Beschreibung

vor 1 Jahr

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Einst lebte ein bekannter Chan Meister in einer
einfachen Hütte, er war gerade wegen seiner
Weisheit überall bekannt, seine
Güte kannte keine Grenzen.


Als eines Tages ein Dieb mitten in seiner Hütte stand und rief
"Geld oder Leben" reagierte der Meister
gelassen, ließ sich nicht einschüchtern, und sagte zu dem Dieb:
"hier am Tisch liegt mein Geld, nimm Dir, was Du brauchst, aber
lasse mir genug Geld übrig, damit ich morgen nicht
Hunger leiden muss".


Vollkommen sprachlos ob des seltsamen Verhaltens
des heiligen Mannes nahm der Dieb den Hauptteil vom Tisch,
steckte die Münzen in seine Tasche, und wollte so schnell
verschwinden, wie er gekommen war.


Der Meister rief ihm nach, dass er sich gefälligst bedanken
solle, wenn er etwas bekommt, der Dieb drehte sich erstaunt um,
sagte "Danke", und weg war er.


Einige Tage später wurde der Dieb bei einer anderen Tat erwischt
und verhaftet. Bei der Polizei gestand er im
Verhör alle Verbrechen, auch den Einbruch bei
dem Chan-Meister gab er zu. Als der Meister von der
Polizei zum Diebstahl befragt wurde, sagte er:
"Mir wurde nichts gestohlen, ich habe ihm alles freiwillig
gegeben, er hat sich sogar höflich bedankt, hier muss ein
Missverständnis vorliegen".


Der Dieb wurde für die anderen Taten verurteilt, während seiner
Zeit im Gefängnis besuchte der Meister ihn
häufig.


Als die Strafe verbüßt war, kam der Mann frei. Sein Weg führte
ihn sofort zum alten Mann, der ihm so viel Gutes hatte
widerfahren lassen. "Meister, ich möchte Dein Schüler
werden", sagte er, der weise Mann lächelte zufrieden und
nahm den neuen Schüler freudig auf.


Dieser Schüler wurde im Laufe der Zeit der beste Schüler, den der
Meister jemals hatte und als der Meister eines Tages starb, trat
genau dieser Schüler in die Fußstapfen seines Lehrers, er wurde
selbst zu einer bedeutenden Autorität und ein großer Chan
(Zen)-Meister.


Um klarzusehen, genügt oft nur ein Wechsel der Blickrichtung!


-Antoine de Saint-Exupéry – Französischer
Schriftsteller - 1900 bis 1944


Diesen Wechsel der Blickrichtung lehrte vor 2500 Jahren der
historische Buddha.  Fast alle Menschen,
Dinge oder Begebenheiten kann man "so oder so" sehen, und es gibt
zu allem die unterschiedlichsten Meinungen. Wichtig ist es,
die Bereitschaft die Erkenntnis zu haben und zu
verstehen, dass es mehrere Möglichkeiten gibt zu betrachten, zu
meinen, zu denken, zu fühlen. Was ich
richtig finde, hält ein Anderer für
falsch!


Der allgemeine Irrtum zeugt den Irrtum des Einzelnen,
und, seinerseits, schafft den allgemeinen Irrtum


- Michel de Montaigne - Französischer Humanist -
1533 bis 1592

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