338-Zeit-Buddhismus im Alltag
7 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Die Zeit im Kloster verging, der Alltag wurde
eine Abfolge von Gewohnheiten. Mein Meister mahnte mich, dass es
meine Gewohnheiten seien, die meine Aussenwirkung definieren
würden, die selbstverständlich auch einen Einblick in meine
"wahre" Person gewähren würden.
Aufstehen, Anziehen, Spiritualität, Waschen,
Essen, Training, Essen, Waschen, Spiritualität, Ausziehen,
Schlafen. Aufstehen, Anziehen,
Spiritualität, Waschen, Essen, Tagesausflug, Essen, zurück ins
Kloster, Ausziehen, Schlafen, Aufstehen,
Anziehen, Spiritualität, Waschen, Essen, Training, Essen,
Waschen, Spiritualität, Ausziehen, Schlafen.
Die Gewohnheiten waren einfach, es war ein sehr
meditatives Leben, ohne wirkliche Ziele, der Weg war das Ziel!
Heute ist das völlig anders, zu viele Gewohnheiten verderben den
Charakter!
Aus Wochen wurden Monate, immer an den freien Tagen waren wir in
der Provinzhauptstadt der Provinz Henan,
Zhengzhou, die nach der Meinung der meisten
Chinesen als Ursprungsregion der chinesischen Kultur und
Nation gilt; so kommt Laotse etwa von dort. Dort haben wir meist
köstlich gegessen, ich konnte ausserdem europäischen Proviant
ergattern (damals ziemlich anstrengend), erreichte die Eltern
endlich telefonisch (in einer Zeit ohne Handys).
Wir gewöhnten uns ambitioniertere Ziele für die freien Tage an,
nicht mehr nur die Großstadt, sondern Natur und Tempel,
Geschichte und Spiritualität. Etwa waren wir
in Kaifeng, eine der alten Hauptstädte in
der Geschichte Chinas, wir haben andere Tempel besucht,
verschiedene Mönche und Freunde getroffen.
Mir wurde die Zeit nicht gewahr, schon viel zu lange war ich
hier, über ein halbes Jahr, es wurde kalt in den Bergen.
Ohne Heizung hatte ich noch nie einen einzigen
Tag verbracht, welche Konsequenzen daraus folgen kann man sich
nicht vorstellen, welche Spuren da zu folgen waren, welche
Konzessionen es verlangt, so ein Leben, in Europa mögen wir es
eben mollig warm. Die sanitären Verhältnisse waren damit sehr
eingeschränkt, wer zieht schon gerne in der Kälte alle Kleidung
aus. Hauptsächlich wuschen wir uns am Bach, die Toiletten waren
voller Touristen, dreckig und ohne Intimsphäre,
da war die Natur besser.
Ich war einem Mythos hierher nach China gefolgt, die Einzelheiten
waren dabei nicht wichtig, aber mit der Zeit
fing ich an die GEWOHNHEITEN aus der
Wohlstandsgesellschaft zu vermissen. Meine Wünsche fingen wieder
an mich zu belästigen, das Ego verlangte nach
Veränderungen der Gewohnheiten, nach
Abwechslung, Party und Zerstreuung.
Ich überredete meinen Meister Yan Zi in der
Kleinstadt Deng Feng ein kleines Hotelzimmer zu
mieten. Endlich eine eigene Dusche, auch wenn es selten warmes
Wasser gab, im Bottich mit heissem Teewasser gemischt aber doch
machbar. Hier gab es auch bessere Restaurants, wir hatten ja
immer nur im Tempel oder in den Buden drumherum gegessen. Leider
habe ich aus dieser Zeit nur noch wenige Fotos, zu viele Umzüge,
zu viel Ballast, weil der Weg ja das
Ziel ist!
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