121-Buddhismus im Alltag - Wenn du den Buddha unterwegs triffst, "töte ihn"
7 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Der Satz „wenn du den Buddha auf deinem Weg
triffst, dann töte ihn“ wird oft in der Chan-Lehre verwendet.
Zuerst einmal ein recht erstaunlicher Ausdruck, ist es doch
Buddhisten generell nicht angeraten "zu töten",
nicht Tier, nicht Mensch, die spirituelle Praxis der Lehre lässt
eine Tötung nicht zu.
Das Paradoxon ist dahingehend zu verstehen, dass wir den
Buddha erst in dem Moment sehen werden, in
dem wir "Erleuchtung" erfahren, und ihn dann
töten sollen. Und wir sollen (so paradox das auch ist) eben
nichts und niemanden töten, denn erst wenn wir den Buddha sehen,
dann sollen wir ihn "töten", und da wir dann besagte
"Erleuchtung" bereits erfahren haben (sonst würden wir ihn ja
nicht sehen) ist hier gemeint, dass wir dann als erleuchtete
Wesen dem Buddhaeben nicht mehr "nachlaufen"
werden, er also an Wichtigkeit für uns extrem verloren hat, wir
ihn also dadurch im Prinzip "töten", weil er für uns abrupt
unwichtig wurde.
Denn der Buddha ist in diesem Fall nur ein
Sinnbild, seine Philosophie sagt uns, dass wir "Erleuchtung"
suchen sollen, nicht ihn als religiösen Führer anbeten müssen.
Nicht ihn, nicht seine Statuen, nicht die "heiligen" Bücher,
Buddhismusist keine Religion, sondern eine
Weltanschauung, deren Grundaussage ist, dass wir uns selbst
helfen sollen, ja, helfen müssen. Buddha ist nur die Hand mit dem
ausgestreckten Zeigefinger, der auf die "Erleuchtung" hinweist.
Wenn wir diese "Erleuchtung" dann erfahren haben, dann brauchen
wir den Wegweiser nicht mehr. Das heißt, dass
Buddha von Anfang an für uns unser fokussiertes
Bewusstsein symbolisierte, nicht mehr und nicht weniger. Auf
unserem Weg (und der Weg ist das Ziel) gibt es keine garantierte
"Erleuchtung", nicht etwa weil wir nur "gute"
Taten vollbringen ist uns der Erfolg gewiss, nein, so
funktioniert die Sache nicht.
Nicht weil wir das oder jenes tun werden wir zu "erleuchteten"
Wesen, nicht wenn wir uns anstrengen, nicht wenn wir alles
aufgeben, nein, die "Erleuchtung" kommt dann,
wenn es unser Karma ist sie zu erleben, vielleicht heute,
vielleicht im nächsten Leben, vielleicht nie. Wäre es mit diesem
Erlebnis so einfach, würde es eine Gebrauchsanweisung dafür
geben, sicher hätte Buddha diese seinen
Anhängern verkündet.
"Wenn du den Buddha auf deinem Weg triffst, dann
töte ihn", das soll uns darauf fokussieren, dass selbst der
Lehrer aller Lehrer nur mit dem ausgestreckten Zeigefinger den
Weg weisen wird, gehen müssen wir ihn selbst. Anders wie bei den
grossen monotheistischen Religionen gibt es hier keinen Gott,
keinen Führer, wir selbst müssen aktiv an der Angelegenheit
teilnehmen, können die Verantwortung nicht auslagern, nicht wie
die Schafe dem Schäfer nachlaufen.
Genau das meinte Buddha, als er sagte, dass wir
alles hinterfragen sollen, uns über wirklich alles selbst
Gedanken machen müssen, nicht einfach Dinge als wahr betrachten
dürfen, nur weil andere Menschen uns das so sagen. Und wenn wir
"Erleuchtung" erfahren haben, dann ist selbst
der große Lehrer hinterfragbar, ja sogar irgendwann unnötig.
Wenn die Anhänger des Buddhismus anfangen nur
noch nach Statuen zu suchen, sich darauf beschränken religiöse
Gegenstände als Ersatz für eine richtige Philosophie zu horten,
genau so wie Anhänger von Kulten einfach nur gewisse Rituale,
Bücher oder Fetische sammeln, sich nicht um die "Erleuchtung"
bemühen, dann sind sie auf dem falschen Weg.
Denn der Weg ist das Ziel!
Die Zukunft ist noch nicht gekommen
- Buddha - Ehrenname des Siddharta Gautama - 560
bis 480 vor dem Jahr Null
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