Leben ohne Nachspielzeit Lk 20,27-38
4 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 2 Jahren
Im Jurastudium bekamen wir zu Übungs- oder Prüfungszwecken
manchmal ziemlich unrealistische, konstruierte Fälle gestellt. An
die erinnert mich der Fall, den die Sadduzäer für Jesus erfinden:
Die Witwe eines Mannes soll seine sechs nacheinander
versterbenden Brüder heiraten, um dem ersten nach jüdischem Recht
„Nachkommen zu verschaffen“. In allen sieben Fällen erfolglos. Um
die Idee der Auferstehung der Toten ad absurdum zu führen,
stellen sie die abschließende Fangfrage: „Wessen Frau wird sie
nun bei der Auferstehung sein?“
Man kann diesen Fall abstrus finden – oder ekelhaft. Aber der
Wunsch des Menschen, sich über seine eigene Lebenszeit hinaus zu
verlängern, ist heute so aktuell wie damals. Entweder durch die
(von den Sadduzäern verspottete) Vorstellung einer Neuauflage des
irdischen Lebens nach der Auferstehung von den Toten. Oder –
häufiger noch – in dem Gedanken der Verlängerung des eigenen
Lebens im Leben der Nachkommen.
Der letztgenannte begegnet mir heute vor allem in zwei Varianten:
In der ersten stellen Menschen sich vor, in ihren Kindern und
Enkeln irgendwie „weiterzuleben“. Auf Nachfrage, wie ich mir das
vorzustellen hätte, ob ihre Kinder wirklich dazu da seien, eine
fremde Identität weiterzutragen, und wie viele
Vorfahren-Identitäten denn dann in der kleinen Enkelin versammelt
seien, werden Theorien aufgetischt, die nicht weniger abstrus
sind als der Fall der Sadduzäer.
Die zweite Variante begegnet uns, wo wir lesen, die Verstorbenen
würden „in unseren Gedanken“ oder „in unserer Erinnerung“
weiterleben und wirklich tot sei nur, wer vergessen werde. Dass
uns das zu Herren über das Weiterleben unserer Vorfahren macht
und unsägliche Gewissensqualen bereiten kann, wo ein Verstorbener
durch Vergessen also ein zweites Mal „getötet“ wird, tut solchen
gängigen Vorstellungen keinen Abbruch.
Jesus Christus hat solchen Ideen vehement widersprochen. Nicht
wir selbst oder unsere Nachfahren sind es, die unser Weiterleben
sicherstellen. Es ist „der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der
Gott Jakobs“ (und wir könnten hier die Namen unserer Vorfahren
und unsere eigenen einsetzen), der uns das Leben, das Dasein
füreinander und die unzerstörbare Gemeinschaft mit ihm schenkt.
Diese unzerstörbare Gemeinschaft mit Gott und miteinander nennen
wir „Himmel“. Das Himmelreich hat mit dem Kommen Jesu auf Erden
bereits begonnen. Wir sollen es suchen und finden, aufbauen und
ersehnen, bis es sich bei Gott einmal vollendet.
Die Eheleute bezeugen in ihrer Nachfolge Christi einander und
miteinander den Himmel. Sie bauen mit an seinem Anbruch in der
Welt und gehen miteinander und den Ihren auf ihn zu. Frauen und
Männer, die den Ruf verspüren, „um des Himmelreiches willen“ (Mt
19,12) auf Ehe und Nachkommen zu verzichten, erinnern uns daran,
dass auch Liebende füreinander nicht der Himmel sein können.
Menschen, die in die ehelose Nachfolge Christi gerufen werden,
sagen uns, dass der Himmel eine Realität über uns hinaus ist.
Dieser Realität verschreiben sie sich, wie andere sich z.B. einer
Familie verschreiben. Sie investieren ihr Leben, um gerade denen
die Gegenwart des Himmels und der Liebe Christi zu bezeugen, die
sie mit Familie nicht erreichen würden. Sie verzichten auf
biologische Kinder, um zusammen mit vielen geistlichen Kindern in
den Himmel zu kommen.
Dort wird es keine sieben Ehemänner mehr geben, keine Witwen und
keine Übriggebliebenen, sondern nur noch Kinder Gottes, die der
unsterblichen Liebe Gottes von Angesicht zu Angesicht begegnen
werden.
Fra' Georg Lengerke
Weitere Episoden
4 Minuten
vor 13 Stunden
4 Minuten
vor 1 Tag
4 Minuten
vor 2 Tagen
4 Minuten
vor 3 Tagen
4 Minuten
vor 4 Tagen
In Podcasts werben
Kommentare (0)