Folge 1219: Junji Sakamoto OKIKU AND THE WORLD feat. Andras (NipponConnection2023)
Der erste Eindruck direkt nach dem Film
8 Minuten
Podcast
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Kostümfilme laufen immer Gefahr in die Nostalgiefalle zu gehen
und die Vergangenheit zu verklären. Nicht so OKIKU AND THE WORLD:
In Junji Sakamotos Film müssen in der Edo-Zeit in der Mitte des
19. Jahrhunderts zwei junge Männer wortwörtlich einen
„Scheiss“-Job erledigen: Da es keine Kanalisation gibt, löffeln
sie die Exkremente aus den Toiletten, bezahlen dafür Geld und
verkaufen es als Dünger an Bauern. Statt Respekt gibt es Tritte
von Samurai, die glauben dass sogar ihre Ausscheidungen besser
sind als die anderer Menschen. Jeder rümpft die Nase, wenn sie
sich nähern. Nicht so Okiku – obwohl die hübsche und gebildete
junge Frau einer höheren Klasse angehört, respektiert sie Männer
und verliebt sich sogar in einen der beiden.
Diese Liebesgeschichte über scheinbar unüberwindliche
Klassenschranken hinweg ist ganz in schwarzweiss gedreht, was
sowohl der gesellschaftskritischen Ebene als auch den komischen
Momenten eine besondere Intensität gibt. Der Film, der nichts
beschönigt, hat einen lakonischen Humor – wunderbar die Szene,
wenn sich die Liebenden aussprechen und der Schneefall zeigt, wie
lange das dauert Wenige Momente zeigt uns Sakamoto in Farbe und
katapultiert damit den Film für Augenblicke in unsere Gegenwart –
auch eine Art, an die vierte Wand zu klopfen. Im Podcast denken
wir darüber nach, dass sich eigentlich seit damals nichts
geändert hat: Es müssen immer noch Menschen Scheiss-Jobs machen –
ob bei den Entsorgungsbetrieben oder beim Batterierecycling in
Bangladesch, werden ausgebeutet und nicht respektiert. Direkt
nach dem Kino am Mikrofon: Andras und Thomas.
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