Folge 1235: ATALANTE - Aufbruch in die Wirklichkeit
Der erste Eindruck direkt nach dem Kino
10 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
„L’Atalante“ heißt der Flussfrachter, dessen junger Kapitän Jean
das Mädchen vom Dorf, Juliette, heiratet. Sie erträumt sich von
der Ehe den Ausbruch aus der Enge und Besuche in der Glitzerwelt
von Paris. Die Wirklichkeit ist etwas ärmlicher und weniger
aufregend, als Juliette erhofft hatte. Und so rechnet sich ein
charmanter Straßenhändler bei ihr Chancen aus. Die junge Ehe
zwischen Eifersucht, Streit, Selbstverwirklichung und Versöhnung
scheint zu zerbrechen. Der wütende Ehemann muss erst einmal
erwachsen werden, während Juliette mit der harten Wirklichkeit
konfrontiert wird.
Wir haben den französischen Filmklassiker von Jean Vigo in der
Capitol-Jubiläumsnacht als Überraschungsfilm gesehen. Weniger als
ein Dutzend Zuschauer haben bei der Information „französischer
Schwarzweissfilm von 1934“ sofort das Kino verlassen. Das
überwiegend junge Publikum hat sich auf Jean Vigos einzigen
Langfilm eingelassen: Ein tragikomischer Liebesfilm, der in der
Erzählweise, Dramaturgie und Inszenierung seiner Zeit weit voraus
war und mit seinem poetischen Realismus unter anderem die
Filmemacher:innen der Nouvelle Vague inspiriert hat. Eine
einfache Liebesgeschichte mit überraschend subtilen Elementen –
die Charaktere sind komplex und sie durchlaufen in nur 88 Minuten
Laufzeit eine glaubwürdige Entwicklung.
Jahrzehnte gab es den Film nur in einer stark geschnittenen
Fassung, erst 1990 wurde eine längere Fassung entdeckt. Die
ursprüngliche Schnittfassung wurde im Auftrag von Gaumont von
Jean-Louis Bompoint und Pierre Philippe restauriert, wobei vor
allem eine von Bompoint im britischen National Film and
Television Archive entdeckte Kopie des Films zugrunde gelegt
wurde, Wir haben im Capitol die restaurierte Version des British
Film Institute (BFI) gesehen – im französischen Original mit
englischen Untertiteln. Im Podcast nach dem Film reden wir über
einen schlechtgelaunten Hochzeitszug, über die starke
Hauptdarstellerin Dita Parlo, über eine faszinierende
Unterwasser-Sequenz, über eine beeindruckende Tanzinszenierung
und vielschichtige Nebenfiguren (der alte Matrose!) und wir
fragen uns, was aus den Katzen an Bord der L’Atalante wurde. Am
Mikrofon spät in der Nacht vor dem Capitol: Kathrin, Johanna und
Thomas.
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