Engagiertes Vertrauen Lk 18,1-8

Engagiertes Vertrauen Lk 18,1-8

4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Ich gehe Leuten ungern auf die Nerven. Ich möchte nicht lästig
sein. Und ich werde ungern unhöflich – oder für unhöflich
gehalten. Aber es gibt Situationen, in denen solche Rücksichten
nicht mehr möglich sind. Notlagen, in denen ein höheres Gut
gefährdet ist. Anliegen, die wichtiger sind als die Schonung der
Nerven dessen, der helfen kann oder zu helfen verpflichtet ist.


Im heutigen Gleichnis erzählt Jesus von einer Witwe, die jede
falsche Rücksicht hat fahren lassen. Wir sollen uns eine
mittellose Frau vorstellen, deren Leben bedroht ist, die Schutz
und Auskommen verloren hat und deren einzige Chance das ihr
zustehende und bislang verweigerte Recht auf Unterstützung ist.


Sie gerät an einen Richter, der ein gottloser Menschenverächter
ist. Und dem macht sie mit ihrer durchgehaltenen Unnachgiebigkeit
das Leben zur Hölle – so sehr, dass er gar einen tätlichen
Angriff fürchtet.


Es ist, als ob diese Frau ihre ganze Lebenskraft in ihren Appell
gelegt hätte, in ihr geduldiges Bestehen auf seine Hilfe und in
das ganz unwahrscheinliche Vertrauen, dass selbst dieser Schuft
ihr schließlich zu ihrem Recht verhelfen wird.


Wenn schon dieser Mann sich am Ende erweichen lässt, sagt Jesus,
um wieviel mehr wird Gott den Menschen Recht verschaffen, die
ihre Lebenskraft dahinein legen, in allem, was sie denken, sagen
und tun, Gott zugewandt zu leben und auf ihn zu vertrauen.


In seinem Exerzitienbuch empfiehlt der heilige Ignatius von
Loyola ein solches „engagiertes“ Vertrauen: „Vertraue so auf
Gott“, schreibt der Gründer der Jesuiten, „als ob der Erfolg der
Dinge ganz von dir, nicht von Gott abhinge; wende dennoch dabei
alle Mühe so an, als ob du nichts, Gott allein alles tun werde.“


Ignatius hat sich nicht verschrieben. Unser Vertrauen soll nicht
darauf gerichtet sein, dass wir selbst bewirken, worauf wir
vertrauen. Wir sollen gerade nicht nur uns selbst vertrauen – so
als wäre Gott nur eine Ermutigung dazu, dass wir uns selbst Gott
sind.


Ignatius sagt, dass wir so auf Gott vertrauen sollen, als hinge
alles von unserem Vertrauen ab. Wir sollen unsere ganze Kraft,
Mühe und Geduld in unser Vertrauen legen, dass schließlich Gott
bewirken wird, was nur er bewirken kann.


Unser Vertrauen soll nicht nur ein stilles, bangendes Abwarten
sein. Sondern eine Haltung, in der wir mit aller Kraft und Geduld
uns in allen Lebensvollzügen für Gott offenhalten, von dem alles
kommt, was wir sind und haben.


Am Ende soll uns nicht die Frage sorgen, ob wir einen Gott
finden, der uns zugewandt ist, und ob der wahr macht, was er uns
versprochen hat.


Am Ende soll uns die Frage sorgen, ob Gott Menschen finden wird,
die ihm zugewandt sind. „Wird der Menschensohn, wenn er
kommt,
den Glauben auf der Erde finden?“, fragt Jesus. Wird er Menschen
finden, die die Geduld nicht verloren und nicht aufgegeben haben,
mit der heiligen Unverschämtheit jener Witwe zu beten, die selbst
den bösen Richter zittern ließ?


Fra' Georg Lengerke

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