Tastend und stotternd – Dreifaltigkeit Spr 8,22-31
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Seien wir ehrlich. Der „Sonntag der göttlichen Dreifaltigkeit“
eine Woche nach Pfingsten ist für Prediger eine Herausforderung.
Auch für mich. Ich ringe um die richtigen Worte. Die
Dreifaltigkeit Gottes ist mir unergründlich. Zugleich ist sie mir
jedoch auch ganz plausibel.
In der vergangenen Woche war ich mit den Maltesern und älteren
oder behinderten Pilgern in Lourdes. Einer ist für den anderen
da. Bei der Körperpflege, beim Essen, bei der Fortbewegung. Für
manche könnte es das schon gewesen sein. Und genauso beschreiben
viele Menschen auch ihr Verhältnis zu Gott: Gott ist für mich da.
Er sorgt für mich, Er beschützt mich, Er führt mich…
Aber war es das schon? Sobald ich genauer hinsehe, geht es auch
in Lourdes bei diesem Dasein füreinander praktisch nie bloß um
zwei. Es geht um mehr als darum, dass einer barrierefrei „satt
und sauber“ ist.
Eigentlich geht es nämlich immer um drei: Einer zeigt dem anderen
einen Dritten. Einer hilft einem anderen, einen Dritten zu
verstehen oder sich ihm mitzuteilen. Einer ist mit einem anderen
unterwegs zu einem Dritten, zeigt ihm einen Dritten, übersetzt
einen Dritten oder freut sich mit dem anderen an einem Dritten.
Zur Vollkommenheit der Liebe gehören immer drei, sagt Richard von
St. Victor (12. Jh.): einer, der liebt; einer, der antwortend
liebt; und einer, der mitliebt.
So ist es auch mit Gott: Nicht nur, wo Gott für zwei Menschen der
hinzukommende Dritte ist. Wenn Gott sich in der Geschichte
offenbart, dann kommt er mindestens an zwei Stellen vor. Als der,
der offenbart, und als der, der offenbart wird. Gott der Vater
wird versichtbart vom Sohn als der Mensch Jesus von Nazareth. Der
Sohn wird offenbart und vergegenwärtigt vom Heiligen Geist. Und
der Heilige Geist wird Menschen gesandt von Gott dem Vater.
Wenn Gott die vollkommene Liebe ist, dann muss er das auch ohne
uns Menschen oder die Welt oder irgendetwas anderes sein, was er
lieben kann. Gott braucht die Welt nicht, um die vollkommene
Liebe zu sein. Und niemand möchte gebraucht werden, damit
irgendein anderer jemanden zum Lieben hat.
Aber die Liebe Gottes hat "Freude daran, bei den Menschen zu
sein" (Spr 8,31) und sie hat Freude daran, dass die Menschen bei
ihr sind, sie suchen und finden können, Zugang zu ihr bekommen
(Röm 5,2) und zu ihr gehören.
Die Dreifaltigkeit Gottes ist mir unergründlich und zugleich sehr
plausibel. Gott ist ein Was(Gott) und drei Wer (Vater, Sohn und
Heiliger Geist). Gott ist nicht einfach bloß für mich da.
Vielmehr darf ich zu ihm gehören. Er nimmt teil an meinem Leben
und Leiden. Er offenbart sich mir als ein Mensch und in der Kraft
des Hl. Geistes. Er lebt und stirbt für mich, er leidet und liebt
mit mir, er seufzt und betet in mir und leitet mich (Joh 16,13) –
ohne aufzuhören zugleich der unergründliche, unbegreifliche
Schöpfer des Alls zu sein.
Das ist mein größtes Geschenk: Dass ich teilnehmen kann an Gottes
Leben – zusammen mit den Menschen, für die ich da bin und die da
sind für mich.
Deshalb ist von der Dreifaltigkeit Gottes zu reden – wenngleich
auch ich das immer nur irgendwie tastend und stotternd vermag.
Fra' Georg Lengerke
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