219-Toxic Positivity Teil 1-Buddhismus im Alltag
6 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Toxic Positivity nennt man den Teufelskreis der
Erwartung. Und wie wir wissen können gar nicht alle
Erwartungen in Erfüllung gehen, und dann, wenn es eben nicht so
kommt, dann sind wir ja so enttäuscht. Das Leben ist so böse zu
uns, immer läuft alles gegen uns, es ist wie verhext. So, oder so
ähnlich, jammern wir dann, wenn es mal wieder nicht nach unserem
Kopf gelaufen ist.
Und was wir nicht alles erwarten, Geld, Gesundheit, Liebe,
Erfolg, eben nur das Beste ist gut genug, so
gerade noch akzeptabel. Frech fordern wir vom Schicksal ein, wir
bemühen Gott und Götter, Horoskope und Weissagungen liefern die
Bestätigungen. Und wehe es ist nicht nach den persönlichen
Ansprüchen geraten, nicht das Beste vom Besten. Dann wechseln wir
eben den Gott, der alte hat ja offensichtlich nichts getaugt.
Der Trend zu immer mehr Erwartungen hat im Englischen Wort
„Toxic Positivity“ seinen vorläufigen Höhepunkt
erreicht, ist auch in der Psychologie angekommen, ist ein Grund
für die mannigfaltigen Störungen und Erkrankungen der Psyche.
Toxisch ist giftig, und wie bei allen Dingen macht die Dosis erst
das Gift, gerade der normale „Wohlfühl-Buddhist“
erwartet immer mehr, hat das Wollen und Wünschen noch nicht
aufgegeben. Und wir leben in einer normalen Umgebung, nicht
abgeschottet in einem Kloster, wir haben Verpflichtungen, müssen
unseren Lebensunterhalt verdienen, sind im Hamsterrad der
modernen Gesellschaft gefangen.
Als ich seinerzeit im Shaolin Tempel in China
lebte, da war das Leben einfach. Zeremonien, Meditation,
Training, Essen und Körperpflege, dann Schlaf, das waren die
Eckpunkte des Lebens. Heute lebe ich in Stuttgart, bin den ganzen
Tag dabei zu arbeiten, Dinge zu erledigen, dem Geld nachzulaufen,
da kann die Achtsamkeit und der buddhistische Gleichmut schon
auch auf die Probe gestellt werden. Ich war einst ein Mönch,
heute lebe ich im normalen Leben, das ist ein grosser
Unterschied.
Und es sind nicht nur meine Erwartungen (die habe ich mehr oder
weniger beendet, abgestellt, ich lebe so, wie mein Körper es mir
nahelegt, nicht "rational"), sondern die meiner
Umgebung. Die Familie, der Freundeskreis, die
Arbeit, und immer mehr der Staat bedürfen Zeit, die Erwartungen
an mich werden immer mehr. Und es kommt der Moment, wo ich
ungehalten reagiere, obwohl ich das nicht will.
Stellen Sie sich vor wie Sie die Kinder zur
Schule bringen, Sie klatschnass vom Regen werden, dabei ein
Parkticket bekommen haben, im Stau stehen und zu spät zur Arbeit
kommen, dort deshalb "angepfiffen" werden, der Computer abstürzt,
die Dinge der Reihe nach "sauer fahren", und dann kommt Jemand
mit einer ansonsten völlig harmlosen Bitte auf Sie zu, und Sie
flippen völlig aus.
Die Erwartungen werden für Sie giftig.
Aber: Der Weg ist das Ziel!
Hören Sie hier in den nächsten Tagen Teil 2 von "Toxic
Positivity"
Der giftige Saft der Unwissenheit wird durch Gier, Begierde
und Übelwollen verbreitet
- Buddha - Ehrenname des Siddharta Gautama - 560
bis 480 vor dem Jahr Null
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