Jubiläumsfolge 1200: PETERLOO – Die Verteidigung der Vorherrschaft – feat. Molo
2 Stunden 26 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Wir gehen zwei Jahrhunderte zurück: Grossbritannien 1819. Eine
Kundgebung, geplant von der Manchester Patriotic Union Society.
80.000 unbewaffnete Menschen, die gegen die Getreidezölle und für
eine Parlamentsreform demonstrieren. Wichtigster Sprecher: Henry
Hunt. Doch die lokalen Behörden haben beschlossen, die
Versammlung vor der Rede aufzulösen und die Anführer zu
verhaften. Dafür waren 600 Husaren, 120 Yeomanry-Kavalleristen
und zwei Sechspfünder-Kanonen sowie mehrere hundert Infanteristen
und Polizisten bereitgestellt. 120 Kavalleristen drangen mit
gezogenem Säbel auf die Menge ein, um zu den Rednern
durchzudringen. Henry Hunt (im Film gespielt von Rory Kinnear)
und mehrere andere Personen, darunter Journalisten, wurden
verhaftet. Als die Menge Widerstand leistete, griffen die Husaren
ein. Dabei wurden 15 Menschen getötet, darunter ein Baby, etwa
600 wurden verletzt von Säbelhieben und Schlagstöcken. Nach einer
Viertelstunde war das Massaker vorbei. Und da niemand diese
Geschichte auf die Leinwand bringen wollte, hat es 2018 Mike
Leigh getan. Und da niemand den Film wahrgenommen hat, haben
molosovsky und Thomas von SchönerDenken sich intensiv mit
PETERLOO auseinandergesetzt.
Zitieren wir Ruth Rach vom Deutschlandfunk: “Der Tag ist heiß und
sonnig. Zwischen 60.000 und 100.000 Menschen marschieren in
Richtung St. Peters Field. Männer, Frauen, Kinder. Sie kommen aus
ganz Nordengland. Die Leute tragen Sonntagskleidung. Den Marsch
haben sie wochenlang eingeprobt, denn er soll wohl geordnet
verlaufen. Und friedlich. Niemand ist bewaffnet. Musikbands
begleiten sie auf dem Weg. Die Menschen tanzen, singen, tragen
Spruchbänder. Sie wollen Parlamentsreformen, einen eigenen
Abgeordneten in Westminster und niedrigere Getreidezölle. Dann
rückt die Kavallerie vor, zusammen mit Infanteristen und
Polizisten. Freiwillige Soldaten – von lokalen Fabrikanten und
Geschäftsleuten finanziert – ziehen ihre Säbel, attackieren die
Menschenmenge. Wahllos. Brutal. Sie wollen die Hauptredner
verhaften. Die Kundgebung endet mit einem Blutbad. Mindestens 15
Menschen werden getötet, bis zu 700 verletzt.”
Die totgeschwiegene Geschichte von Peterloo führt Ungleichheit
vor, brutalen Klassismus, eine den herrschenden Klassen dienende
Justiz, die Paranoia des Konservatismus und die Geburt des
Raubtierkapitalismus. Mike Leigh zeigt uns in seinem
hochspannenden, sehr fein beobachtenden und perfekt inszenierten
Film ein Schulfernsehen auf Speed, erklärt, bewegt und haut Molo
und Thomas vom Stuhl – spätestens als der in Waterloo
traumatisierte ehemalige Soldat Joseph (David Moorst) wieder auf
britische Soldaten trifft. Ein episches, ein olympisches, ein
maßstabsetzendes Meisterwerk.
Einen großen Dank an unseren wunderbaren und klugen Gast
molosovsky für die spannende Diskussion und die gemeinsame Liebe
zu diesem Meisterwerk! Bitte beachtet auch am Ende Molos
Literaturhinweise zur Vertiefung der Hintergründe. Und Danke an
Euch Zuhörer:innen für Eure Geduld und Aufmerksamkeit.
PETERLOO ist die zweite Folge einer geplanten gemeinsamen
Trilogie mit molosovsky über Filme, die sich mit der politischen
und sozialen Geschichte des 19. Jahrhunderts beschäftigen. In der
ersten Folge widmeten wir uns dem herausragenden THE
NIGHTINGALE der Meisterregisseurin Jennifer Kent.
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