Folge 1174: AVATAR - THE WAY OF WATER – Das blaue Wunder
14 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Selten hat bei einem Film die Vorerwartung so haargenau getroffen
wie hier:
1. Die Story wird eher dünn sein, vielleicht sogar dünner als
beim ersten AVATAR. Check.
2. Man muss sich den Film auf jeden Fall in 3D auf der großen
Leinwand anschauen, denn die Illusion wird beeindruckend sein.
Check.
Und damit ist eigentlich schon fast alles gesagt. Etwas genauer
gesagt: Die Story ist kaum vorhanden: Mann flieht mit seiner
Familie, Mann wird von seinem Feind eingeholt, Mann muss sich dem
Kampf stellen, Vater-Sohn-Konflikte werden angedeutet. Fertig.
Mehr ist nicht da. Gefühle gibt es nur auf einer
Klischee-Ebene.
Die Feinde sind fast ohne den Hauch einer Schattierung
blutrünstige, geldgeile, schwerbewaffnete Söldner und
Unternehmer, die indigene Völker, deren Lebensraum und
intelligente Meeresbewohner vernichten – also wir. Und die Guten
sind sexy Indianerschlümpfe – jetzt in der schwimmfähigen
Variante. Über deren Kultur, über deren Vergangenheit erfahren
wir nichts – sie sind einfach nur unsere Projektion der edlen
Wilden, naturverbunden, naiv, ein klein bisschen doof. So wie wir
es uns vorstellen. Keine Schrift, keine Tempel, keine
Eigenschaften, die fundamental anders wäre als bei Erdbewohnern.
Das ist kein Worldbuilding, das ist eine blau angemalte
Stereotypenmaschine. Dazu kommt in den wenigen Dialogen ein
gelinde gesagt konservatives Weltbild an die Oberfläche („Der
Vater ist der Beschützer“) und der Held ist immer noch der White
Saviour, der schon wieder die edlen Wilden anführen muss. Das ist
unoriginell, ideenlos, altbacken.
Trotzdem eine grandiose Kino-Erfahrung: In dem Moment, in dem wir
unter die Wasseroberfläche gehen, findet eine Immersion statt,
die jedem anderen computergenerierten Film um ein Jahrzehnt
voraus ist: Die 3D-Effekte sind meisterhaft erarbeitet und
durchgeführt, jede Lichtstimmung im Wasser, vor allem jede
Bewegung der Tiere ist in jeder Sekunde absolut authentisch. Das
ist – wie Guilermo del Toro gesagt haben soll – „Nation
Geographic Under The Sea“ auf Speed. Ein
Science-Fiction-Whalewatching, bei dem einem der Mund offensteht.
Die Filmerzählung ist eine Bankrotterklärung, das Filmspektakel
ist ein Meilenstein. Im Podcast direkt nach dem Film sind
Gabriele, Johanna, Axel, Tom und Thomas am Mikrofon sehr
unterschiedlicher Meinung.
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