„Der kleine Frieden im großen Krieg“ (M. Jürgs) Joh 14,23-29
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Weihnachten 1914 kommt es mitten im Ersten Weltkrieg zu einem von
den kriegführenden Mächten nicht vorgesehenen „Zwischenfall“.
Deutsche, britische und französische Soldaten schließen einen
Waffenstillstand, begraben ihre Toten, spielen Fußball und feiern
Weihnachten miteinander. Michael Jürgs hat darüber ein Buch
geschrieben. Es trägt den Titel: „Der kleine Frieden im großen
Krieg“ (2003).
Wir hören wieder von einem großen Krieg. Und vielleicht hören wir
sogar manchmal Geschichten vom kleinen Frieden. Aber häufiger
noch höre ich von einem Unfrieden, der wie eine Bugwelle der
Krisen dieser Zeit die Herzen von Menschen umtreibt.
„Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht“, sagt Jesus
beim Abschied von seinen Jüngern. Wie klingt das für jemanden,
der ein beunruhigtes und verzagtes Herz hat? Vor allem, wie
klingt das für jemanden, der allen Grund hat, beunruhigt und
verzagt zu sein?
Es ist zunächst wichtig, dass ich mich der Beunruhigung und
Verzagtheit meines Herzens stelle. Die sind nicht
notwendigerweise immer ein Zeichen von Kleinglauben. Auch Jesus
war damit vertraut. Mitunter sind sie eine normale, angemessene
Reaktion. Wir sollten lernen, mit Unruhe und Verzagtheit zunächst
umgehen zu können, wenn sie nicht gleich überwunden werden
können. In dem Film Roter Drache (2002) sagt der Mörder Hannibal
Lecter zum Kommissar, mutig sei der, der mit seiner Angst umgehen
könne. (Und bietet ihm bei der Gelegenheit auch gleich an, ihm
das beizubringen.)
Jesus spricht bei seinem Abschied von einem Frieden, den er
„gibt“, der der „seine“ ist und „nicht [so] wie die Welt ihn
gibt“ ist. Was ist damit gemeint? Gemeint ist ein gerechter
Frieden, der in der „Ruhe der Ordnung“ (Augustinus) besteht. Es
geht um einen Frieden, der mit Versöhnung mit Gott und meinen
Nächsten zu tun hat, um die ich bitten und die ich gewähren darf.
Und es geht schließlich um einen Frieden, der auch dann Bestand
hat und mächtig ist, wenn die Welt um mich keinen Frieden gibt.
Um diesen Frieden in mir geht es mir zuerst, wenn mein Herz
unruhig oder verzagt ist. Um einen Frieden, für den ich nicht auf
eine wunderbare Verwandlung der friedlosen Welt oder auf die
Bekehrung meiner schwierigen Nächsten warten muss.
Manchmal spreche laut aus, was mich bedrängt. Abends allein am
Gebetsplatz in meinem Zimmer. Manchmal auch mit anderen in der
Kapelle. Und ich bitte um den Heiligen Geist, den „Beistand“, von
dem Jesus spricht. Durch ihn vereinigt sich mit mir jener Gott,
der Mensch wurde und selbst ein verzagtes und beunruhigtes Herz
hatte und das meine besser kennt als ich es kenne.
Wo wir uns mit jenem Gott verbinden, der sich in seiner
Menschwerdung und seiner Geistsendung mit uns verbindet, da
beginnt hier schon in uns „der kleine Frieden im großen Krieg“.
Den brauchen wir auf dem Weg bis dahin, wo der „große Friede“
alles in allem sein wird.
Fra' Georg Lengerke
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