#2 Bach mit Pauken & Trompeten - sein Weihnachts-Oratorium
Töne & Temperamente - das wohltherapierte Klavier
17 Minuten
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Beschreibung
vor 10 Monaten
Es hatte geschneit. Seine Schritte verhalten schnell, der Schnee
schluckte die Geräusche buchstäblich auf. Und doch stöhnte die
weiße Pracht unter seinem Gang – der Schnee knirschte, es war
bitterkalt … Den Schal hatte er fest um den Hals geschlungen und
die zerschlissene Ledertasche, in der er die Noten für Orchester
und Chor transportierte, fest unter den Arm geklemmt. Es war der
25. Dezember 1734 und er befürchtete, dass es ihm nicht möglich
war, mit der ihm angebotenen Sänger- und Musikerschar das Werk -
SEIN Werk - zur Zufriedenheit aller präsentieren zu können. Er
schimpfte vor sich hin: „Stadtpfeifer, Studenten und Knaben –
ahhhh, wie soll diese menschliche Mischung der Musik gerecht
werden?“ Johann Sebastian Bach hatte schlechte Laune und dabei
würde er das Weihnachtsoratorium – oder anders gesagt eine Kantate
davon, heute präsentieren … Die schwere Holztür der Leipziger
Nikolaikirche ächzte, als er sie aufstemmte, um in das
Kirchenschiff einzutreten. Sogleich strömte ihm der Geruch von
Kerzenwachs und Kirchenmoder entgegen. … So oder so ähnlich könnte
sich der Premieren-Abend des Weihnachtsoratoriums zugetragen haben
… Johann Sebastian Bach hatte sein Werk, wie im 18. Jahrhundert
üblich, nicht komplett neu komponiert, sondern früher entstandene
Stücke recycelt - etwa indem er sie mit einem anderen Text versah.
Knapp ein Drittel der Nummern aus dem Weihnachtsoratorium stammt
ursprünglich aus anderen Zusammenhängen, z.B. aus einer
Glückwunsch-Kantate zum Geburtstag von Maria Josepha, Kurfürstin
von Sachsen. Für ihn wie für seine Zeit waren solche Umgestaltungen
unter anderem ein Akt der Ar-beitstechnischen Ökonomie. Für Bach
haftete die Musik nicht am Gegenständlichen, denn ihrem Wesen nach
war sie seelische Bewegung. Mit der Umtextierung und Ausrichtung
auf ein anderes - hier geistliches - Ziel änderte sich das
musikalische Wesen, die Emotion, der Ausdruck selbst nicht,
allenfalls konnte mit anderen Klangfärbungen, besonderen
Vortragsnuancen oder hinzu-tretenden Instrumenten, die Komposition
dem neuen Anlass angepasst werden. Doch das Geniale daran ist:
Bachs Musik wirkt trotzdem keine Sekunde lang wie zweitverwertet.
Sie passt perfekt zu den Gefühlen und Bildern der Weihnachtszeit.
Sie findet einen Ton, der Tausende Menschen Jahr für Jahr aufs Neue
begeistert, ob als darbietende KünsterInnen oder im Publikum.
Deshalb ist das Weihnachtsoratorium von Bach das mit großem Abstand
meistaufgeführte Klassik-Werk der Advents- und Weihnachtszeit,
zumindest in Deutschland. Johann Sebastian Bachs
Weihnachtsoratorium verströmt Jubel und Freude wie kaum eine andere
Musik. Für viele ist das Oratorium daher fest mit der Adventszeit
und dem Weihnachtsfest verbunden.
schluckte die Geräusche buchstäblich auf. Und doch stöhnte die
weiße Pracht unter seinem Gang – der Schnee knirschte, es war
bitterkalt … Den Schal hatte er fest um den Hals geschlungen und
die zerschlissene Ledertasche, in der er die Noten für Orchester
und Chor transportierte, fest unter den Arm geklemmt. Es war der
25. Dezember 1734 und er befürchtete, dass es ihm nicht möglich
war, mit der ihm angebotenen Sänger- und Musikerschar das Werk -
SEIN Werk - zur Zufriedenheit aller präsentieren zu können. Er
schimpfte vor sich hin: „Stadtpfeifer, Studenten und Knaben –
ahhhh, wie soll diese menschliche Mischung der Musik gerecht
werden?“ Johann Sebastian Bach hatte schlechte Laune und dabei
würde er das Weihnachtsoratorium – oder anders gesagt eine Kantate
davon, heute präsentieren … Die schwere Holztür der Leipziger
Nikolaikirche ächzte, als er sie aufstemmte, um in das
Kirchenschiff einzutreten. Sogleich strömte ihm der Geruch von
Kerzenwachs und Kirchenmoder entgegen. … So oder so ähnlich könnte
sich der Premieren-Abend des Weihnachtsoratoriums zugetragen haben
… Johann Sebastian Bach hatte sein Werk, wie im 18. Jahrhundert
üblich, nicht komplett neu komponiert, sondern früher entstandene
Stücke recycelt - etwa indem er sie mit einem anderen Text versah.
Knapp ein Drittel der Nummern aus dem Weihnachtsoratorium stammt
ursprünglich aus anderen Zusammenhängen, z.B. aus einer
Glückwunsch-Kantate zum Geburtstag von Maria Josepha, Kurfürstin
von Sachsen. Für ihn wie für seine Zeit waren solche Umgestaltungen
unter anderem ein Akt der Ar-beitstechnischen Ökonomie. Für Bach
haftete die Musik nicht am Gegenständlichen, denn ihrem Wesen nach
war sie seelische Bewegung. Mit der Umtextierung und Ausrichtung
auf ein anderes - hier geistliches - Ziel änderte sich das
musikalische Wesen, die Emotion, der Ausdruck selbst nicht,
allenfalls konnte mit anderen Klangfärbungen, besonderen
Vortragsnuancen oder hinzu-tretenden Instrumenten, die Komposition
dem neuen Anlass angepasst werden. Doch das Geniale daran ist:
Bachs Musik wirkt trotzdem keine Sekunde lang wie zweitverwertet.
Sie passt perfekt zu den Gefühlen und Bildern der Weihnachtszeit.
Sie findet einen Ton, der Tausende Menschen Jahr für Jahr aufs Neue
begeistert, ob als darbietende KünsterInnen oder im Publikum.
Deshalb ist das Weihnachtsoratorium von Bach das mit großem Abstand
meistaufgeführte Klassik-Werk der Advents- und Weihnachtszeit,
zumindest in Deutschland. Johann Sebastian Bachs
Weihnachtsoratorium verströmt Jubel und Freude wie kaum eine andere
Musik. Für viele ist das Oratorium daher fest mit der Adventszeit
und dem Weihnachtsfest verbunden.
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