Folge 1150: MEN - Wir Männer sind die Monster
12 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Regisseur Alex Garland rechnet mit seinen Geschlechtsgenossen ab:
In MEN befreit sich Harper Marlowe (großartig: Jessie Buckley)
aus ihrer abusiven Beziehung und Ehe. Ihr vor der Trennung
stehende Ehemann James schlägt sie, entwendet ihr Smartphone und
stürzt vor ihren Augen in den Tod – es bleibt offen, ob er sich
umbringen wollte oder einfach beim Versuch bei ihr einzubrechen
abgestürzt ist. Harper flieht aufs Land – aber sie nimmt das
Trauma mit und das, was die patriarchale Gesellschaft den Frauen
in dieser Situation mitgibt: Hättest Du nicht mehr Verständnis
haben müssen? Wenn Du nicht auf die Trennung bestanden hättest,
würde Dein Mann noch leben. Du trägst Schuld.
Ihr Trauma projeziert sich in jeden Mann, denn sie in ihrem
Rückzugsort auf dem Land trifft: Jeder Mann sieht irgendwie
gleich aus: Der kauzige, zu Beginn sehr freundliche Vermieter,
der verständnislose Polizist, der trotzige, aggressive Junge, der
lüsterne Priester und ein rätselhafter, nackter Waldmann – alle
sehen aus wie Rory Kinnear. Und über kurz oder lang werden sie
alle zu einer tödlichen Bedrohung für Harper, zu einer sich
selbst wiedergebärenden Monstermaschine. Vor der Leinwand weiß
man nicht, was einen mehr erschreckt: die egomanische
Selbstgerechtigkeit des toxischen Ehemannes, die ekelerregende
Lüsternheit des Pfarrers, der alle Frauen als verführende Huren
beschimpft, oder der kalte Sadismus des Jungen.
Alex Garland verzichtet auf jede Subtilität: Wir Männer sind alle
gleich, wir unterscheiden uns nur in Art und Ausmaß der Bedrohung
– das ist die Botschaft, die er mit der Wucht eines
Vorschlaghammers an unsere Tür nagelt. Dabei ist die Mischung aus
fast schon poetischen Bildern, Beziehungsdiskussionen,
wohlgesetzten Schockelementen und blutigem Horror einzigartig.
Als männlicher Zuschauer flüchtet man sich in die Gewissheit,
selbst kein Täter und kein Monster zu sein. Aber wir Männer
können selbst überhaupt nicht beurteilen, ob wir vielleicht nicht
doch durch Rücksichtslosigkeit, durch Anstarren, durch
passiv-aggressiven Druck, durch die Verweigerung von Care-Arbeit,
emotionale Erpressung oder das Ausnutzen männlicher Privilegien
doch Täter und eine Bedrohung sind.
Im Podcast direkt nach dem Kino sieht Johanna schon relativ klar,
Thomas ist noch lange nicht sortiert und Tom hat es früh schon
aus der Kurve getragen.
Text und Podcast stehen unter der Creative Commons-Lizenz
BY-NC-ND 4.0
Quelle: SchönerDenken
Bild Koch Films 2022
Musik von Johannes Klan
Men
UK, 2022, 100 Min., Regie: Alex Garland
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