390-Der Inhalt ist wichtiger als der Behälter-Buddhismus im Alltag
7 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
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Eben bin ich im Shaolin Tempel Europe im Büro
des Abtes. Hier gibt es eine umfangreiche Bibliothek mit
buddhistischen Büchern, viele davon haben Chan (Zen) zum Thema,
ich habe mir einige angesehen.
Dabei ist mir aufgefallen, dass alle Bücher über Sutras, Regeln
und die Geschichte berichten, die Essenz der Lehre Buddhas, die
„Erleuchtung“, wird allerdings nicht, oder kaum
behandelt.
Seitenweise werden die Orte aufgelistet, wo Buddha sich
aufgehalten hatte, wo er geboren wurde, wo er unterrichtete, wo
er weilte. Auch sein Nachfolger Bodhidharma wird ausführlich
historisch besprochen, dessen Nachfolger, bis Hui
Neng, in allen Einzelheiten geschichtlich betrachtet.
Die Weitergabe der (Chan)-Buddhistischen-„Lehre“ an japanische,
koreanische und andere buddhistische Mönche wird inhaltlich genau
behandelt.
In einem Buch über Chan (Zen) wird auf fast 300
Seiten beschrieben, wer Buddha war, Ansichten über sein Leben
werden verglichen, aber zum zentralen Thema „Erleuchtung“ stehen
da nur wenige Zeilen. Angeblich erreichte der historische Buddha,
in tiefer Meditation, die erlösende Erkenntnis des mittleren
Wegs, und definierte die vier edlen Wahrheiten. Die Aussage kann
nur von einem Autor stammen, der eben keine „Erleuchtung“
erfahren hat, sondern das Thema „Buddhismus“ wie ein Historiker
abhandelt, und auch das „Erwachen“ nicht ernst nimmt.
Der Grund liegt wahrscheinlich auch in der Tatsache, dass
Jeder von Jedem abschreibt.
Buddhas Weg zur „Erleuchtung“ als Kernaussage
des Buddhismus, kann aber nicht getrennt von seinem Leben
behandelt werden.
Buddha erreichte das „Erwachen“ nachdem er
vollkommen gescheitert war. Er meditierte 6 Jahre lang um etwas
zu erreichen, was ihm in der Anfangszeit noch nicht bekannt war.
Seine verschiedenen Meditationen hatten das Wissen um das Wesen
aller Dinge zum Ziel, allerdings war zu diesem Zeitpunkt auch der
historische Buddha wie ein Blinder, der von der Farbe sprach.
Als er komplett die Suche aufgegeben hatte, gescheitert und leer,
alle Wünsche, Vorstellung und Wertungen von ihm abfielen, erst da
erfuhr Buddha das „Erwachen“.
Die „Erleuchtung“ ist kein körperliches
Phänomen, sondern ein geistiges.
So wie bei Buddha kann Meditation sicherlich
Ihren Weg begleiten, allerdings setzt „Erleuchtung“ die kognitive
Komponente der Erkenntnis voraus, nämlich alles loszulassen,
komplett leer zu werden.
Wenn nun die verschiedensten Autoren über Buddha, Bodhidharma und
Chan schreiben, ohne selbst Erkenntnis erlangt zu haben, ist dies
FALSCH. So werden Suchende in die völlig falsche
Richtung geleitet. Buddha ist nicht nur eine historische
Persönlichkeit, deren Leben chronologisch betrachtet werden kann,
sondern ein spiritueller Lehrer, dessen Lehre sein Leben
ausmacht.
Ohne „Erleuchtung“ erfahren zu haben, sollten
eben keine Texte zum Buddhismus entstehen.
Wenn nach dem ersten Schneefall jemand den Weg bahnt werden
andere dem Pfad folgen!
Wer nichts weiß, muss alles glauben- Marie
Freifrau Ebner von Eschenbach - Österreichische
Erzählerin - 1830 bis 1916
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