Folge 1124: JAMES BOND – NO TIME TO DIE: Welche Art Held hätten’s denn gerne?
17 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Achtung SPOILER! Die Erwartungen an James-Bond-Filme sind
mittlerweile absolut unerfüllbar. Ein moderner Held soll er sein,
aber lässig wie in den 1960ern. Glaubwürdig sollen seine neuen
Abenteuer sein, aber die Actionsequenzen sollen so „typisch Bond“
die Grenzen der Physik augenzwinkernd verschieben. Mit jeder
hübschen Frau sofort ins Bett oder doch mittlerweile monogam?
Craigs Bond trauert immer noch um Vesper Lynd und für ihn ist ein
Nein ein Nein, Gottseidank. Die Welt, aus der die Figur James
Bond und ihr ursprünglicher Wertekanon stammen, ist längst
Geschichte. Das Fossil Bond hat es aber bis in die Gegenwart
geschafft und ist dazu verdammt, sich neuen Wirklichkeiten
anzupassen. Während also die einen feiern, dass Bond sich
verändert, haben andere Angst, dass Bond einen veganen Martini
bestellen könnte.
Der 25. Film der Reihe und die Abschiedsvorstellung von Daniel
Craig ist geprägt von einer Liebesgeschichte. Seine
Lebensgefährtin Madeleine musste nicht wie Vesper und die anderen
Bond-Geliebten zuvor sterben. Bond könnte ein Leben jenseits der
Agentenwelt haben, sogar eine Familie. Das gab es bei Bond so
noch nie. Fukunaga inszeniert um diesen romantischen roten Faden
herum einen Action-haltigen, episodischen Thriller mit den
klassischen Bond-Zutaten: Beeindruckende Schauplätze, schöne
Frauen, Kämpfe, das Ensemble der Freunde (M, Q, Moneypenny, Felix
Leiter) und das Ensemble der Feinde (der verrückte
Wissenschaftler, der Erzbösewicht, der die Welt vernichten will,
der Bodyguard des Bösewichts). Bei Fukunaga ist aber alles etwas
subtiler: die Action ist beeindruckend aber real, die
Anspielungen sind subtil, der Humor trocken. Besonders die
Episode auf Kuba ist wirklich großes Kino.
James Bond überwindet in diesem Film seine eigene Heldenrolle:
Als 007 wurde er von Agentin Nomi (sehr stark: Lashana Lynch)
bereits vollwertig ersetzt, nicht einmal der MI6-Pförtner erkennt
ihn oder seinen Namen. Aber er hat etwas gefunden, für das es
sich zu leben lohnt und für das es sich zu sterben lohnt – und es
ist mehr als Königin und Vaterland. Zu James Bond gehörte immer,
dass er am Ende überlebte und mit ihm das Gute siegte, inklusive
klassische Schlusseinstellung mit Bondgirl im Arm und kühlem
Martini in der Hand. Alles vorbei: Aus dem zynischen,
beziehungsunfähigen Killer im Smoking wird nach einem halben
Jahrhundert ein Held, der sich für Menschen opfert, die er liebt.
Nicht nur für Daniel Craig ein besonderer und ein großer Abgang –
hier hätte man auch die Filmreihe beenden können: JAMES BOND WILL
NOT RETURN … Aber es wird weiter gehen mit James Bond, allein
schon weil es ein großartiges Geschäft ist. Mit dem/der nächsten
James Bond-Darsteller:in wird sich das Fossil auf jeden Fall
weiter entwickeln.
Im Podcast direkt nach dem Film prallen die Meinungen wie
Kurzstreckenraketen aufeinander: Während die hoffnungslosen
Romantiker Tom und Thomas den Film lieben und Harald zufrieden
ist, sprechen Heidi und Peter aus unterschiedlichen Gründen
vernichtende Urteile über diesen Bond. Am Mikrofon direkt nach
dem Kino – meinungsstark und diesmal unversöhnlich: Heidi,
Harald, Peter, Tom und Thomas.
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