der Indigenen – zu erzählen.
Wir erfahren wenig über die Osage und ihre Kultur, wenig über die
historischen Hintergründe. Wir erfahren hingegen sehr viel
darüber, wie zwei weiße Kriminelle mit ihren Komplizen Morde
planen und ausführen. Das war Scorsese wichtig. Mir nicht.
Man kann diesen im Mittelteil überraschend konventionell
erzählten Film auch sehr viel positiver sehen: Scorsese lenkt die
Aufmerksamkeit auf ein Kapitel der US-amerikanischen Geschichte,
das viel zu wenig beachtet worden war. Es ist zu loben, dass
Scorsese hier die Dämlichkeit und die Gewalttätigkeit weißer
Männer vorführt. Und grundsätzlich ist es ein großes Epos – 3,5
Stunden Film mit viel Landschaft, viel Kulissen, Requisiten und
Kostümen. Das werden wir in Zukunft nicht mehr so oft – und vor
allem nicht mehr so oft auf der Leinwand sehen. Man kann sich
auch an der Schauspielkunst von Robert De Niros und Leonardo
DiCaprios erfreuen. Hier teile ich die Begeisterung nicht,
vielleicht habe ich mich einfach auch nur satt gesehen an den
beiden. An der starken Präsenz von Lily Gladstone als Molly kann
es allerdings keinen Zweifel geben – ein Blick von ihr stellt
zwei Seiten Dialog von Leonardo DiCaprio in den Schatten.
Im Podcast direkt nach dem Kino sind wir ganz unterschiedlicher
Meinung, Johanna und Heidi diskutieren mit mir über Beginn und
Ende des Films, über ein fettes Jubiläum (1250
Folgen!) und über das Capitol-Kino. Denn es war die
letzte Vorstellung in diesem hervorragend
kuratierten, preisgekrönten und sehr erfolgreichen Programmkino
Capitol&Palatin. Nach einem Gebäudekauf durch ein großes
Immobilienunternehmen wurden neue Räume für das Palatin gebraucht
– ein Versagen der Stadt Mainz, dass hier keine Lösung gefunden
wurde. Wir möchten uns bei den beiden Programmmachern und allen
Mitarbeiter:innen für ihre großartige Arbeit danken! Wir haben in
Capitol&Palatin sehr viele großartige Filme gesehen, sehr
viele SchönerDenken-Episoden zu
anspruchsvolleren Filmen sind vor diesem Programmkino
aufgezeichnet worden. Capitol&Palatin waren die Grundlage der
Kinokultur in Mainz: Wir werden diese Kinos vermissen.
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