Divine Branding - Göttliches Markenzeichen Mt 22,15-21

Divine Branding - Göttliches Markenzeichen Mt 22,15-21

5 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Am Flughafen stehe ich vor einer riesigen Leuchtreklame. Den
Schauspieler darauf kenne ich. Er hat mir mehrere Geschichten
erzählt, die mich bewegt und beschäftigt haben. Nun steht er vor
einem Abendhimmel und schaut markig an mir vorbei in die Ferne.
Neben ihm eine Lampe, für deren Hersteller er Werbung macht.


Irgendwie fühle ich mich ausgetrickst. Meine Verehrung für seine
Rolle in einer für mich wichtigen Geschichte wird genutzt, um mir
eine Lampe aufzuschwatzen, die ich nicht haben möchte.


Die Verbreitung einer Marke nennt man in der Wirtschaft
„Branding“. So wie in der Viehwirtschaft Rinder mit dem
Brandzeichen ihres Eigentümers versehen werden, wird eine
Identifikation zwischen einer Marke und bestimmten Gütern
hergestellt.


Als Schauspieler stand der Mann auf der Leuchtreklame für
Geschichten, die eine weitergehende Bedeutung haben. Mal als
Bösewicht, mal als Held. Hier am Flughafen steht er nur noch für
das Branding einer Lampenfirma, deren Vertreter er geworden ist.


Mich erinnert das an das buchstäbliche Branding in der
amerikanischen Serie „Yellowstone“. Die Cowboys der gleichnamigen
Farm sind Leibeigene geworden. Sie tragen auf der Brust ein
Brandzeichen, ein „Y“. Sie gehören dem Farmer. Wie die Farm und
das Vieh.


Um eine Art Branding geht es letztlich auch in der heute
gelesenen Auseinandersetzung im Evangelium.


Zwei verfeindete Gruppen tun sich gegen Jesus zusammen. Sie sind
von lobhudelnder Freundlichkeit und wollen ihm mit einer Frage
eine Falle stellen: „Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen,
oder nicht?“, fragen sie. Die einen möchten von ihm hören, dass
man keine Steuern zahlen darf, um ihn als Aufrührer anzuklagen.
Die anderen wollen von ihm hören, man dürfe Steuern zahlen, um
ihn als Kollaborateur mir den Römern zu denunzieren.


Jesus beantwortet die Frage nicht. Er lässt sich einen
Silberdenar geben und fragt zurück: „Wessen Bild und Aufschrift
ist das?“ „Des Kaisers“, antworten seine Widersacher. Darauf
Jesus: „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was
Gott gehört!“


Aber was ist denn „des Kaisers“? Und was ist „Gottes“? Wir können
die Frage allgemeiner stellen: Wem kommt was zu? Wem schulden wir
was?


Dem Kaiser, der „Obrigkeit“, oder der Gemeinschaft schulden wir
Gehorsam gegenüber den Regeln, einen Anteil an den Kosten, eine
Mitwirkung zur Erreichung gemeinsamer Ziele. Aber wir schulden
ihnen nicht uns selbst. Wir gehören ihnen nicht.


Gott aber kommt zu, was keinem Menschen zukommt: Als erstes
Dankbarkeit für alles, was ist, für alle Geber und alle Gaben.
Dann eine Liebe, die alles kosten darf. Und dass ich Ihn in allen
Dingen suche und Seinen Willen tue. Schließlich kommt allein Ihm
Anbetung zu, in der ich mich und die Meinen Ihm unbedingt
anvertraue und von Ihm alles erhoffe und erwarte.


Für die frühen Theologen der Kirche geht es bei der Geschichte
mit der Steuerdrachme nicht nur darum, wem was gehört und
zukommt. Es geht darum, wem und zu wem wir gehören.


„Diejenige Goldmünze gehört dem Kaiser, die sein Bild trägt“,
schreibt Hilarius von Poitiers im vierten Jahrhundert. „Die Münze
aber, die Gott gehört, ist der Mensch, in den das Bild Gottes
eingezeichnet ist. Darum gebt euren Reichtum dem Kaiser, euer
reines Gewissen aber bewahrt für Gott.“


Auch in der Kirche gibt es also eine Art Branding. Aber ein ganz
anderes als das am Flughafen oder das in „Yellowstone“. Sie
spricht von einem „unauslöschlichen Prägemal“, das wir durch
Glaube und Taufe tragen. Eine Art „divine branding“, ein
göttliches Markenzeichen.


Wir gehören nicht dem Kaiser und keiner Macht der Welt. Wir haben
uns nicht verkauft. Wir gehören Jesus Christus. Der will sich uns
einprägen. Nicht damit wir ihm gehören, wie die Cowboys dem
Farmer oder der Vertreter der Marke. Sondern damit wir wieder
werden, was wir ursprünglich sind:


Menschen, die zur Liebe befreit sind.


Fra' Georg Lengerke

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