124-Buddhismus im Alltag - Mein Kühlschrank
6 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Ein Blick in meinen Kühlschrank hat mich sehr nachdenklich
gemacht.
Meine Freundin hat drei Monate mit mir zusammengelebt, sie stammt
aus einem sog. Drittstaat, erhält deswegen nur
ein dreimonatiges Visum, muss dann jedesmal wieder ausreisen. Wir
waren für ein Vierteljahr wie ein normales Paar, haben Tisch und
Bett geteilt. Sie lernte im Onlinekurs Deutsch, ich bin normal
meiner Arbeit nachgegangen. Nun jedenfalls ist sie abgereist,
kommt voraussichtlich in drei Monaten wieder.
Die gesamte Zeit war sie die uneingeschränkte Herrin des
Kühlschranks, der ganzen Küche. Überall stehen die Dinge
genauso, wie sie diese hinterlassen hat, das Gemüse hat noch sie
eingekauft, die Anordnung aller Gegenstände ist nach ihrem
System.
Nun, ich weiß, dass sie bald wiederkommen wird, das macht
die Sache soweit unbeschwert (von der
staatlich angeordneten Geldvernichtung einmal abgesehen). Als ich
den Kühlschrank gestern aufmachte, da dachte ich plötzlich an all
die Menschen, deren Partner ebenfalls den Kühlschrank eingeräumt
hat, der dann das Haus verließ, der aber niemals wieder in dieses
Haus kommen wird.
All diejenigen, die einen geliebten Menschen verloren haben,
jetzt in Trauer sind, die durch ihr Zuhause
gehen und ständig an den Verlust erinnert werden, daran musste
ich plötzlich denken.
Und nicht nur durch den Tod werden täglich Millionen getrennt,
nein, auch durch das Leben, Liebende werden getrennt, Familien
zerrissen, Freundschaften abrupt beendet, das Leben spielt
manchmal seine bizarren Kapriolen.
Buddha mahnte uns explizit, dass das
Zusammenleben mit Menschen, die wir eben nicht mögen, leidvoll
sein wird, genau so wie das Getrenntsein von unseren Liebsten,
der Blick in den Kühlschrank steht hier nur als
ein Beispiel. Wahrscheinlich weiß jetzt jeder Leser was ich
meine, kann sich an die eine oder andere leidvolle Erfahrung
erinnern, "fühlt" das Gefühl jetzt nochmals nach, spürt wieder,
wie sich der Magen zusammenzieht.
In einer Million Häusern wird morgen ein Mensch nicht mehr
aufwachen, nicht mehr nach Hause kommen, der Platz am Tisch wird
leer bleiben, die Person wird fehlen, eine Lücke
hinterlassen. Und die Welt wird sich weiterdrehen, fast niemandem
wird das Fehlen dieses Menschen auffallen. Aber jeden Tag öffnet
jemand den Kühlschrank, den ein anderer gefüllt hat. So wie ich,
der die Speisen seiner Freundin vor sich sieht. Es überkam mich
Melancholie, ich dachte daran, dass eines Tages
der Moment kommt, wenn ich von meiner Freundin für immer Abschied
nehmen muss (oder sie von mir). Buddha hatte
absolut recht, das Leben bringt Leiden.
Der Weg ist das Ziel!
Wer die innere Stille gefunden hat, der greift nach nichts, und
er verwirft auch nichts
- Buddha - Ehrenname des Siddharta Gautama - 560
bis 480 vor dem Jahr Null
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