Beschreibung

vor 1 Jahr

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In einem buddhistischen Tempel erschien ein sehr
bekannter Krieger, um mit dem Abt zu sprechen.


Der Krieger sagte herrisch: „Mönch, ich komme gerade von einem
Schlachtfeld, ich habe viele Tote und Verwundete gesehen. Das hat
mich zum Nachdenken gebracht. Viel habe ich gehört vom Himmel und
von der Hölle, aber nach dem Gemetzel sah ich nur die Hölle.
Erkläre mir, was ist Himmel, was ist
Hölle“.


Der Abt sah den Krieger nachdenklich an, dann fing er an diesen
unflätig zu beschimpfen: „Du häßlicher Kerl, was
erlaubst du dir hier einfach aufzutauchen, du bist verschwitzt,
du stinkst, es ist noch Blut an deiner Kleidung; jeder Krieger
ist ein Mörder, der nicht einmal einen Funken von Ehre in sich
trägt, du bist von niedrigem Stand, sogar einen Hund würde ich
lieber um mich haben, du weißt, was die Hölle ist, schließlich
ist sie deine Heimat, verschwinde von hier, du Missgeburt“.


In dem Krieger stieg der Zorn hoch, noch niemals
hatte jemand es gewagt so mit ihm zu sprechen, er empfand tiefe
Scham und Schande, griff zu seinem Schwert, er wollte den Mönch
erschlagen.


Da lächelte der Mönch und sagte: „Halt ein, du Krieger. Nachdem
ich dich beleidigt habe, jetzt ist dein Gefühl
die Hölle für dich“.


Erstaunen zog über das Antlitz des Kämpfers, in
diesem Augenblick verstand er, was der Abt ihm sagen wollte, der
unbewaffnete Mönch stellte sich ihm, dem starken Krieger,
furchtlos in den Weg, nur um ihm eine Lektion zu erteilen, um
seine Frage zu beantworten. Jetzt verstand er, was die
„Hölle“ wirklich bedeuten kann. Er wurde sehr
ruhig, der Zorn war verraucht. Tiefer Friede breitete sich in ihm
aus, er spürte eine große Dankbarkeit, mit einem Mal hatte er die
Schrecken des Schlachtfeldes vergessen.


Der Mönch sah ihm tief in die Augen, dann sagte er: „Und jetzt,
du Krieger, jetzt weißt du, wie der „Himmel"
sich anfühlen kann“.


Liebe Leser, das buddhistische Verständnis von "Himmel und
Hölle" ist ein völlig anderes, als etwa das der Christen. Es gibt
kein abgeschiedenes Jenseits, wo durch
göttlichen Beistand ein Weiterleben gesichert ist, oder die ewige
Verdammnis wartet. Der Kreislauf der Wiedergeburten findet seinen
Abschluss, wenn „das Sein" und „das Wollen“ durch die
„ERLEUCHTUNG“ unterbrochen wurde. Wenn wir durch
das torlose Tor geschritten sind, eingegangen in das Nirvana, dem
Karma folgend, alle an das Dasein haftende Vorstellungen,
Wünsche und Begierden hinter uns liegen, dann ist der Abschnitt
dieses Lebens beendet.


Warum die Hölle im Jenseits suchen? Sie ist schon
im Diesseits vorhanden,
im Herzen der Bösen


- Jean-Jacques Rousseau - Wegbereiter
der französischen Revolution und Philosoph - 1712 bis 1778

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