[Gottes] Leben teilen – Christi Himmelfahrt Apg 1,1-11

[Gottes] Leben teilen – Christi Himmelfahrt Apg 1,1-11

5 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

„Leben teilen“ ist das Motto des Katholikentages dieses Jahr. Was
teilen wir, wenn wir Leben teilen? Mir fällt zuerst ein: Zeit.
Dann: materielle und geistige Dinge. Teilen kann heißen:
zerteilen und verteilen; mitteilen oder teilhaben; teilnehmen und
teilgeben.

Wir können alles Mögliche miteinander teilen. Um alles Mögliche
geht es auch bei Parteitagen, Gewerkschaftsversammlungen oder
Kulturveranstaltungen.

In der Kirche soll es jedoch auch darum gehen, dass wir das
Unmögliche teilen. In Jesus teilt Gott das Leben der Menschen und
teilt mit uns sein Leben – in der Schöpfung, in der Geschichte
des Volkes Israel und in der Menschwerdung Gottes in Jesus
Christus.

Davon, wie Gott das tut, handelt auch das Fest der Himmelfahrt
Christi. Drei Stichworte helfen uns, zu verstehen und zu
verwirklichen, was das heißt: „Gottes Leben teilen“.

Bleibt! „Bleibt in der Stadt“ (Lk 24,49), sagt Jesus den Jüngern
bevor er zum Vater geht. „Geht nicht weg aus Jerusalem.“ (Apg
1,4) Die Jünger sollen in Jerusalem bleiben, obwohl alles
dafürspricht, diese Stadt hinter sich zu lassen. Sie ist der Ort
des Verrats und der Korruption, der Gewalt und des Grauens, und
immer wieder der Ort des Abschieds.

Aber sie ist zugleich eben auch die Heilige Stadt: der Ort, an
dem er sich offenbart und wo „sein Name wohnt“. Sie ist der Ort,
an dem Gott das Leben der Menschen teilt – bis in alle Schuld,
allen Schmerz, alles Leiden und bis in den Tod hinein. Jerusalem
ist die Stadt, in der Jesus den Aposteln „vierzig Tage hindurch
[…] erschienen [ist] und […] vom Reich Gottes gesprochen
[hat].“

Jerusalem ist überall da, wo Gott unser Leben teilt. Unser Leben
mit seinen Höhen und Tiefen, mit Treue und Verrat, Liebe und
Schuld. Überall da, wo Gottes Erbarmen auf die menschliche
Erbärmlichkeit und Gottes Liebe auf menschliche Schuld trifft.
Bleibt in Jerusalem, sagt Jesus. Bleibt dort, wo Gott sich im
wahren Leben offenbart. Bleibt in der Kirche. Bleibt bei den
Menschen, deren Leben Gott teilt – besonders bei den unter die
Räder Gekommenen.

Empfangt! Die Jünger sollen nicht in Jerusalem bleiben, damit
alles so bleibt, wie es ist. Sie sollen in Jerusalem bleiben,
weil gerade dort etwas Neues, etwas den Menschen Unmögliches
geschieht. Sie sollen bleiben bis sie „mit der Kraft aus der Höhe
erfüllt“ werden (Lk 24,49)!

Einerseits sollen wir bei dem bleiben, was Gott schon getan hat.
Andererseits sollen wir erwarten, was Gott schenkt und offenbart
und tut. „Ihr [..] werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen
Geist getauft werden“, sagt Jesus. Aber der Heilige Geist ist
nicht einfach nur eine Welle der Begeisterung für alles Mögliche.
Er tut das Unmögliche, er teilt mit uns das Leben Gottes. Wir
werden befähigt, hier auf der Erde und im Alltag, das Leben und
die Liebe Jesu zu teilen.

Diese Verbundenheit wünscht Paulus der Gemeinde in Ephesus: „Der
Geist der Weisheit und Offenbarung […] erleuchte die Augen eures
Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn
berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den
Heiligen schenkt und wie überragend groß seine Macht sich an uns,
den Gläubigen, erweist durch das Wirken seiner Kraft und
Stärke.“

Geht! Der Geist Gottes lässt die Jünger nicht da, wo sie sind.
Der Geist Gottes bewirkt Bewegung und befähigt zur Sendung: „Ihr
ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und
Samárien und bis an die Grenzen der Erde.“

Der Heilige Geist verwandelt Menschen in Zeugen dafür, dass Gott
das Leben der Menschen teilt, und in Männer und Frauen, die das
Leben und die Liebe Gottes teilen. Dieses Leben Gottes dürfen die
Jüngerinnen und Jünger Jesu nicht für sich behalten. Damit müssen
sie in die Welt gehen. Bleibt! Empfangt! Geht! Damit Ihr mit
Christus das Leben der Menschen teilt und mit den Menschen das
Leben Gottes teilt. Damit Ihr das Leben und die Liebe teilt, die
der Tod nicht töten kann. 

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