297-Wann gibst Du das Leiden auf?-Buddhismus im Alltag
5 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Buddha sagte immer wieder, dass das Leben
leidvoll sei. Und was leiden wir, immer und immer wieder, an
Zurückweisung, an Misserfolg, an zu wenig diesem und zu viel an
jenem, Schmerz folgt auf Schmerz, Kummer und Sorgen beeinflussen
unsere Stimmungen, immer wieder haben wir leidvolle Erfahrungen.
Vielleicht kann folgende Geschichte Ihnen die Worte des
historischen Buddhas gut veranschaulichen.
Ein buddhistischer Mönch war auf der Suche nach
"Erleuchtung", er lebte wie ein Asket, fastete
unaufhörlich, aß fast nichts, kasteite sich, gönnte sich wenig,
betete unaufhörlich. Er litt fürchterlich, weil er wenig zu essen
hatte, keine Freude am Leben fand; sein Leben war untadelig, er
folgte den Lehren Buddhas, seinem Vorbild.
Jedoch das Erwachen wollte nicht zu ihm kommen, die ersehnte
"Erleuchtung" wurde ihm nicht zuteil, was ihm
sehr zu schaffen machte.
In seinem Tempel befragte er die anderen Mönche,
bat jeden, den er traf, um Rat, aber keiner konnte ihm helfen,
konnte ihm sagen, was zu tun wäre.
Er verließ sein Kloster und reiste umher,
ständig bestrebt einen Hinweis zu erhalten wie er seinem Ziel
näher kommen könnte.
So lief er viele Wege zu Fuß, mit seinen alten Mönchsschuhen, von
Dorf zu Dorf, von Tempel zu Tempel, er wurde
ganz besessen von der für ihn alles entscheidenden Frage nach dem
"Erwachen". Die Menschen, die er traf, empfanden
Mitleid mit dem Mönch. Als er einer älteren Bäuerin sein Leid
klagte, sagte sie ihm, dass in den Bergen ein
Chan-Meister lebe, der Pfad dorthin aber
beschwerlich sei, er wohl lange gehen müsse, der Meister auch
kein Mönch wäre, dessen Meinung vielleicht für ihn nicht passend
sei. In seiner Verzweiflung machte der
Mönchsbruder sich trotzdem auf den Weg, er wollte wissen, was der
einsame Lehrer ihm raten könne.
Durch den Wald stieg er den Berg hinauf, immer
schwieriger wurde der Weg zu laufen, dichter und dichter wurde
der Wald, dunkler wurde das Licht, die Sonne war nicht mehr zu
sehen, Bäume standen in seinem Weg.
Aber jetzt war er schon losgegangen, er wollte den Mann befragen,
unbeirrt kletterte er nach oben. Als er auf der Anhöhe ankam, sah
er eine kleine Hütte auf einer Lichtung, Tiere
waren zu sehen, ein kleiner Bach plätscherte ins Tal. Auf einer
Holzbank saß ein alter Mann, der ihn betrachte, als er näher kam.
Der Mönch nannte seinen Namen und brachte sein Anliegen vor.
„Seit vielen Jahren bin ich Mönch, habe die Gebote meines Ordens
immer eingehalten, habe keinen Besitz, esse nur das Nötigste,
allen Genüssen und Vergnügungen habe ich entsagt, kenne keine
Gier, keinen Hass und keine Verblendung; regelmäßig zitiere ich
die heiligen Schriften, aber "Erleuchtung" kann
ich nicht erfahren, darunter leide ich sehr“, so beklagte er sein
Schicksal.
„Was kann ich tun, um mein Ziel zu erreichen?“
Der weiße Mann sah ihn müde an und antwortete: „Gib das
Leiden auf“, dann beachtete er den Mönch nicht mehr,
ging wieder seiner Arbeit nach.
Das Unglück kann stolz machen, das Leiden macht demütig
- Carmen Sylva - Königin von Rumänien und
Schriftstellerin - 1843 bis 1916
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