Auf Heuchler hören Mt 23,1-12
4 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Jetzt mal ehrlich: Es gibt Menschen, von denen ich mir ungern etwas
sagen lasse. Entweder weil sie mich oder andere schlecht behandelt
haben. Oder weil ihr Verhalten und ihre Worte regelmäßig eklatant
auseinanderfallen. Oder einfach deshalb, weil sie ansonsten
Ansichten vertreten, die ich nicht teile oder denen ich meine,
heftig widersprechen zu sollen. Ich vermute übrigens stark, dass
die allermeisten von euch Lesern oder Hörern solche Menschen
ebenfalls kennen. Und dass sehr viele Zeitgenossen sich von so
wahrgenommenen Menschen gar nichts mehr sagen lassen, sondern sie
meiden, so gut es geht. Entscheidend ist dann nicht mehr, was einer
sagt, sondern wer es sagt. Das ist verständlich. Und ich gestehe,
dass auch ich dieser Versuchung nicht immer gleich gut widerstehen
kann. Aber eine solche Verweigerung ist auch gefährlich. Und zwar
aus mindestens zwei Gründen: Einmal kann es passieren, dass ein
solcher Mensch mir etwas Wichtiges, Richtiges oder Wegweisendes zu
sagen hat. Über eine drohende Gefahr oder eine bevorstehende
Chance, über eine lebensrelevante Erkenntnis oder – was besonders
schmerzhaft ist – über mich. Und zweitens ergibt sich bei solcher
Verweigerung eine negative Abhängigkeit. Wenn der andere schlau
ist, wird er fortan immer wieder Dinge sagen, die wahr sind, und
Auffassungen vertreten, die ich teile, denen ich mich nun aber
nicht mehr anschließen mag. Nicht etwa, weil sie nicht wahr wären.
Sondern nur weil ich mit ihm nichts mehr zu tun haben will und
bereit bin, mich dafür zu verbiegen, wie es nur irgendwie geht.
Wenn ich ein parteilich organisierter Verfassungsfeind wäre, würde
ich es ungefähr so machen. Ein ähnliches Phänomen gibt es auch im
Glauben: Unglaubwürdige Menschen sagen uns glaubwürdige Dinge. Und
ist das nicht in den allermeisten Fällen so? Würde ich alles in
meinem Leben verwirklichen, worüber ich predige, wäre ich ein
heiligmäßiger Mann. Würde ich nur noch das predigen, was ich im
Leben auch verwirkliche, müsste ich fast immer die Klappe halten.
Nähme ich nur ganz gute Menschen ganz ernst, würde ich dumm
sterben. Oder jung. Denn auch der Rat eines Durchschnittsmenschen
kann Leben retten. Jesus macht diese Unterscheidung im Evangelium
überdeutlich: „Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten
und die Pharisäer.“ Sie haben gewissermaßen den „Lehrstuhl“ für die
Offenbarung Gottes inne. In der kennen sie sich gut aus. Und zwar
auch dort noch, wo ihre Lebensführung davon nichts zu wissen
scheint. „Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen“, fährt
Jesus fort, „aber richtet euch nicht nach ihren Taten; denn sie
reden nur, tun es aber nicht.“ Es gibt innerhalb und außerhalb der
Kirche eine Aversion gegen Worte, die nicht von Taten bewahrheitet
werden. Ich teile diese Aversion. Aber das ändert nichts daran,
dass die Worte dennoch wahr und wichtig sein können – selbst wenn
der, der sie sagt, zu ihrer Verwirklichung entweder nicht willens
oder gerade nicht in der Lage ist. Vielleicht sollten sich die
Christen wieder daran erinnern lassen, dass es ja gar nicht ihre
eigenen Worte sind, die sie weitersagen und – möglichst
„authentisch“ – im Leben verwirklichen sollen. Es ist vielmehr das
Wort Gottes, das sie selbst erzählt bekommen und angenommen haben.
Ein Wort, dass auch in den Worten fehlbarer, sündiger, manchmal
auch heuchlerischer Menschen weitergesagt wird und das dennoch von
denen, die es Gott glauben, als Gottes Wort angenommen wird. Mich
berührt die Demut und die Geduld Gottes. Und dass er mir von sich
auch diejenigen erzählen lässt, mit denen ich mich schwertue.
Natürlich höre ich Gutes lieber von guten und Heiliges lieber von
heiligmäßigen Menschen. Aber je mehr Freude ich an dem habe, was
ich von Gott höre, um so weniger ärgert es mich, dass ich dafür
manchmal auch auf Heuchler hören soll. Fra' Georg Lengerke
sagen lasse. Entweder weil sie mich oder andere schlecht behandelt
haben. Oder weil ihr Verhalten und ihre Worte regelmäßig eklatant
auseinanderfallen. Oder einfach deshalb, weil sie ansonsten
Ansichten vertreten, die ich nicht teile oder denen ich meine,
heftig widersprechen zu sollen. Ich vermute übrigens stark, dass
die allermeisten von euch Lesern oder Hörern solche Menschen
ebenfalls kennen. Und dass sehr viele Zeitgenossen sich von so
wahrgenommenen Menschen gar nichts mehr sagen lassen, sondern sie
meiden, so gut es geht. Entscheidend ist dann nicht mehr, was einer
sagt, sondern wer es sagt. Das ist verständlich. Und ich gestehe,
dass auch ich dieser Versuchung nicht immer gleich gut widerstehen
kann. Aber eine solche Verweigerung ist auch gefährlich. Und zwar
aus mindestens zwei Gründen: Einmal kann es passieren, dass ein
solcher Mensch mir etwas Wichtiges, Richtiges oder Wegweisendes zu
sagen hat. Über eine drohende Gefahr oder eine bevorstehende
Chance, über eine lebensrelevante Erkenntnis oder – was besonders
schmerzhaft ist – über mich. Und zweitens ergibt sich bei solcher
Verweigerung eine negative Abhängigkeit. Wenn der andere schlau
ist, wird er fortan immer wieder Dinge sagen, die wahr sind, und
Auffassungen vertreten, die ich teile, denen ich mich nun aber
nicht mehr anschließen mag. Nicht etwa, weil sie nicht wahr wären.
Sondern nur weil ich mit ihm nichts mehr zu tun haben will und
bereit bin, mich dafür zu verbiegen, wie es nur irgendwie geht.
Wenn ich ein parteilich organisierter Verfassungsfeind wäre, würde
ich es ungefähr so machen. Ein ähnliches Phänomen gibt es auch im
Glauben: Unglaubwürdige Menschen sagen uns glaubwürdige Dinge. Und
ist das nicht in den allermeisten Fällen so? Würde ich alles in
meinem Leben verwirklichen, worüber ich predige, wäre ich ein
heiligmäßiger Mann. Würde ich nur noch das predigen, was ich im
Leben auch verwirkliche, müsste ich fast immer die Klappe halten.
Nähme ich nur ganz gute Menschen ganz ernst, würde ich dumm
sterben. Oder jung. Denn auch der Rat eines Durchschnittsmenschen
kann Leben retten. Jesus macht diese Unterscheidung im Evangelium
überdeutlich: „Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten
und die Pharisäer.“ Sie haben gewissermaßen den „Lehrstuhl“ für die
Offenbarung Gottes inne. In der kennen sie sich gut aus. Und zwar
auch dort noch, wo ihre Lebensführung davon nichts zu wissen
scheint. „Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen“, fährt
Jesus fort, „aber richtet euch nicht nach ihren Taten; denn sie
reden nur, tun es aber nicht.“ Es gibt innerhalb und außerhalb der
Kirche eine Aversion gegen Worte, die nicht von Taten bewahrheitet
werden. Ich teile diese Aversion. Aber das ändert nichts daran,
dass die Worte dennoch wahr und wichtig sein können – selbst wenn
der, der sie sagt, zu ihrer Verwirklichung entweder nicht willens
oder gerade nicht in der Lage ist. Vielleicht sollten sich die
Christen wieder daran erinnern lassen, dass es ja gar nicht ihre
eigenen Worte sind, die sie weitersagen und – möglichst
„authentisch“ – im Leben verwirklichen sollen. Es ist vielmehr das
Wort Gottes, das sie selbst erzählt bekommen und angenommen haben.
Ein Wort, dass auch in den Worten fehlbarer, sündiger, manchmal
auch heuchlerischer Menschen weitergesagt wird und das dennoch von
denen, die es Gott glauben, als Gottes Wort angenommen wird. Mich
berührt die Demut und die Geduld Gottes. Und dass er mir von sich
auch diejenigen erzählen lässt, mit denen ich mich schwertue.
Natürlich höre ich Gutes lieber von guten und Heiliges lieber von
heiligmäßigen Menschen. Aber je mehr Freude ich an dem habe, was
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manchmal auch auf Heuchler hören soll. Fra' Georg Lengerke
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