207-Mein Aquarium - Buddhismus im Alltag
6 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Vielleicht habe einige Leser mitbekommen, dass ich ein Aquarium
vom Shaolin Tempel Europe geschenkt bekommen
habe. Der gute Geist des Tempels züchtet dort im Keller
Zierfische, was einen sehr beruhigenden Aspekt mit sich bringt.
Das Aquarium ist klein, steht auf meinem Schreibtisch, immer
wieder erfreue ich mich am Getümmel, die kleinen Fischchen sind
"munter wie Fische im Wasser", ich erfreue mich an ihrer
Buddha-Natur.
Dabei denke ich so bei mir, dass sie wohl keine Ahnung von der
Situation haben, ihr Behältnis einfach annehmen, ihr
Schicksal wahrscheinlich auch nicht anzweifeln,
wohl nicht nach dem "Sinn des Lebens" grübeln,
sicher auch gar nicht verstehen würden, dass sie "meine" Fische
sind, in einem Wassertank schwimmen, in einer "Kunstwelt" leben.
Es ist auch keinesfalls sicher, ob sie mich "wahrnehmen". Auch
ist nicht klar ob sie mich überhaupt sehen, einordnen können,
oder einfach nur als dicken Schatten erkennen, vor dem es
wegzuschwimmen gilt.
Jedesmal wenn ich in das Aquarium blicke stelle
ich mir vor, dass auch ich in einer Art von
Behältnis leben könnte, welches eine andere Spezies für
mich (und meine Artgenossen) gebaut hat, die jetzt vor einer Art
von Scheibe sind und mich anstarren, wie ich meiner Arbeit
nachgehe, die vielleicht selbst wieder in einem Behältnis sitzen,
von einer weiteren Spezies betrachtet werden. Dies würde sehr mit
der Lehre Buddhas korrespondieren, nachdem alles
nur ein Traum ist, welchen es zu verlassen gilt.
Und die Fische selbst, was wäre, wenn die sich ebenfalls eine
Art von Haustieren halten würden, etwa ein
Algengeflecht, oder kleine Muschelkolonien, oder vielleicht nur
Einzeller. Alles dann in der Folge Spezies, die von sich selbst
denken "einzigartig" zu sein, die nicht den Zusammenhang "nach
draussen" sehen (können), die gar nicht verstehen (können), wie
die Dinge zusammenhängen. So wie Buddha uns die Zusammenhänge
erklärt, weil wir sie eben auch nicht "verstehen".
Können Sie sich (für einen kurzen Moment) vorstellen, dass auch
Sie in einem solchen Käfig (oder Aquarium) sitzen? Über uns eine
Spezies steht, die uns beherrscht, uns die Dinge
zuteilt, die Fütterung für uns organisiert, die unser
gesamte System "erfunden" hat? Ein beunruhigender
Gedanke. Wo wir doch der Meinung sind, dass wir die Krone der
Schöpfung wären (was wir keinesfalls sind). Und wir denken, dass
wir so alles verstehen würden, dass "unsere" Wissenschaft den
"vollen Durchblick" hätte. Oder was wäre, wenn wir nur die
Spielfiguren von irgendwelchen "Spinnern aus der
Zukunft" sind, eben nur die Teile eines
Computerspiels?
Ja, wenn wir aus unserem Behältnis rausschauen, aber nichts
verstehen, was wäre dann?
Der Weg ist das Ziel!
Laß die Toren Ruhm erstreben, sich um nichtigen Vorrang
plagen. Laß sie eitler Herrschaft Truggebilde suchen, laß
sie jagen!
- Buddha - Ehrenname des
Siddharta Gautama - 560 bis 480 vor dem Jahr Null
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