220717 BDZ 16SoJkr C Die Christusdarstellerinnen Lk 10,38-42
4 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 2 Jahren
Neulich bei den Passionsspielen in Oberammergau: Der dargestellte
Jesus war ein ungeduldiger und unleidlicher, schimpfender und
schlecht gelaunter Sozialaktivist, von dem kein freundliches Wort
zu hören war. „Eigentlich müsste alles anders sein, aber ihr
rafft es nicht!“, das war die unfrohe Botschaft des Nazareners
aus Oberbayern. In Oberammergau hat mich einiges fasziniert, aber
die Christusdarstellung war missglückt.
Auch in der Kirche geht es um Christusdarstellung. Allerdings
nicht im Spielen der Rolle eines längst Verstorbenen. Sondern im
Sichtbarmachen eines unsichtbar Gegenwärtigen. „Christus ist
unter euch“, schreibt Paulus in der heutigen zweiten Lesung (Kol
1,24-28) der Gemeinde von Kolóssä. Deshalb nennt er sie auch
„Leib Christi“.
Was gehört zu dieser Sichtbarmachung? Für Paulus gehört dazu,
dass im Leiden der Jüngerinnen und Jünger um Christi willen das
Leiden Christi selbst sichtbar wird. Zur Sichtbarmachung Christi
gehört dazu, dass mit den Gaben und Ämtern Christi der Kirche
gedient wird. Und schließlich wird Christus darin sichtbar, dass
in der Gemeinschaft mit Ihm auch jeder Mensch vollkommen zum
Vorschein kommt.
Auch Maria und Marta von Bethanien, die beiden mit Jesus
befreundeten Schwestern, zeigen uns etwas, was später im Leben
der Kirche nach Ostern und Pfingsten zur Sichtbarmachung Christi
gehören wird:
Die eine, indem sie auf Jesus und mit Jesus auf Gott den Vater
hört. Die andere, indem sie Jesus und mit Jesus den Gästen dient.
Beides gehört zum Leben der Christen und der Kirche:
die Kontemplation und die Aktion,
das Hören seines Wortes und das Tun seines Willens,
die Sorge Jesu für uns und unsere Sorge für ihn – und mit ihm für
die Menschen.
Wer das Wort Gottes hört, aber nicht tut, was er hört, der ist
ungehorsam. Wer dient, aber nicht hört, was er tun soll, der ist
unwirksam oder überfordert (oder beides).
Ein Problem der beiden Schwestern ist, dass sie nicht miteinander
reden. Maria schweigt. Marta beklagt sich bei Jesus über ihre
untätige Schwester und über sein scheinbar mangelndes Interesse
an ihrer ganzen Müh und Not.
Wenn Marta von Maria hören würde, was Jesus und die Seinen sagen,
würde sie müheloser, fröhlicher und liebevoller dienen.
Wenn Maria von Marta wüsste, wie es ist, für Jesus und die Seinen
zu sorgen, würde sie sein Wort wirksamer und bereiter hören.
Die Kirche gleicht mitunter den beiden sprachlosen Schwestern. –
Und sie gleicht dem schlechtgelaunten Jesus von Oberammergau, für
den eigentlich alles anders sein müsste.
Je mehr wir Heutigen aber mit Marta hörend dienen und mit Maria
dienend hören, um so ähnlicher wird die Kirche Christus sein –
dem unsichtbar Gegenwärtigen, der in ihr lebt und durch sie
sichtbar wird.
Und wo das geschieht, da mag diesem Christus dann glauben, wer
will.
Fra' Georg Lengerke
Weitere Episoden
4 Minuten
vor 14 Stunden
4 Minuten
vor 1 Tag
4 Minuten
vor 2 Tagen
4 Minuten
vor 3 Tagen
4 Minuten
vor 4 Tagen
In Podcasts werben
Kommentare (0)