Beschreibung

vor 2 Jahren

Die fremde Welt hatte mich im Bann, ich war ein Teil des
Shaolin Tempels geworden, bis hierher hatte mich
die fixe Idee getrieben, ich fühlte mich auch wohl, das Leben im
Kloster hatte etwas beruhigendes, die Temperaturen wurden langsam
angenehmer, die Unannehmlichkeiten traten immer weiter zurück.


Seit Wochen trainierte ich mit meinem Meister,
immer drei Tage Training, ein Tag frei, vier Stunden am
Vormittag, dann eine lange Mittagspause von drei bis vier
Stunden, dann weitere vier Stunden Training.


Die ersten Wochen ließ mein Meister nur einige Übungen zu, die
ich zu "Kampfsport" zählen würde. Der Rest waren
Dehnübungen, Gleichgewichtstechniken und Kraftübungen, die mit
den aus Stein gehauenen Gewichten praktiziert wurden. Hoch und
runter mußte ich Bewegungsmuster laufen, die
entfernt an Kung Fu erinnerten, immer in tiefster Stellung, das
Gesäß knapp über der Erde, die Beine stark angewinkelt. Dann mit
Schnelligkeit nach oben, in eine der mir gezeigten Positionen,
Angriffs- oder Abwehrbewegungen folgten. Eine brachiale Tortur,
für Ungeübte fast unmöglich, und die jahrelange Übung der Shaolin
in kurzer Zeit aufzuholen, welch vermessenes Unterfangen.


Fast aus dem Spagat dann wieder nach oben, Position halten,
wieder runter, in einem Bewegungsfluss
eingebaut, der entfernt an das "Formen laufen" aus dem Karate
erinnerte.


Ein Bambusstock über den Schultern, die Hände
auf beiden Seiten darüber gelegt, dann den Stock parallel zu
den Füßen in die eine Richtung, und zurück in die andere. Die
Beine und Füße folgen der Bewegung, der Körper bekommt ein
Schwingmoment, immer wieder, über immer längere Zeit, das
Gleichgewicht wird immer besser.


Mit dem Rücken an der Wand aufgestellt, leicht in den Knien
gebeugt, dann den Oberkörper nach hinten drehend, mit der
nachschwingenden Faust auf Kopfhöhe an die Wand schlagend, eben
dahin, wo etwa der Kopf des Gegners sein müßte. Dann
zurückschwingend, jetzt kommt die andere Schulter vor, die Hand
folgt, die Faust schlagt wieder imaginär zu. Ohne die Wand
wirklich zu berühren, ohne das Gleichgewicht zu
verlieren.


Die Füße parallel im Abstand von ca. 60 Zentimetern, die Knie
gebeugt, die Arme beschreiben gegeneinander kreisende
Bewegungen, dabei geht der Körper auf einem Bein ganz
nach unten, das andere steht ab wie im Spagat. Kurze Pause, dann
beginnen die kreisenden Bewegungen in die andere Richtung, der
Oberkörper kommt kurz hoch, dann geht der Körper auf dem anderen
Bein in Richtung des Bodens, das zweite Bein steht jetzt im
"Halbspagat" ab.


Dazwischen immer wieder Kraftübungen, wie sie
auch im Studio gemacht werden, aber eben mit steinernen
Gewichten, die zum Teil über an der Decke angebrachten Rollen
aufgehängt waren, eine brachiale Schinderei.


Und natürlich das Schlag- und Tritttraining,
ganz ähnlich wie in heutigen Kampfsportschulen, aber ausgestattet
mit dem geheimen Wissen der Shaolin, das mir mein Meister "mit
Händen und Füßen" immer weiter vermittelte (auf dem Beitragsbild
sieht man den selbst gemachten Boxsack).


Bei Krämpfen (und die hatte ich häufig) gab es eine Extraschicht
Dehnübungen, die an sich schon müde machten. Ich
sehnte mich nach den Pausen, besonders nach der
Mittagspause.


Trotzdem, ich hatte meinen Weg gefunden!





Beste Gabe ist Gesundheit; Genügsamkeit ist Reichtums Sonne,
treuste Sippschaft ist Vertrauen, und Nirvana höchste Wonne


- Buddha -





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