Königliche Audienz am Kreuz Lk 23,35b-43
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Als der ägyptische König Faruk 1964 abdankte, meinte er, im Jahre
2000 gäbe es nur noch fünf Könige: die vier aus dem Kartenspiel
und den englischen. Als das Christkönigsfest 1925 in der
katholischen Kirche eingesetzt wurde, war der Anfang vom Ende der
europäischen Königreiche längst gekommen. Doch die Verehrung
Christi als König war keine kirchliche Restauration. Sie erzählt
die Wahrheit von der Würde des Menschen, die zeitlos gilt.
Der König, von dem dieses Fest handelt, ist kein Politiker. Sein
Reich ist „nicht vondieser Welt“, auch wenn es in dieser Welt
beginnt. Der König ist der Mensch, der alles, was er ist und hat
und vermag, nicht von unten empfängt, sondern von oben, nicht von
Wahl, Mehrheit und Meinung der Menschen, sondern „von Gottes
Gnaden“. Er ist der, der sich von Gott empfängt und vor Gott
verantwortet – weil alle anderen Autoritäten bestenfalls „Gottes
Stellvertreter“ sind, aber nicht Gott. Er ist der, der als „Bild
des unsichtbaren Gottes“, die Menschen sammelt, so unter ihnen
dient und so über sie herrscht, dass sie gerade bei ihm die wahre
Freiheit finden.
In der Geschichte wird dieses Königtum zunächst unannehmbar sein.
Sein Erscheinungsbild ist armselig. Sein Anspruch ist ein
Skandal. Seine Existenz eine Infragestellung aller bloß
menschlichen Macht. Deshalb muss es verschwinden.
Der „König der Juden“ wird verurteilt und in allen Weltsprachen
verspottet. Der Verurteilte wird als Karikatur eines Königs
verlacht und geschändet. Sein Reich scheint schnell besiegt. Noch
während der Todesfolter ruft man ihm zu, er solle sich und die
anderen doch retten, wenn er denn wirklich ein König sei…
Ersteres unterlässt er, um letzteres zu tun: indem er sich nicht
rettet, rettet er die anderen. Weil er bei ihnen bleibt. Weil er
einer von ihnen wird. In allem wie sie. Außer in der Sünde. Er
geht dahin, wo das Leiden und die Schuld am allergrößten sind. Er
geht an die Stelle der Opfer. Und er geht an die Stelle der
Täter. Er lässt sich antun, was die verdient haben, zu denen er
geht.
Am Kreuz hält der König seine letzte Audienz. Nicht mit denen,
die gnädigerweise vor ihn gelassen werden. Sondern mit denen, zu
denen er sich hat verdammen lassen. Nicht mit den Fürsten oder
den verdienten Bürgern seines Reiches. Sondern mit den
Verworfenen, die keiner mehr kennen will.
Doch einer von ihnen erkennt ihn und erkennt zugleich sich
selbst: „Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere
Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.“ Und er spricht
eine Bitte aus, die hier erstmalig ein Verlorener mit Hoffnung
auf Erhörung einem König zuruft: „Jesus, denk an mich, wenn du in
dein Reich kommst!“ „Heute noch“, antwortet der König, „wirst Du
mit mir im Paradiese sein“.
Am Ende der Zeit wird es nicht nur fünf Könige geben, sondern
ungezählte. Am Ende der Zeit werden wir mit dem König als
königliche Menschen offenbar – von Gott erkannt, versöhnt und
befreit. Am Ende der Zeit – oder „heute noch“.
Fra' Georg Lengerke
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